Auf der Suche nach einem geeigneten Tierarzt für Ihr Kaninchen werden Sie schnell auf eine umfassende Auswahl an Kleintierpraxen und -kliniken stoßen. Hierbei handelt es sich jedoch nicht um die erste Wahl, da Kaninchen streng genommen nicht zu den Kleintieren, sondern wie alle kleineren Haustiere auch, zu den Heimtieren zählen.
Die Suche nach einer speziell auf Heimtiere ausgerichtete Tierarztpraxis gestaltet sich hingegen als deutlich schwieriger. Wie Sie einen kaninchenerfahrenen Tierarzt finden und worauf Sie dabei achten sollten, erfahren Sie hier.
Den richtigen Tierarzt für das Kaninchen finden – diese Merkmale sind entscheidend
Für Außenstehende ist es nicht immer einfach zu beurteilen, ob sich ein Tierarzt wirklich mit Kaninchen auskennt. Dennoch lässt dessen Einstellung und Verhaltensweise gegenüber dem Tier Rückschlüsse auf eine mögliche Praxiserfahrung zu. Hierzu gehören folgende Kriterien:
Die Haltungsempfehlung
Spricht sich der Tierarzt klar für eine Einzelhaltung oder für die Vergesellschaftung von unkastrierten Rammlern aus, deutet dies auf eine fehlende Fortbildungsbereitschaft hin. Hinzu kommt, dass keinesfalls die Unterbringung im Käfig sowie die Gabe von Fertigfutter empfohlen werden sollte.
Der Umgang mit dem Kaninchen
Unabhängig vom eigentlichen Grund des Tierarztbesuches sollte vorab stets eine gründliche Allgemeinuntersuchung des Tieres vorgenommen werden. Dies gilt auch dann, wenn das Kaninchen „nur“ geimpft werden soll. Eine allgemeine Untersuchung von Kaninchen beinhaltet die folgenden Punkte:
- Untersuchung von Mund und Zähnen mit einem Otoskop, Spreizspektrum oder Endoskop. Hierzu gehört auch die Kontrolle der Backenzähne
- Die äußere und innere Untersuchung von Nase, Augen und Ohren inklusive Ohrengrund
- Abtasten des Bauchs, der Haut und des Fells sowie der Pfoten, Ballen, Krallen, Lymphknoten und der Genitalregion
- Abhören von Lunge und Herz
- Rektale Messung der Körpertemperatur
- Gewichtskontrolle
- Fragestellungen rund um die Haltung, Fütterung, allgemeinem Verhalten sowie dem Fress- und Kotabsetzverhalten
Eine solch umfassende Voruntersuchung ermöglicht es, das Kaninchen richtig einzuschätzen.
Erfahrung
Erst im Anschluss an eine umfassende Ursachenbehandlung kann es gelingen, die Erkrankung Ihres Langohrs dauerhaft zu besiegen. Damit dies möglich ist, sind häufig weiterführende Untersuchungsmaßnahmen wie Röntgen, Ultraschall oder eine Blut- und Kotprobe erforderlich. Bei entzündlichen Prozessen oder einer Umfangsvermehrung kommt gegebenenfalls die Mykrobiologie bzw. die Zytologie in Betracht.
Bei anstehenden Operationen wie beispielsweise einer Kastration erweist es sich zudem als sinnvoll, beim behandelnden Tierarzt zunächst zu erfragen, wie viele Operationen dieser Art bereits vorgenommen wurden und wie viele davon erfolgreich verliefen. Auch die eingesetzte Narkosemethode kann hierbei von Interesse sein.
Achtung!
Kaninchen sollten keinesfalls mit Cortison, Buscopan, Frontline sowie mit bestimmten Antibiotika wie zum Beispiel Penicillin, Amoxicillin oder Erythromycin behandelt werden.
Empfehlung
Vertrauenswürdige Tierärzte werden gerne weiterempfohlen. Sofern Sie Halter mit mehreren Kaninchen in Ihrer Nähe kennen, lohnt es sich in jedem Fall, nachzufragen, wo deren Tiere in Behandlung sind. Ortsnahe Kaninchen-Pflegestellen und Notunterkünfte für Kaninchen sind eine weitere Möglichkeit, um tierärztliche Empfehlungen einzuholen.
Darüber hinaus finden sich im Internet Listen mit kaninchenerfahrenen Tierärzten. Des Weiteren ist ein Austausch über spezielle Kaninchenforen möglich.
Schon gewusst?
Grundsätzlich gilt, dass sich längere Wegstrecken lohnen, um einen auf Kaninchen spezialisierten Tierarzt aufzusuchen. Während der Fahrt steigt der Stresspegel bei Kaninchen kaum. Für den größten Stress empfinden die Langohren für gewöhnlich das Einfangen.
Ausstattung der Tierarztpraxis
Um entsprechende Untersuchungen an Ihren Kaninchen vornehmen zu können, sollte die Tierarztpraxis Ihrer Wahl mindestens über ein Röntgengerät und ein Ultraschallgerät verfügen. Des Weiteren sollten Impfungen sowie Vorsorgeuntersuchungen zum Leistungsspektrum gehören.
Diese Qualifikationen zeichnen einen kaninchenerfahrenen Tierarzt aus
Neben der persönlichen Einschätzung des Tierarztes sagt auch dessen Fachgebiet einiges über den jeweiligen Schwerpunkt aus. Der Zusatz „Fachtierarzt für Heimtiere“ ist im Hinblick auf Kaninchen bereits äußerst vielversprechend.
Denn Fachtierärzte sind dazu verpflichtet, entsprechend ihres Fachgebiets pro Jahr eine gewisse Anzahl an Fortbildungen zu absolvieren. Andernfalls droht der Entzug der jeweiligen Spezialisierung. Weitere Fachbezeichnungen für kaninchenerfahrene Tierärzte sind:
- Diplomate ECZM Small Mammal
- PD (=Privatdozent) mit Lehrerbefugnis für den Bereich Kleinsäuger
- Fachtierärztin / Fachtierarzt im Bereich Kleinsäuger
- Fachtierarzt für Klein- und Heimtiere (bei diesem Zusatz liegt der Schwerpunkt auf Heimtieren)
Gut zu wissen!
Auch Tierärzte ohne speziellen Fachtitel, welche regelmäßig an Fortbildungen teilnehmen, sind ebenfalls seriös. Da diese Fortbildungen jedoch sehr kostenintensiv und zeitaufwendig sind, können sich diese nur wenige Tierärzte ohne Spezialisierung leisten.
So gehen Sie bei der Auswahl des richtigen Tierarztes vor
Haben Sie eine engere Auswahl an kaninchenerfahrenen Tierärzten getroffen, gilt es zunächst, daraus den bevorzugten Spezialisten ausfindig zu machen. Dies gelingt am besten, indem Sie jeden Tierarzt im Rahmen einer routinemäßigen Vorsorgeuntersuchung persönlich kennenlernen. Während Ihres Aufenthalts sollten Sie dabei folgende Aspekte klären:
- Wie ist die Wartezimmer Situation gestaltet? Gibt es einen separaten Bereich für Kaninchen getrennt von Raubtieren?
- Wird bei Neuzugängen eine Kotprobe vorgenommen?
- Welche Vorsorgemaßnahmen und Impfungen werden empfohlen? In welchem Zeitfenster finden diese statt?
- Welcher Impfstoff kommt zum Einsatz?
- Wie viel Zeit nimmt sich der Tierarzt für die Behandlung? Herrscht ein freundlicher Umgangston?
- Informiert Sie der Tierarzt über sein Vorgehen? Bleibt Raum für Rückfragen?
- Geht der Tierarzt geübt mit Ihrem Tier um?
Alternative
Nachdem Sie den Tierarzt Ihrer Wahl gefunden haben, sollten Sie den zweitplatzierten dennoch im Hinterkopf behalten. Auf diese Weise steht Ihnen eine Alternative zur Auswahl, falls der auserwählte Tierarzt einmal im Urlaub ist.
Wann sollten Sie den Tierarzt wechseln?
Stellt sich mit der Zeit heraus, dass der ausgesuchte Tierarzt nicht die erwarteten Kenntnisse mit sich bringt, sollten Sie in jedem Fall über einen Wechsel nachdenken. Bei speziellen Erkrankungen wie beispielsweise am Auge kommt es in Betracht, einen entsprechenden Fachtierarzt aufzusuchen.
Qualifizierte Tierärzte verweisen im Bedarfsfall an einen entsprechenden Fachtierarzt.
Warum benötigen Kaninchen einen speziellen Tierarzt?
Im Studium der klassischen Tiermedizin nehmen Heimtiere wie Kaninchen nur einen geringen Stellenwert ein. Diese werden lediglich ab und an erwähnt, während der Fokus auf Rindern, Pferden, Schweinen, Schafen, Ziegen, Hunden und Katzen liegt.
Hinzu kommt, dass die Inhalte, welche gezielt auf Kaninchen spezialisiert sind, überwiegend zu den freiwilligen Vorlesungen gehören. Somit passiert es häufig, dass Tierärzte mit kaum Kaninchenerfahrung lediglich eine Symptombehandlung vornehmen, ohne eine ausführliche Diagnose zu stellen. Häufig wird Kaninchen dabei prophylaktisch ein Antibiotikum verabreicht.
Da Fehlbehandlungen mit unnötigen Leiden für das Tier verbunden sind, empfiehlt es sich, bereits bei kleinen Erkrankungen einen kaninchenerfahrenen Tierarzt aufzusuchen.
Bei Kaninchen ist es nicht ungewöhnlich, dass mehrere Probleme gleichzeitig bestehen, weshalb eine gründliche Ursachenforschung für eine erfolgreiche Therapie als unverzichtbar gilt. Eine voreilige Medikamentengabe kann unter Umständen das Immunsystem oder den Kiefer des Kaninchens schädigen.
