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Das Foto zeigt ein Kaninchen mit dem Kopf im Gras

Zahnprobleme beim Kaninchen

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Da Krankheitssymptome für Kaninchen in der freien Natur schlimmstenfalls den Tod bedeuten können, versuchen sich diese auch in Heimtierhaltung keine Beschwerden anmerken zu lassen. Kommt es schließlich zu Symptomen, ist die Erkrankung meist schon weit fortgeschritten. Deshalb ist es entscheidend, Zahnprobleme bei Kaninchen durch regelmäßige Prophylaxe möglichst frühzeitig zu erkennen.

Merkmale gesunder Zähne

Betrachtet man die Schneidezähne von Kaninchen genauer, fällt auf, dass diese allesamt eine gerade Beißfläche besitzen. Bei den Backenzähnen ist diese hingegen gezackt.

Das Verhältnis der Schneidezähne von oben und unten beträgt 1 : 1. Die unteren Schneidezähne liegen dabei leicht hinter den oberen. Sofern die Zähne bereits zu lang sind, kann es passieren, dass sich diese zwischen den oberen Schneidezähnen und den Stiftzähnen einordnen.

Im gesunden Zustand sind alle Zähne gleich breit und weiß gefärbt. Bei den oberen Zähnen ist eine sogenannte Längsrille erlaubt. Die letzten beiden Backenzähne neigen sich im Unterkiefer leicht nach hinten. Ansonsten sind alle Zähne parallel angeordnet, sodass die Kaufläche auf einer Ebene liegt.

Das Foto zeigt den Kopf eines Kaninchens

Anzeichen für Zahnprobleme bei Kaninchen

Zur Vorbeugung von schwerwiegenden Zahnerkrankungen ist es wichtig, dass Sie das Verhalten Ihrer Kaninchen regelmäßig beobachten. Denn bereits erste Verhaltensänderungen können einen Hinweis für bestehende Zahnprobleme bei Kaninchen darstellen. Hierzu gehören:

Vermehrter Speichelfluss

Wenn Kaninchen unter Zahnproblemen leiden, kauen diese ihre Nahrung nur noch unzureichend. Dies führt zu einem übermäßigen Speichelfluss, wodurch Fell und Mäulchen zunehmend verkleben bzw. verfilzen. Bei starken Problemen kann es sogar vorkommen, dass der Speichel die gesamte Brust verklebt.

Ungewöhnliches Fressverhalten

Steckt Ihr Kaninchen seinen Kopf zwar in regelmäßigen Abständen in den gefüllten Napf und wird dieser dennoch nicht leerer? Dann kann auch das ein Hinweis für eine bestehende Zahnerkrankung sein. Denn wenn das Kauen der Nahrung Schmerzen bereitet, wühlen Kaninchen im Futter umher, ohne dieses wie gewohnt zu sich zu nehmen.

Zudem bevorzugen Kaninchen mit Zahnproblemen in erster Linie weiche Blattsalate statt rohfaserreiches Heu. Manche Kaninchen kauen ihre Nahrung hingegen deutlich länger als üblich, bis schließlich ein Teil des Nahrungsbreis aus dem Mäulchen fällt.

Durchfall

Bestehende Zahnprobleme sorgen für eine reduzierte Kauaktivität, was wiederum auch die Menge an ausgeschiedenem Kot verringert. Die aufgenommene Nahrung wird zudem nicht mehr ausreichend zerkleinert, sodass der Blinddarmkot schließlich nicht mehr aufgenommen wird.

Denn die Hefen haben sich dann zu stark in der Darmflora vermehrt, was den Blinddarmkot für Kaninchen unappetitlich macht. Außerdem kann es passieren, dass die Zähne bereits zu lang sind, um den Blinddarmkot angemessen greifen zu können.

Das Foto zeigt den Kopf eines Kaninchens

Körperliche Veränderungen

Weist Ihr Kaninchen einen vergrößerten Augapfel oder Schwellungen im Bereich des Kopfes auf, kann dies ebenfalls ein Anzeichen für eine vorliegende Zahnerkrankung sein. Des Weiteren führen Zahnprobleme häufig zu Tränen- oder Nasenausfluss.

Achten Sie außerdem darauf, ob sich weiche oder harte Verdickungen am unteren Rand des Unterkiefers bilden. Sind die Zähne Ihres Kaninchen bereits bei geschlossenem Mäulchen zu sehen, liegen bereits schwerwiegende Zahnfehlstellungen vor.

Gewichtsverlust

Nehmen Kaninchen weniger Nahrung zu sich als gewohnt, macht sich dies meist schon nach kurzer Zeit in Form von Gewichtsverlust bemerkbar. Nicht selten verlieren Kaninchen mehr als 5 % ihres Körpergewichts.

Wichtig!

Sofern der Verdacht für eine Zahnerkrankung besteht, sollten Sie ohne zu zögern einen kaninchenerfahrenen Tierarzt aufsuchen.

Zahnprobleme beim Kaninchen vorbeugen

Je früher Zahnprobleme erkannt werden, desto schneller kann Ihrem Kaninchen geholfen werden. Zudem gestaltet sich die Behandlung von Zahnerkrankungen im Anfangsstadium als weitaus weniger aufwändig.

Wichtig ist, dass Sie das Verhalten Ihrer Langohren regelmäßig beobachten und diese etwa einmal wöchentlich einer Routinekontrolle unterziehen. Des Weiteren kommen folgende vorbeugende Maßnahmen in Betracht:

Artgerechte Ernährung

Hochwertiges Heu sollte Ihren Kaninchen dauerhaft zur Verfügung stehen. Wiesenkräuter in Kombination mit frischem Gemüse runden den Ernährungsplan ab. Obst sollte lediglich in kleinen Mengen und nicht regelmäßig gefüttert werden. Verzichten Sie nach Möglichkeit ganz auf Fertigfutter.

Gewichtskontrolle

Das Foto zeigt ein Kaninchen auf einer Waage

Wiegen Sie Ihr Kaninchen einmal wöchentlich, um eine mögliche Abmagerung schnellstmöglich erkennen zu können.

Zahnkontrolle

Einmal pro Woche empfiehlt es sich, die Zähne Ihrer Langohren einer Sichtkontrolle zu unterziehen. Die Kontrolle der Schneidezähne erfordert für gewöhnlich einen recht geringen Aufwand. Schieben Sie hierfür mit Daumen und Zeigefinger beider Hände den Ober- und Unterkiefer auseinander. Daraufhin kommen die Hauer zu Vorschein, die leicht übereinander stehen sollten. Sind die Zähne gesund, wachsen diese gerade ohne dabei eine übermäßige Länge aufzuweisen.

Kontrollieren Sie die Schneidezähne möglichst von vorne und von der Seite. Diese sollten glatt sein und keine Querrillen aufweisen. Längsrillen sind hingegen unbedenklich. Der untere Schneidezahn muss außerdem hinter dem oberen Schneidezahn liegen.

Da die Backenzähne weit in der Mundhöhle liegen, ist bei diesen keine eigenständige Sichtkontrolle möglich. Deshalb empfiehlt es sich, im Rahmen von Tierarztbesuchen die Zähne gründlich mit Spezialinstrumenten begutachten zu lassen.

Das Foto zeigt ein Kaninchen in einer Transportbox das zum Tierarzt muss wegen Untergewicht

Zahnprobleme beim Kaninchen – die häufigsten Ursachen

Leiden Ihre Kaninchen unter Zahnproblemen, kann dies auf zahlreiche Ursachen zurückzuführen sein. Zu den häufigsten gehören:

Genetisch bedingte Zahnprobleme

Bei erblicher Veranlagung geht mit der jeweiligen Rasse ein erhöhtes Risiko für Zahnerkrankungen einher. Da die Veranlagung bei Jungtieren zunächst kaum ersichtlich ist, empfiehlt es sich bei Kaninchen vom Züchter, auch die Elterntiere zu begutachten.

Ein erhöhtes Risiko besteht insbesondere bei kleinen Rassen wie Hermelin, Zwergkaninchen, Zwergwidder, Teddy- oder Seidenkaninchen. Denn bei Langohren mit einer kleinen Kopfgröße kommt es gelegentlich vor, dass nicht alle Zähne ausreichend Platz finden. Diese wachsen somit schief und nutzen sich nicht im erforderlichen Ausmaß ab.

Ernährungsfehler

Im Zuge eines ungeeigneten Futtermittels wie beispielsweise Pellets oder einem vergleichbaren Fertigfutter nutzen sich die Zähne nicht gleichmäßig ab, was häufig zu Zahnproblemen führt. Zudem kauen Kaninchen Fertigfutter anders als Frischfutter, wodurch ein starker Druck auf das Gebiss ausgeübt wird. Dies kann mitunter Zahnfehlstellungen begünstigen.

Das Foto zeigt Kaninchen mit Heu

Schon gewusst?

Tatsächlich ist eine rohfaserreiche Nahrung wie hochwertiges Heu entscheidend, um einen gleichmäßigen Zahnabrieb sicherzustellen. Indem Kaninchen lange und ausgiebig kauen, werden die Zähne durch Zahn- an Zahn Abrieb gestutzt. Als unverzichtbar gilt zudem regelmäßiges Frischfutter sowie frische Äste.

Nährstoffmangel

Bei Innenhaltung kann auch Vitamin-D-Mangel langfristig zu Zahnproblemen führen. Außerdem kann ein Mangel an Kalzium dazu beitragen, dass die Zähne spröde werden und schließlich abbrechen.

Alter

Ältere Tiere leiden im Zuge von Bindegewebsschwäche häufig unter Zahnproblemen. Regelmäßige Routineuntersuchungen sind deshalb unbedingt zu empfehlen.

Andere Erkrankungen

Leidet ein Kaninchen bereits unter einer anderen Erkrankung, die mit Appetitlosigkeit einhergeht, werden die Zähne nicht mehr gleichmäßig abgenutzt. Dies kann wiederum die Entstehung von Zahnproblemen begünstigen.

Stress und Haltungsform

Kaninchen, die auf engem Raum wie beispielsweise im Käfig gehalten werden, leiden zunehmend unter Stress. Dann beginnen die Tiere meist damit, an den Gitterstäben zu rütteln. Dies kann langfristig zu Zahnfehlstellungen führen

Wissenswertes zum Körperbau von Kaninchen

Schon gewusst?

Ab einem Alter von etwa vier Wochen besitzen Kaninchen alle Zähne. Diese wachsen von nun an mit durchschnittlich 1 bis 1,5 cm pro Monat ein Leben lang.

Das Foto zegt zwei Kaninchen, die in einer Bank nebeneinander sitzen

Ein gesundes Kaninchengebiss zeichnet sich oben und unten pro Seite durch einen Schneidezahn aus. Im oberen Bereich hinter den Schneidezähnen befindet sich jeweils ein Stiftzahn. Ein Kaninchengebiss weist außerdem oben sechs und unten fünf Backenzähne je Seite auf.

Daraus ergibt sich eine Gesamtanzahl von insgesamt 28 Zähnen. Die Backenzähne des Ober- und Unterkiefers treffen genau aufeinander, während sich die Schneidezähne leicht überlappen. Die Hauer des Oberkiefers sind leicht vor denen des Unterkiefers angeordnet.