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Das Foto zeigt neugeborene KaninchenbabysBragapictures / shutterstock.com

Geburt und Aufzucht von Kaninchenbabys

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Die Trächtigkeit von Kaninchen endet mit der Geburt der Kaninchenbabys. Etwa einen Tag vorab sinkt die Körpertemperatur der Häsin um mindestens ein Grad Celsius. Die Geburtsdauer beläuft sich im Durchschnitt auf etwa dreißig Minuten. Je Wurf sind zwischen vier und zehn Jungen möglich. Im Folgenden finden Sie alle wichtigen Informationen rund um die Geburt und Aufzucht von Kaninchenbabys.

So läuft die Geburt von Kaninchenbabys ab

Entweder am Tag der Geburt oder bereits wenige Tage im Vorfeld baut das Kaninchenweibchen an einem geschützten Platz ein Nest. Hierfür wird Bauchfell oder Fell der Wamme verwendet, welches sich etwa fünf Tage vor dem Geburtstermin lockert.

Das Foto zeigt Kaninchenbabys im Nest
Die Häsin nutzt das Fell ihrer Wamme für den Nestbau
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Die Jungen kommen überwiegend in den frühen Morgen- oder späten Abendstunden zur Welt. Unmittelbar nach der Geburt beginnt die Mutter damit, die Neugeborenen zu putzen, die Plazenta zu fressen sowie die Nabelschnur zu durchtrennen.

Dabei befreit die Häsin ihre Jungen von der Eihaut. Durch das Putzen wird der Kreislauf der Jungtiere belebt und diese nehmen den Geruch der Mutter an. Dies wirkt sich positiv auf die Mutter-Kind-Bindung aus. Die Häsin nimmt auch die Ausscheidungen des Nachwuchses auf, um das Nest sauber zu halten.

Das erste Säugen direkt nach der Geburt ist wichtig, damit der Nachwuchs die sogenannte Kolostralmilch zu sich nimmt. Diese ist für das weitere Überleben unverzichtbar. Aufgrund der durchlässigen Plazentaschranke bilden die Jungtiere ihr Immunsystem bereits im Mutterleib aus.

Bis zu fünf Tage nach der Geburt nimmt das Weibchen das Nachgeburtsmaterial zu sich.

Schon gewusst?

Die Musterung der nackten Babys gibt Aufschluss darüber, wie die spätere Farbverteilung des Fells aussehen wird. Am zweiten Tag zeigen sich bereits die ersten Haarspitzen. Im Alter von sechs Tagen besitzen die Jungtiere ein prächtiges Haarkleid.

Die Aufzucht der Jungtiere

Das Foto zeigt eine Häsin die ihre Jungtiere säugtLNbjors / shutterstock.com

Kaninchenbabys kommen nackt, blind und taub zur Welt. Die Ohren funktionieren rund eine Woche nach der Geburt. Die Augen öffnen sich erst im Alter von etwa zehn Tagen. Als Nesthocker verbleiben Kaninchen den größten Teil des Tages zusammengekuschelt im Nest.

Das Säugen der Jungtiere nimmt einmal täglich nur wenige Minuten Zeit in Anspruch, sodass Sie dies mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mitbekommen werden.

Kaninchenweibchen besitzen insgesamt vier Milchdrüsen. Um alle Jungtiere aus einem Wurf versorgen zu können, sind unter Umständen mehr Zitzen vorhanden. Bei einer Fütterung nehmen die Jungen bis zu 20 % ihres Körpergewichts an Milch auf.

Verhalten der Jungtiere

Die Kaninchenmutter hält sich außerhalb der Fütterungszeiten vom Nest fern. Bevor sie sich entfernt, verschließt die Häsin den Zugang zur Nisthöhle. Dieses Verhalten soll dem Schutz der Jungtiere dienen, damit Fressfeinde nicht auf die Kaninchenbabys aufmerksam werden.

Gut zu wissen!

Hat die Kaninchenmutter aus Platzgründen keine Möglichkeit dem Nest fern zu bleiben, reagiert diese zunehmend gestresst. Daher ist ein möglichst großes Gehege von Bedeutung.

Nach der Fütterung vergraben sich die Kaninchenbabys tief in ihrem Nest. Deshalb ist es nicht ungewöhnlich, wenn Sie diese zunächst nicht oder nur kaum zu Gesicht bekommen. Im Alter von rund einer Woche beginnen die Neugeborenen damit, ihr Nest anzuknabbern.

Eine weitere Woche darauf ist meist kaum mehr etwas davon übrig. Haben die Kaninchen ein Alter von 1,5 Wochen erreicht, nehmen diese den Kot der Mutter auf. Dies ist wichtig, damit sich die physiologische Keimflora des Magen-Darm-Trakts uneingeschränkt entwickeln kann.

Das Foto zeigt Kaninchenbabys in ihrem Nest. Sie haben bereits offene Augen.Kassia Marie Ott / shutterstock.com

Sobald die Jungtiere etwa 2,5 Wochen alt sind, beginnen diese allmählich damit, selbstständig ihre Umgebung zu erkunden. Anfangs laufen die Jungtiere umher und hoppeln noch nicht. Zu diesem Zeitpunkt steht erstmalig Heu auf dem Speiseplan.

Während zunächst noch auf die Fütterung von Getreide verzichtet werden sollte, dürfen Wiesenpflanzen von Beginn an angeboten werden. Hierzu gehören zum Beispiel:

  • Gräser
  • Löwenzahn
  • Zweige
  • Blätter
  • Laub
  • Gemüse
  • Obst
  • Trockenkräuter

Der Zugang zu frischem Wasser ist ab der dritten Lebenswoche unbedingt notwendig. Sofern Sie das Wasser in einer Trinkflasche anbieten, sollten Sie diese etwas tiefer als üblich anbringen. Somit ist sichergestellt, dass die Kaninchenbabys das Wasser uneingeschränkt erreichen können.

Gut zu wissen!

Die Körpertemperatur kann noch nicht selbstständig aufrechterhalten werden, weshalb die Jungtiere den Großteil des Tages schlafend im Nest verbringen.

Ab der vierten Lebenswoche sind Kaninchen ganz auf sich allein gestellt. Die Aufnahme von Muttermilch erfolgt nur noch ergänzend. Durch häufiges Kratzen trainieren die Jungtiere ihren Gleichgewichtssinn. Diese durchleben wie Kleinkinder ebenfalls eine orale Phase in der die Kaninchen ausgiebig an allem nuckeln.

Das Foto zeigt ein Jungkaninchen im GrasNataliia Melnychuk / shutterstock.com

Ab wann ist der menschliche Kontakt mit Kaninchenbabys sinnvoll?

Kaninchenbabys dürfen grundsätzlich angefasst werden. Diese werden dennoch weiterhin von der Häsin angenommen. Ob ausgewachsene Kaninchen zahm werden, orientiert sich Studien zufolge stark daran, ob die Tiere in den ersten Lebenswochen Kontakt zu Menschen erfahren.

Dabei muss der Kontakt in unmittelbarer Nähe zum Säugen stattfinden. Hierbei ist eine sensible Vorgehensweise gefragt, um die Aufzucht der Jungen nicht zu stören.

Unser Tipp!

Es empfiehlt sich, ein Kleidungsstück mit einem menschlichen Eigengeruch neben dem Nest zu platzieren. Da sich die Häsin dadurch allerdings gestört fühlen könnte, sollten Sie deren Reaktion zunächst aufmerksam beobachten.

Sofern sich die Kaninchenmutter gestört fühlt, sollten Sie mit dem Zähmen abwarten, bis die Jungtiere ein Alter von vier bis sechs Wochen erreicht haben. Zu diesem Zeitpunkt durchleben diese ebenfalls eine sensible Phase, sodass positive Erlebnisse mit Menschen einen prägenden Einfluss auf die weitere Entwicklung nehmen.

Wie kann der Züchter die Geburt und Aufzucht der Kaninchenbabys unterstützen?

Bei der Geburt selbst benötigt die werdende Mutter in aller Regel keine Hilfe. Vielmehr ist es wichtig, dass sich diese ungestört fühlt. Dennoch sollten die Kaninchen nach der Geburt genau im Auge behalten werden. Neben der Nestkontrolle fallen folgende Maßnahmen an:

Krallen schneiden

Unmittelbar vor der Geburt sollten der Kaninchenmutter noch einmal die Krallen gekürzt werden. Somit ist sichergestellt, dass die Jungtiere beim Herausziehen aus dem Geburtsgang keine Verletzungen erleiden.

Das Foto zeigt, wie bei einem Kaninchen die Krallen geschnitten werdenLigfo / shutterstock.com

Unterbringung

Einige Tage vor der Geburt sollten Sie die werdende Kaninchenmutter in die geplante Unterkunft bringen. Somit bleibt ausreichend Zeit, um sich an die neue Umgebung zu gewöhnen und das Nest zu bauen.

Achten Sie darauf, Rückzugsbereiche für die Häsin zu schaffen. Dies gelingt beispielsweise mit einem Brett, das die Jungtiere nicht selbstständig überwinden können. Alternativ ist auch ein erhöhter Sitzplatz möglich.

Im Alter zwischen sechs und acht Wochen fressen die Jungtiere selbstständig und werden allmählich abgestillt.

Gewichtskontrollen

Je nach Rasse und Anzahl der Jungtiere können Geburtsgewicht und Körpergröße variieren.

Wichtig!

Entscheidend ist, dass Kaninchenbabys innerhalb von 24 Stunden an Gewicht zunehmen und spätestens nach einer Woche ihr Geburtsgewicht verdoppelt haben.

Beim ersten Wurf kann es vorkommen, dass die Häsin im Hinblick auf die Versorgung der Jungtiere zunächst noch unsicher ist. Von einer täglichen Gewichtskontrolle der neugeborenen Kaninchen ist dennoch abzuraten, da dies einen enormen Stress für die Tiere bedeutet.

Kaninchen kommen mit Fettreserven zur Welt, sodass es diesen gelingt, eine nicht optimale Versorgung zu überbrücken. Bei Unsicherheiten können die Jungtiere im Abstand von zwei bis drei Tagen einmal gewogen werden.

Unser Tipp!

Um die Aktivität des Säugens dennoch überwachen zu können, kann sich unter Umständen die Anbringung einer Kamera in der Nähe des Nests als sinnvoll erweisen.

Nestkontrolle

Den Jungtieren gelingt es zunächst noch nicht, ihre Körpertemperatur selbstständig aufrechtzuerhalten. Deshalb benötigen diese die Nestwärme und verlassen das Nest lediglich zur Nahrungsaufnahme. Schauen Sie zwei bis drei Mal täglich, ob die Jungtiere aus dem Nest gekrabbelt sind und frei im Gehege liegen. Ist dies der Fall, sollten Sie die Kaninchenbabys schnellstmöglich in ihr Nest zurückbringen. Andernfalls kann es passieren, dass diese erfrieren.

Die eigentliche Nestkontrolle sollte erfolgen, wenn die Kaninchenmutter das Nest verlassen hat und abgelenkt ist. Untersuchen Sie dieses auf mögliche Totgeburten und entfernen Sie blutige Einstreu. Auch liegen gelassene Nachgeburten sind dem Nest zu entnehmen.

Bei Bedarf bietet es sich an, eine Wärmflasche unter das Nest zu legen. Bedecken Sie diese mit einem Tuch, damit die Wärmflasche nicht zu heiß ausfällt.

Die Bäuche der Kaninchenbabys sollten bei einer angemessenen Versorgung prall und nicht faltig sein. Zudem sollten die Jungtiere warm und sauber geleckt sein. Sind die Kaninchenbabys hingegen unruhig, verlassen das Nest und geben Laute von sich, sind diese für gewöhnlich hungrig.

Nahrungsangebot, um die Geburt und Aufzucht der Kaninchenbabys zu unterstützen

Um eine bestmögliche Versorgung der Jungtiere sicherzustellen, sollte das Nahrungsangebot der Häsin möglichst eiweißreich ausfallen. Achten Sie hierbei auf eine abwechslungsreiche Vielfalt. Für die Skelettbildung benötigen die Jungtiere vor allem Kalk bzw. Kalzium.