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Das Foto zeigt ein Babykaninchen auf dem Arm einer Person

Handaufzucht

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Kaninchen kommen blind und nackt zur Welt. In den ersten Lebenswochen sind die Jungtiere auf Muttermilch angewiesen, um sich gesund entwickeln zu können. Ist eine umfassende Versorgung der Kaninchenbabys durch die Mutter nicht gewährleistet, stellt eine Handaufzucht der Kaninchen in aller Regel den letzten Ausweg dar.

Hinweis Box Überschrift

Eine Handaufzucht stellt ein hohes Risiko für die Jungtiere dar. Sie sollte nur von erfahrenen Personen durchgeführt werden.

Wann ist eine Handaufzucht bei Kaninchen notwendig?

Schecken BabykaninchenVerin / shutterstock.com

Muttermilch ist in den ersten Lebenswochen für eine gesunde Entwicklung von Kaninchenbabys entscheidend. Im Anschluss an die vierte vollendete Lebenswoche wird Frischfutter als erste feste Nahrung meist gut vertragen.

Die Gabe von Ersatzmilch erhöht die Sterblichkeitsrate der Jungtiere hingegen deutlich und geht häufig mit Entwicklungsverzögerungen einher.

Wichtig!

Auf Ersatzmilch sollte nur zurückgegriffen werden, wenn eine Versorgung der Jungtiere mit Muttermilch endgültig ausgeschlossen werden kann.

Sind die Kaninchenbabys verwaist, ist das Nest zerstört, oder werden die Babys nicht ausreichend gesäugt, bzw. die Hasenmutter gibt garkeine Milch, ist eine Handaufzucht denkbar.

Die Kaninchenbabys sind verwaist

Das Foto zeigt, wie ein frischgeborenes Kaninchenbaby hochgehoben wirdhumphery / shutterstock.com

Ist die Kaninchenmutter verstorben, stellt eine Handaufzucht der Kaninchen Babys die letzte verbleibende Möglichkeit dar, um das Leben der Langohren zu retten.

Werden verwaiste Kaninchenbabys in der Natur gefunden, dürfen Sie diese ausschließlich bei deutlich ersichtlicher Schwäche oder Verletzungen zur vorübergehenden Pflege mitnehmen. Andernfalls ist die Mitnahme von Wildkaninchen strafbar.

Zerstörtes Nest

Hat die Kaninchenmutter das Nest zerstört und liegen die Kaninchenbabys frei im Gehege, benötigen die Jungtiere zunächst unbedingt Wärme. Bringen Sie anschließend an derselben Stelle ein Ersatznest an und beobachten Sie, ob die Häsin die Versorgung ihrer Babys aufnimmt. Legen Sie die Jungtiere zurück in das Nest und unterlegen Sie dieses mit einer Wärmflasche.

Das Foto zeigt Kaninchenbabys in ihrem Nest
Manchmal kommt es bei der Nestpflege zu Problemen und die Häsin benötigt Unterstützung
Bragapictures / shutterstock.com

Unser Tipp!

Ein höherer Nestrand kann die Jungtiere davor bewahren, erneut aus dem Nest zu fallen.

Ob Kaninchen säugen, ist zunächst nicht immer sofort zu erkennen, da Jungtiere aufgrund der nahrhaften Muttermilch häufig nur ein bis zwei Mal pro Tag versorgt werden. Sind die Bäuche der Kaninchenbabys faltig, empfiehlt es sich, diese täglich zu wiegen. Bleibt das Körpergewicht unverändert oder steigt täglich um etwa ein Gramm, werden die Babys ausreichend versorgt.

Kaninchenbabys werden nicht ausreichend gesäugt

Entwickeln sich die Jungtiere schlecht, liegt die Vermutung nahe, dass diese nicht genügend Muttermilch erhalten. Dies ist daran zu erkennen, dass die Kaninchenbabys nicht wachsen und die Bäuche faltig bis eingefallen sind. Im Hinblick auf Körpergröße und Gewicht sind Abweichungen von Tier zu Tier hingegen unterschiedlich und kein Grund zur Sorge.

Gut zu wissen!

Der Umgang zwischen Kaninchenmutter und Jungtieren erscheint häufig grob, ist jedoch vollkommen normal und unbedenklich.

Kaninchenbabys werden lediglich ein bis zwei Mal täglich gesäugt. Mitunter können sogar 30 Stunden bis zur nächsten Nahrungsaufnahme vergehen. Erst, wenn die Häsin ihre Jungen dann noch immer nicht versorgt, können Sie die Kaninchenbabys zum Säugen anlegen.

Achtung!

Versuchen Sie zunächst, die Versorgung mit Muttermilch wiederherzustellen. Von einem Wechsel von Muttermilch und Ersatzmilch ist unbedingt abzusehen, da dies tödlich für die Jungtiere enden kann.

Kaninchenmutter gibt keine Milch

Das Foto zeigt eine Häsin, die nach ihren Jungtieren schaut
Auch die Hasenmutter braucht ihren Freiraum
Bragapictures / shutterstock.com

Werden die Jungtiere regelmäßig ohne Gewichtszunahme gesäugt, reicht die vorhandene Muttermilch nicht aus. In diesem Fall sollten die Babys unbedingt weiterhin bei der Kaninchenmutter verbleiben, da die Muttermilch oftmals erst später einschießt. Als mögliche Ursachen für eine solche Verzögerung gelten meist Nuckeln und Treteln.

Indem Sie ausreichend Frischfutter und Wasser anbieten, wird der Milchbildung zusätzlich unterstützt. Stilltees oder Fenchel-Kümmel-Anis Tees wirken ebenfalls anregend.

Gut zu wissen!

Nach der Geburt kann es durchaus bis zu 24 Stunden dauern, bis Kaninchenbabys erstmals von ihrer Mutter gesäugt werden.

Fütterung der Kaninchenbabys bei Handaufzucht

Das Foto zeigt, wie ein Kaninchenbaby mit einer Spritze mir Milch versorgt wirdRoselynne / shutterstock.com

Die Handaufzucht von Kaninchen kann sich für Laien als eine erhebliche Herausforderung erweisen. Deshalb empfiehlt es sich, die Jungtiere bei Unsicherheiten erfahrenen Personen wie Wildtierhilfen anzuvertrauen. Lediglich, wenn Ihnen die Handaufzucht bereits vertraut ist, ist eine eigenständige Durchführung denkbar. Dabei sind die Wahl der richtigen Milch, eine regelmäßige Fütterung und die Verwendung einer Aufzuchtflasche oder Spritze, von Bedeutung.

Geeignete Ersatzmilch für die Handaufzucht

Die Meinungen über die optimale Zusammensetzung von Ersatzmilch gehen teils weit auseinander. Wichtig ist, dass die verwendete Ersatzmilch möglichst der Zusammensetzung von herkömmlicher Muttermilch entspricht. Da die Muttermilch von Kaninchen besonders nährstoffreich ausfällt, sind handelsübliche Ersatzmilchpräparate nicht ausreichend. Deshalb ist vorab ein umfassender Vergleich der Nährwerte von Ersatzmilch und Muttermilch anzustellen.

Die Muttermilch von Kaninchen setzt sich aus diesen Bestandteilen zusammen:

  • Rohfett: 13 – 15 %
  • Rohprotein: 12 – 13 %
  • Lactose: 1 %
  • Energie: 800 – 900 kJ / 100 g

Achtung!

Kuhmilch und Kondensmilch sind für Kaninchenbabys vollkommen ungeeignet!

Ersatzmilch schadet grundsätzlich der Kaninchen Verdauung sowie dem Immunsystem. Deshalb sollte diese schnellstmöglich durch gesundes und verdauungsschonendes Futter ersetzt werden. Dies gelingt in aller Regel nach der Vollendung der vierten Lebenswoche.

Wie oft ist eine Fütterung notwendig?

Das Foto zeigt ein Kaninchen das Kamillentee aus einer Pipette trinkt

Da sämtliche Ersatzmilchpräparate im Vergleich zu Muttermilch deutlich nährstoffärmer ausfallen, sind weitaus mehr Fütterungseinheiten notwendig. Als Richtwerte gelten Zeitabstände von vier bis sieben Stunden. Bei kleineren und schwächeren Kaninchenbabys empfiehlt es sich, diese alle zwei Stunden zu füttern.

Nach der zweiten Lebenswoche ist eine Nachtruhe von rund sechs Stunden realistisch. Sobald Kaninchenbabys damit beginnen, an fester Nahrung zu knabbern, lassen sich die Fütterungszeiten auf bis zu acht Stunden ausdehnen.

Worauf ist bei der Fütterung zu achten?

Für die Kaninchenfütterung empfiehlt sich die Verwendung einer kleinen Aufzuchtflasche oder einer 1 ml Einwegspritze ohne Nadel. Mit dieser lässt sich die Ersatzmilch einfach aufziehen. Bei älteren Jungtieren sind Behälter mit einem größeren Fassungsvermögen denkbar.

Bei Kaninchenbabys ist die Fütterungsmenge von 1 ml je Mahlzeit unbedingt einzuhalten. Anfangs kann es etwas dauern, bis die Jungtiere wissen, dass die Spritze mit Nahrung verbunden ist. Bis dahin kann es erforderlich sein, die Spritze seitlich in den Mund einzuführen und einen Tropfen abzugeben. Später genügt es, die Spritze an den Mund zu halten.

Das Foto zeigt eine Einwegspritze ohne Nadel

Unser Tipp!

Testen Sie die Funktion der Spritze unbedingt vorab ohne Tier. Auf diese Weise ist eine korrekte Dosierung möglich.

Sofern die Jungtiere besonders unruhig sind, kann es helfen, diese in ein Leinentuch einzuwickeln. Legen Sie die Kaninchenbabys keinesfalls auf den Rücken, da andernfalls Milch in die Nase und die Lungen gelangen kann. Dies kann unter Umständen sogar zum Tod des Tieres führen. Halten Sie die Kaninchenbabys stattdessen aufrecht, sodass ein natürliches Schlucken gelingt.

Säubern Sie die Maulregion nach der Fütterung mit einem feuchten Tuch, um Milchrückstände vollständig zu entfernen. Direkt nach der Fütterung ist eine Massage vorzunehmen, um die Kotabgabe zu unterstützen. Diese Massage ist mit dem Ablecken der Mutter nach dem Säugen vergleichbar. Streicheln Sie rund zehn Minuten mit dem Finger in kreisenden Bewegungen Richtung After über den Bauch. Dadurch wird die Verdauung angeregt und einer Aufgasung vorgebeugt.

Beherbergung und Vergesellschaftung der Kaninchenbabys

Das Foto zeigt Kaninchenbabys im Nest
Die Häsin nutzt das Fell ihrer Wamme für den Nestbau
A3pfamily / shutterstock.com

Kaninchenbabys sind in einem sicheren Nest unterzubringen. Hierbei kann es sich um eine Transportbox handeln, die mit Tüchern, Heu und Einstreu gepolstert wird. Legen Sie eine mit einem Handtuch umwickelte Wärmflasche unter das Nest, um ausreichend Wärme sicherzustellen. Diese ist zwei bis drei Mal täglich auszutauschen.

Die Transportbox ist an einem dunklen Ort zu positionieren oder mit einem großen Karton abzudecken. Sind die Kaninchen bereits größer und die Transportbox dauerhaft geöffnet, lässt sich diese einseitig mit einer Decke abdunkeln.

Nehmen die Jungtiere zu und verläuft die Fütterung reibungslos, können diese innerhalb einer harmonischen Gruppe allmählich mit erwachsenen Kaninchen vergesellschaftet werden. Dabei erfahren die Jungtiere Geborgenheit und Sozialverhalten. Da erwachsene Kaninchen keinen Welpenschutz besitzen, sollten Sie die Kaninchen zunächst beobachten.

Für weibliche Jungtiere gelten Weibchen, welche bereits selbst Jungtiere aufgezogen haben, als ideal. Kuscheln sich die Kaninchen aneinander, dürfen diese dauerhaft zusammen bleiben.

Achtung!

Eine Vergesellschaftung der Kaninchenbabys mit Jungtieren sollte frühestens nach dem vollendeten vierten Lebensmonat erfolgen!

Häufige Ursachen für eine mangelnde Fürsorge der Kaninchenmutter

Bleibt eine Versorgung mit Muttermilch aus, kann dies auf einfache Beweggründe wie Stress, Platzmagel oder schlechte Ernährung zurückzuführen sein. Bevor Sie auf Ersatzmilch für die Kaninchen Babys umstellen, sind deshalb unbedingt die Begebenheiten zur prüfen und gegebenenfalls zu beheben.

Stress

Das Foto zeigt ein Kaninchen auf einer Steinröhre, das ängstlich wirkt

Damit sich die Kaninchenmutter ungestört um ihren Nachwuchs kümmern kann, ist eine gewohnte, ruhige Umgebung ohne ständige Nestkontrollen notwendig. Fühlt sich die Häsin gestresst, hält diese den Milchfluss häufig zurück.

Stress stellt die Hauptursache für Komplikationen beim Säugen dar. Es genügt, wenn Sie den Gesundheitszustand der Jungtiere einmal täglich kontrollieren und dabei eine Gewichtskontrolle durchführen. Letztere ist ausschließlich bei Auffälligkeiten vorzunehmen.

Platzmangel

Die Kaninchenmutter hält sich den Großteil des Tages vom Nest der Jungen fern. Dies ist auf einen angeborenen Instinkt zum Schutz vor Fressfeinden zurückzuführen. Leben Kaninchen hingegen miteinander auf engem Raum, kann die Häsin ihrem natürlichen Instinkt nur eingeschränkt nachkommen und verfällt in chronischen Dauerstress.

Schlechte Ernährung

Achten Sie unbedingt auf eine abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung mit Frischfutter, um den Milchfluss bestmöglich zu unterstützen. Hinzu kommt, dass die Ernährung mit einem Esslöffel Saaten pro Tag reichlich Energie liefern sollte. Frisches Wasser ist jederzeit sicherzustellen.

Mangelnde Nestpflege

Befinden sich tote Jungtiere oder altes Blut von der Geburt im Nest, wird die Kaninchenmutter dieses nicht mehr aufsuchen. Deshalb ist es wichtig, eine tägliche Nestkontrolle vorzunehmen.

Fehlender Nistplatz

Kaninchenbabys benötigen einen sicheren Rückzugsort, um ungestört aufwachsen zu können. Höhlen werden von Häsinnen bevorzugt zur Aufzucht der Jungtiere genutzt.

Welche Alternativen zur Handaufzucht bei Kaninchen gibt es?

Das Foto zeigt ein aufmerksames Kaninchen in der Buddelkiste

Liegt eine der bereits genannten Situationen vor, sollten Sie zunächst sämtliche Alternativen zur Handaufzucht bei Kaninchen in Erwägung ziehen, um weiterhin eine Versorgung Ihrer Kaninchenbabys mit Muttermilch aufrechtzuerhalten. Hierzu gehören eine Kaninchen-Amme, das Anlegen der Kaninchenbabys und die aktive Unterstützung der Häsin beim Säugen.

Kaninchen-Amme

Mit etwas Glück kann es gelingen, Kaninchenbabys einer Häsin, die bereits etwa gleichaltrige Jungtiere säugt, unterzuschieben. Sofern die Häsin das Anlegen der Babys zulässt und für alle Jungtiere ausreichend Milch vorhanden ist, ist diese Variante eine recht unkomplizierte Lösung.

Das Säugen aktiv unterstützen

Gibt die Kaninchenmutter Milch, säugt ihre Babys jedoch nicht, sollten Sie Jungtiere und Häsin zwei Mal täglich zusammen in einer kleinen Kiste unterbringen. Vor und nach den Mahlzeiten sind die Jungen einer Gewichtskontrolle zu unterziehen. Keinesfalls sollten Sie die Kaninchenmutter festhalten, da die Babys dadurch unter Umständen tödliche Verletzungen erleiden. Tagsüber dürfen die Jungtiere bei der Häsin verbleiben.

Kaninchenbabys anlegen

Indem Sie die Kaninchenbabys einmal täglich für 10 Minuten bei der Mutter anlegen, kann das Säugen aktiv herbeigeführt werden. Nehmen Sie hierfür die Häsin auf den Arm und drücken Sie diese leicht an sich. Eine weitere Person hält nun die Kaninchenbabys an den Bauch. Oftmals lässt sich die Häsin mit Futter ablenken.