Nachfolgend finden Sie eine Übersicht mit den zehn häufigsten Herausforderungen und Probleme, die mit der Nestpflege und Aufzucht von Kaninchen einhergehen.
1. Häsin gibt zu wenig Milch – wie kann man die Milchbildung fördern?
Ein Hinweis dafür, dass die Kaninchenmutter zu wenig Milch gibt, ist, wenn die Neugeborenen nach dem Säugen nicht zunehmen oder die Bäuche nicht prall gefüllt sind. In diesem Fall sollten die Jungtiere dennoch im Kaninchengehege verbleiben.
Oftmals kommt es vor, dass die Jungtiere erstmals nach einem Tag gesäugt werden und die Milch etwas verzögert einschießt. Das Nuckeln und Treteln der Jungtiere sorgt gelegentlich für einen verspäteten Milchfluss.
Um die bestmögliche Versorgung der Kaninchenbabys sicherzustellen, ist es wichtig, eine unbegrenzte Menge an Frischfutter anzubieten. Zudem können Pflanzen angeboten werden, die die Milchbildung fördern. Hierzu gehören Möhrengrün, Brennnesseln, Basilikum, Fenchel, Löwenzahn und auch Melisse.
Der uneingeschränkte Zugang zu frischem Wasser ist für die Häsin besonders wichtig, da diese durch die Milchbildung reichlich Wasser benötigt. Platzieren Sie den Napf etwas erhöht, sodass der Nachwuchs weder hineinfallen, noch ertrinken kann. Zusätzlich dürfen reine Fruchtsäfte und reine Kräutertees in einer Schale angeboten werden. Möglich sind Milchbildungstee mit Bockshornklee, Kreuzkümmel, Anis oder Fencheltee.
Wichtig!
Bleibt der Milchfluss nach einem Tag noch immer aus, sollten Sie die Kaninchenbabys im Beisein der Mutter mit Ersatzmilch füttern.
2. Wie kann man die Häsin beim Abstillen unterstützen?
Im Alter von sechs bis acht Wochen werden Kaninchenbabys nach und nach abgestillt. Um diesen Prozess zu unterstützen, bietet sich die Fütterung von Pflanzen an, die dazu beitragen, die Milchbildung zu hemmen. Hierzu gehören:
- Bärentraube
- Färberginster
- Hibiskus
- Johanniskraut
- Petersilie
- Pfefferminze
- Salbei
- Steinklee
- Walnussblätter
3. Kaninchenbabys bekommen Durchfall – was tun?
Durchfall ist für neugeborene Kaninchen stets lebensbedrohlich. Diese Beschwerden lassen sich häufig auf Darmparasiten zurückführen. Mit Hilfe von Kotproben der Elterntiere kann ein solcher Befall bereits vor der Trächtigkeit ausgeschlossen werden.
Ab um Tierarzt!
Durchfall stellt bei Jungtieren grundsätzlich ein Notfall dar. Wird sofort ein kaninchenerfahrener Tierarzt aufgesucht, kann das Tier durch Kotuntersuchung und Infusionen womöglich noch gerettet werden.
4. Die Augen der Jungtiere sind verklebt bzw. öffnen sich nicht
Sind die Augen von Kaninchenbabys nach zehn Tagen noch immer geschlossen, sollten Sie zunächst noch zwei bis drei weitere Tage abwarten. Bleibt die Situation unverändert oder sind die Augen verklebt, besteht die Möglichkeit, ein weiches und sauberes Tuch in lauwarmes Wasser zu tränken und mit diesem vorsichtig über die Augen der Jungtiere zu wischen.
Zeigt sich keine Besserung, sollten Sie unbedingt einen kaninchenerfahrenen Tierarzt aufsuchen, da der Nachwuchs bei unbehandelten Erkrankungen schlimmstenfalls sogar erblinden kann.
5. Jungtiere sind unruhig und geben Laute von sich
Sind die Kaninchenbabys unruhig und geben stets Laute von sich, ist dies ein Hinweis dafür, dass diese hungrig sind. Besteht der Verdacht auf eine möglicherweise schlechte Versorgung, sollten Sie die Jungtiere an drei aufeinanderfolgenden Tagen jeweils einmal wiegen.
Diese Maßnahme bedeutet für die Tiere einen enormen Stress und sollte deshalb ausschließlich in dringenden Fällen vorgenommen werden. Haben die Jungtiere im Alter von einer Woche ihr ursprüngliches Geburtsgewicht noch nicht erreicht, sollten Sie einen kaninchenerfahrenen Tierarzt kontaktieren.
6. Nasse Streu im Nest
Stellen Sie im Rahmen Ihrer Nestkontrollen fest, dass die Streu nass ist, sollten Sie diese unbedingt wechseln. Hierbei ist allerdings äußerste Vorsicht gefragt, da das Nistmaterial selbst in jedem Fall unberührt bleiben sollte. Dies gelingt, indem Sie vorsichtig unter die Streu greifen und diese behutsam austauschen.
7. Kaninchenbabys krabbeln aus dem Nest und finden nicht mehr zurück
Ab der zweiten Lebenswoche werden Kaninchenbabys etwas mobiler und erkunden ihre Umgebung außerhalb des Nests. Dabei laufen diese vorsichtig umher, ohne zu hoppeln. Da die Jungtiere jedoch noch stark auf die Nestwärme angewiesen sind, kehren sie bereits nach kurzer Zeit wieder in ihr Nest zurück.
Finden Kaninchenbabys nicht mehr in ihr Nest zurück oder purzeln heraus, können die jungen Langohren schlimmstenfalls erfrieren. Denn zu diesem Zeitpunkt können die Jungtiere ihre Körpertemperatur noch nicht selbstständig aufrechterhalten.
Sofern Sie im Rahmen Ihrer Nestkontrolle ein Kaninchenbabys außerhalb des Nests auffinden, sollten Sie das Tier zunächst mit Hilfe einer Wärmflasche aufwärmen. Diese kann einfach unter das Nest geschoben werden. Bringen Sie das Kaninchen in sein Nest zurück.
Unser Tipp!
Achten Sie auf einen möglichst hohen Nestrand, damit das Risiko des Herausfallens so gering wie möglich ausfällt.
8. Was ist zu tun, wenn die Jungtiere die Kaninchenmutter bedrängen?
Dass die Kaninchenmutter durch ihren Nachwuchs auf der Suche nach Zuwendung bedrängt wird, ist vollkommen normal. Platzmangel und / oder zu wenig Ausweichmöglichkeiten sind hierfür meist die häufigsten Ursachen. Mit einer geräumigen Grundfläche von mindestens 6 m2 lassen sich Stresssituationen weitestgehend vermeiden. Das Trennen der Langohren gilt NICHT als sinnvoll.
Unser Tipp!
Mit zusätzlichen erhöhten Ebenen oder einer Abgrenzung mit Brettern lassen sich für die Kaninchenmutter eigene Rückzugsbereiche schaffen.
9. Zwei Würfe erfolgen direkt hintereinander
Wird die Häsin direkt nach der Geburt erneut gedeckt, stellt dies eine außergewöhnliche Belastung für das Tier dar. Bis die Neugeborenen zur Welt kommen, sind die Jungen aus dem ersten Wurf rund vier Wochen alt. Angeleitet durch ihren Instinkt weicht die Häsin den älteren Jungtieren aus und stillt diese allmählich ab. Die Kaninchengruppe muss nicht getrennt werden.
Beobachten Sie die Entwicklung hingegen genau und sorgen Sie für eine ausgewogene Ernährung mit reichlich Grünfutter. Die Zufütterung von gesundem Trockenfutter ist ebenfalls zu empfehlen. Andernfalls besteht ein erhöhtes Risiko dafür, dass die Neugeborenen des zweiten Wurfes während der Trächtigkeit oder Laktation zu wenige Nährstoffe erhalten. Dies könnte wiederum eine unzureichende Entwicklung der Knochen begünstigen.
10. Frostige Temperaturen in Außenhaltung
Temperaturen unter dem Gefrierpunkt stellen für Neugeborene in Außenhaltung eine enorme Belastung dar, sodass diese häufig erfrieren. Daher empfiehlt es sich, während der kalten Jahreszeit nach Möglichkeit von einer Kaninchenzucht abzusehen.
Kommt es trotz aller Bemühungen doch zu Nachwuchs, empfiehlt sich die Einrichtung eines beheizten Schutzhauses. Achten Sie zudem darauf, dass das Nest stabil und sicher gebaut sowie mit reichlich Stroh bedeckt ist.
Mit ein bisschen Fingerspitzengefühl ist es möglich, Herausforderungen und Probleme bei der Nestpflege und Aufzucht der Kaninchen zu unterstützen.