Besonders im Winter, wenn keine frischen Gräser zur Verfügung stehen, ist Gemüse für die Ernährung von Kaninchen besonders wichtig. Obwohl Gemüse generell als ein schlechterer Ersatz zur frischen Ernährungsweise gilt, sind dennoch zahlreiche Gemüsesorten eng mit bekannten Wieseinkräutern verwandt.

Da allerdings nicht alle Gemüsesorten gleichermaßen geeignet sind, sollten Sie folgende Aspekte unbedingt berücksichtigen:
Welche Bedeutung hat Gemüse für Kaninchen?
Um die Wirkung von Gemüse auf Kaninchen beurteilen zu können, ist zunächst deren Verdauungstrakt näher zu betrachten.
Dieser ist auf die Verarbeitung von Nahrung mit einem hohen Rohfaseranteil spezialisiert. Rohfaser wird von Kaninchen benötigt, um den täglichen Vitaminbedarf zu decken.
Anders wie häufig vermutet kommt Rohfaser allerdings nicht im Gemüse selbst, sondern in dessen Grünzeug vor.

In zahlreichen Gemüsesorten findet sich hingegen eine hohe Konzentration an leicht verdaulichen Kohlenhydraten in Form von Einfachzuckern. Da sich diese Zuckerformen nur ungleichmäßig verwerten lassen, sollte hauptsächlich blättriges Gemüse gefüttert werden.
Gemüse kommt der natürlichen Ernährung von Kaninchen am nächsten und stellt somit eine ideale Ergänzung im Rahmen der Wintererernährung dar.
Unser Tipp
Steht kein Wiesengrün zur Verfügung, empfiehlt sich eine Zusammensetzung der Nahrung aus 80 % blättrigem Gemüse und 20 % Wurzel- oder Knollengemüse.
Gemüse als Haupt- und Nebenfutter
Das Grundfutter für Kaninchen umfasst neben Heu, Zweigen, Grünfutter und Wasser auch ein abwechslungsreiches Angebot an Gemüse.

Um Ihre Langohren optimal mit Nährstoffen zu versorgen, sollte das Gemüseangebot täglich variieren. Eine Zusammensetzung aus 4-5 Hauptgemüsen und maximal 2 Nebengemüsen pro Portion gelten dabei als ausreichend.
Zusätzlich dürfen Samen in kleinen Mengen sowie getrocknete Pflanzen angeboten werden. Bei der Wahl des Gemüses ist zunächst in frisches Haupt- und frisches Nebenfutter zu unterscheiden:
Frisches Hauptfutter
Hierunter fällt frisches Gemüse mit einem hohen Blattanteil sowie einer faserreichen Struktur. Der hohe Anteil an Rohfaser sorgt dafür, dass Kaninchen lange kauen müssen, um die Nahrung zu zerkleinern. Dabei werden die Zähne gegenseitig abgenutzt.

Frisches Hauptfutter gliedert sich in folgende Bestandteile:
- Dunkelgrünes Blattgemüse
- Gemüsegrün
- Kohl
- Kräuter und Sprossen
Frisches Nebenfutter
Als frisches Nebenfutter werden Gemüsesorten bezeichnet, die reichlich Wasser und Kohlenhydrate enthalten. Aufgrund des recht hohen Zuckeranteils sollten diese im Vergleich zum frischen Hauptfutter weniger angeboten werden.

Der Zahnabrieb wird außerdem weniger gefördert, da frisches Nebenfutter mit den Zähnen lediglich zerdrückt wird.
Zu der Kategorie des frischen Nebenfutters gehören:
- Knollen- und Wurzelgemüse
- kompaktes Gemüse
- Fruchtgemüse
Futterliste Gemüse – Welches Gemüse ist für Kaninchen geeignet?
Während manche Gemüsesorten im Hinblick auf ihre Nährstoffe und Struktur Wiesenpflanzen recht nahe kommen und sich gut verarbeiten lassen, sind andere Gemüsesorten nur schwer verdaulich. Letztere wirken sich schlimmstenfalls gesundheitsgefährdend auf ihre Kaninchen aus.
Nachfolgend finden Sie eine Übersicht an Gemüsesorten, die sich bedenkenlos für die Kaninchenernährung eignen.
Blattgemüse
Dieser Gruppe gehören vor allem zahlreiche Salate an. Sogenannte Bittersalate sollten insbesondere im Winter den Hauptbestandteil des täglichen Nahrungsangebots ausmachen. Hierzu gehört beispielsweise der Endiviensalat.

Beliebte Salate für Kaninchen, die täglich gefüttert werden dürfen, sind unter anderem:
- Eisbergsalat
- Endiviensalat
- Kopfsalat
- Feldsalat
Kohlgemüse
Blättriger Kohl ist ideal für die Ernährung von Kaninchen im Winter geeignet und darf täglich angeboten werden. Damit Kohl keine Verdauungsprobleme verursacht, sollte dieser stets langsam angefüttert werden.

Großer Beliebtheit erfreuen sich vor allem Brokkoli, Kohlrabi, Blumen- und Chinakohl.
Achtung
Vorsicht ist allerdings bei Kaninchen geboten, die an Trockenfutter gewöhnt sind. Da der Verdauungsprozess bei diesen Tieren häufig verändert ist, sollten Sie in diesem Fall vollständig auf Kohlgemüse verzichten.
Gemüsegrün
Da Gemüsegrün meist reichlich Rohfaser enthält, ist dieses ein wichtiger Bestandteil der Kaninchenernährung.

Neben Karottengrün und Radieschenlaub verzehren Kaninchen meist das Grün dieser Gemüsesorten:
- Sellerie
- Fenchel
- Rote Beete
- Rettich
Wurzel- und Knollengemüse
Für Kaninchen gelten einige Wurzel- und Kohlgemüse als unbedenklich und dürfen daher auf dem täglichen Speiseplan stehen.
Eine Auswahl an geeignetem Wurzel- und Knollengemüsen zeigt Ihnen diese Übersicht:
Bezeichnung | Eigenschaft |
Fenchel | Fenchel kann dank seiner Heilwirkung Verdauungsstörungen lindern. Außerdem wirkt dieses Gemüse auf Kaninchen appetitanregend und darf daher täglich gefüttert werden. |
Karotte | Karotte sollte nur in Maßen angeboten werden, da diese einen vergleichsweise hohen Zucker- und Energiegehalt liefert. Für Kaninchen ist diese jedoch gut verträglich und darf täglich angeboten werden. |
Knollensellerie | Sowohl die Knolle als auch das Grün ist für Kaninchen geeignet. Die Knolle sollte allerdings aufgrund ihres hohen Energiegehalts nicht als Hauptfutter eingesetzt werden. Das Grün darf hingegen täglich angeboten werden. |
Pastinake | Pastinaken werden von Kaninchen meist gut vertragen. Da der Energiegehalt bei diesem Gemüse recht hoch ausfällt, sollte es nicht als Hauptfutter angeboten werden. |
Spargel | Sowohl grüner als auch weißer Spargel darf bedenkenlos angeboten werden. |
Anderes Gemüse
Weitere Gemüsesorten sind für die Ernährung von Kaninchen meist ohne erhebliche Bedeutung. Dennoch sorgen diese für eine bunte Abwechslung auf dem Speiseplan und dürfen dennoch angeboten werden:
Gurke: Gurken sind bei Kaninchen häufig unbeliebt, können allerdings an heißen Sommertagen als Flüssigkeitsspender dienen.

Paprika: Dieses Gemüse wird ebenfalls nicht von allen Kaninchen angenommen. Das weiße Innengeflecht ist häufig beliebter als das Gemüse selbst. Der grüne Strunk sollte entfernt werden, da dieser Solanin enthält.
Mais: Da in Mais reichlich Stärke enthalten ist, sollten Maiskolben nur in Maßen angeboten werden. Diese werden in der Regel gerne von Kaninchen angenommen. Die Blätter sind hingegen bedenkenlos zum Verzehr geeignet.

Tomate: Alle reifen Tomatenpflanzen sind für Kaninchen geeignet. Aufgrund ihres hohen Wasseranteils bringen diese meist eine erfrischende Wirkung mit sich. Tomaten können außerdem bei bestehenden Blasen- und Nierenproblemen Linderung verschaffen. Das Kraut ist giftig, und ist daher unbedingt zu entfernen.
Welches Gemüse ist für Kaninchen ungeeignet?
Obwohl sich zahlreiche Gemüsesorten für Kaninchen eignen, sollte die Auswahl dennoch stets mit Sorgfalt erfolgen.
Scharfes Gemüse
Sehr scharfes Gemüse sollte grundsätzlich nur äußerst selten und in sehr geringen Mengen angeboten werden. Hierzu gehört:
- Chili
- Ingwer (Wurzel)
- Knoblauch
- Zwiebel

Bei diesem Gemüse ist Vorsicht angesagt
Darüber hinaus ist auch bei diesen Gemüsesorten Zurückhaltung anzuraten:
Champignons: Champignons werden häufig nicht angerührt. Da deren Verzehr umstritten ist, sollten nur kleine Mengen angeboten werden.
Erbsenschoten: Bei diesem Gemüse handelt es sich um kein klassisches Kaninchenfutter. Werden die Tiere nicht mit Trockenfutter ernährt, ist die Kombination mit anderen Gemüsesorten möglich.
Kartoffeln: Aufgrund des hohen Stärkegehalts sind Kartoffeln für Kaninchen nur schwer verdaulich. Beim Aufpäppeln bieten sich Kartoffeln allerdings an.
Rhabarber: Anders als verbreitet angenommen, wirkt Rhabarber auf Kaninchen nicht giftig. Dennoch enthält dieses Gemüse einen hohen Gehalt an Oxalsäure, weshalb sich der Verzehr nur in sehr kleinen Mengen empfiehlt.
10 Tipps – Was ist bei der Fütterung von Gemüse zu beachten?
Frisches Gemüse sollte etwa einen Anteil von rund 20 % des täglichen Nahrungsangebots einnehmen. Dabei kommen fast alle Sorten infrage, die sich für eine Gemüsesuppe eignen.

Mit diesen 10 Tipps wird die Gemüsefütterung Ihrer Kaninchen garantiert zum Erfolg:
- Wählen Sie ausschließlich frisches Gemüse. Welkes, schimmeliges oder fauliges Gemüse sollte keinesfalls angeboten werden, da dies zu schweren Verdauungsproblemen führen kann.
- Gefrorenes oder gekochtes Gemüse gehört ebenfalls nicht auf den Speiseplan von Kaninchen
- Eine gute Mischung aus mehreren Gemüsesorten ist gesünder und verträglicher als eine große Menge aus nur einer Sorte Gemüse
- Das tägliche Angebot sollte möglichst viele Gemüsesorten mit Bitterstoffen umfassen
- Unbekannte Gemüsesorten sind stets langsam anzufüttern, um Allergien oder Unverträglichkeiten frühzeitig zu erkennen
- Gemüse mit Bio-Qualität oder Gemüse aus eigenem regionalen Anbau sind dem Angebot aus dem Einzelhandel vorzuziehen, da dies mit weniger Schadstoffen belastet ist.
- Waschen Sie das Gemüse stets mit kaltem Wasser. Dabei wird ein Großteil an Pestiziden und Spritzmittel entfernt.
- Füttern Sie Kohl ausschließlich dann, wenn Ihre Kaninchen nicht an Trockenfutter gewöhnt sind, da andernfalls schmerzhafte Blähungen entstehen können.
- Gewöhnen Sie Ihre Kaninchen nur langsam an unbekanntes Gemüse. Zu große Mengen können Durchfall verursachen.
- Verzichten Sie darauf, das Futter zu zerkleinern. Große Stücke sorgen für mehr Beschäftigung und einem verbesserten Zahnabrieb.
Hinweis
Manche Gemüsesorten wie zum Beispiel Möhren, Rote Beete oder Fenchel färben den Urin rötlich. Dies liegt daran, dass Kaninchen beim Verzehr Chlorophyll zu sich nehmen, das anschließend wieder ausgeschieden wird. Kann der Harn nicht versickern, kommt es zu einer Reaktion zwischen dem Chlorophyll und der Luft, wodurch die rötliche Färbung entsteht.
Unser Tipp
Steht eine Futterumstellung an, sollten Sie hierbei mit besonders gut verträglichen Gemüsesorten wie zum Beispiel Fenchel oder Karotte beginnen. Kohl sollte immer erst ganz zum Schluss eingeführt werden.