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Das Foto zeigt ein Kaninchen in einer Steinröhre im Garten

Verdauung

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Der Verdauungstrakt von Kaninchen ist speziell an deren rein pflanzliche Ernährung angepasst. Der Verdauungstrakt beim Kaninchen ist zudem sehr komplex. Wir stellen die einzelnen Teiles des Verdauungstraktes vor.

Wichtige Infos zur Verdauung bei Kaninchen

Das Foto zeigt ein Kaninchen, das Haferflocken aus der Hand gefüttert bekommt

Zunächst erscheinen alle Futtermittel als Fremdstoffe, sodass Kaninchen diese noch nicht aufschließen und verwerten können. Dafür ist es erforderlich, die Futtermittel in kleinste Bestandteile zu zerlegen, um diese anschließend von der Darmwand zu resorbieren.

Erst dann setzt der Stoffwechsel ein, indem der Transport der resorbierten Stoffe über das Blut zu den Organen erfolgt. Lediglich ein Teil der Vitamine und Hormone umgeht die Verdauung ohne Umformung. Alle anderen Stoffe wie Kohlenhydrate, Fette und Eiweiße müssen zunächst verdaut werden.

Schon gewusst?

Vom Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme kann das Futter innerhalb von 19 Stunden verarbeitet werden, sodass sich die Darmpassage als verhältnismäßig schnell gestaltet.

Mund

Das oto zeigt ein Kaninchen beim Fressen von Trockenfutter

Der Verdauungsprozess beginnt mit der Nahrungsaufnahme unmittelbar im Mund, indem Kaninchen das pflanzliche Material bis zu 120 Mal pro Minute kauen. Schneide- und Backenzähne zerkleinern und zermahlen die Nahrung, während Enzyme und Bio-Katalysatoren im Speichel die Vorverdauung des Nahrungsbreis einleiten.

Schon gewusst?

Kaninchen nehmen an einem Tag bis zu 30 Mahlzeiten zu sich, wobei sich eine Mahlzeit auf zwei bis acht Gramm beläuft.

Speiseröhre

Nach dem Schlucken gelangt der Nahrungsbrei in den Magen. Die Speiseröhre fungiert dabei als reines Transportorgan.

Magen

Das Foto zeigt ein Kaninchen mit einem Heu-Spielzeug

Magen und Darm sind lediglich mit einer schwachen Eigenbewegung ausgestattet, sodass der Weitertransport des Nahrungsbreis fast ausschließlich durch die dauerhafte Nachversorgung von neuem Futter sichergestellt ist. Aufgrund des sogenannten Stopfmagens ist es wichtig, Kaninchen stets ein abwechslungsreiches Nahrungsangebot bereitzustellen.

Kaninchen besitzen einen Magen, der sowohl am Eingang als auch am Übergang zum Dünndarm mit jeweils einem Schließmuskel ausgestattet ist. Der Schließmuskel am Eingang ist besonders stark bemuskelt, weshalb ein Erbrechen unmöglich ist.

Die im Magen produzierte Magensäure besitzt die Aufgabe, mit der Aufspaltung der Nahrung zu beginnen. Im Vergleich zum menschlichen Verdauungstrakt ist der pH-Wert im Magen von Kaninchen besonders sauer. Dies ist zwingend notwendig, um das Rauhfutter zu verdauen, da dieses bereits nach drei bis sechs Stunden den Magen verlässt und in den Dünndarm gelangt.

Der Schließmuskel am Ausgang des Magens ist ebenfalls stark bemuskelt, sodass der Nahrungsbrei erst beim Übergang in den Dünndarm durchmengt wird. Der Magen von Kaninchen entleert sich zu keiner Zeit vollständig, weshalb die Nahrung bei einer unregelmäßigen Fütterung länger als gewohnt im Magen verbleibt. Dadurch kann es zu Fehlgärungen kommen. Um dies zu verhindern, ist eine durchgehende Nahrungsversorgung unbedingt zu gewährleisten.

Das Foto zeigt ein Kaninchen im Gras

Achtung!

Kaninchen reagieren grundsätzlich sehr sensibel auf Verdauungsstörungen.

Dünndarm

Das Foto zeigt ein Kaninchen, das getrocknete Birkenblätter frisst.

In diesem Teil des Verdauungstrakts werden Nährstoffe aus dem Futterbrei herausgefiltert und anschließend aufgenommen. Der Dünndarm von Kaninchen gliedert sich in zwei Abschnitte. Im vorderen Dünndarm sorgen zusätzliche Verdauungsenzyme für eine weitere Aufspaltung der Nahrungsbestandteile.

Der Großteil des Verdauungsprozesses findet im hinteren Teil des Dünndarms statt. Das Lymphgewebe erweist sich dabei als ein wesentlicher Bestandteil und übernimmt eine wichtige Funktion im Immunsystem. Denn ein gesunder Magen-Darm-Trakt ist für ein gesundes Immunsystem maßgebend.

Die Nahrungsbestandteile verbleiben für eine Dauer von etwa 30 bis 60 Minuten im Dünndarm. Der Dünndarm mündet in den oberen Dickdarm und Blinddarm.

Der obere Teil wird auch als aufsteigender Kolon bezeichnet. Die Darmwand ist mit kleinen walzenförmigen Gebilden ausgestattet, welche die Nahrungspartikel mit Hilfe von Flüssigkeit in den Blinddarm spülen. Die Partikel sind maximal 0,5 mm lang. Langfaserige Bestandteile enthalten nur wenig Energie und werden direkt ausgeschieden.

Energiehaltige Nahrungsbestandteile werden im Dünndarm hingegen aufgeschlossen und anschließend als Blinddarmkot ausgeschieden, wobei diese teilweise wieder aufgenommen werden. Die Aufnahme wertvoller Nahrungspartikel erfolgt im Dünndarm.

Blinddarm

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Der Blinddarm nimmt bei Kaninchen eine lebenswichtige Funktion ein, da dieser wichtige Mikroorganismen enthält. Der Blinddarm kann im Vergleich zum Magen etwa 10 Mal mehr Material aufnehmen. Im Durchschnitt befinden sich stets 40 % der aufgenommenen Nahrung im Blinddarm. Dieser übernimmt die Aufgabe, verdauliche Fasern und Stärke durch Fermentation abzubauen und Nährstoffe in den Blutkreislauf zu schleusen.

Im Blinddarm befinden sich Stäbchenbakterien der Gattung Bacteroides, wovon stets mehrere Bakterienstämme vorhanden sind. Diese reagieren allerdings träge und daher zeitversetzt auf eine Futterumstellung. Deshalb ist eine ausgewogene und gleichbleibende Ernährung von Kaninchen unverzichtbar. Abwechslung ist grundsätzlich möglich, allerdings sollte diese keinesfalls abrupt erfolgen.

Die Aufnahme zahlreicher Nährstoffe erfolgt über die Wand des Blinddarms. Übrige Nährstoffe werden zu Blinddarmkot geformt, ausgeschieden und abschließend erneut aufgenommen.

Achtung!

Ist die physiologische Bakterienflora gestört, kann dies zu einer Überwucherung durch Krankheitserreger kommen, was schlimmstenfalls den Tod für das Tier bedeutet.

Dickdarm

Das Foto zeigt ein Kaninchen, das ein selbst gemachtes Kaninchenleckerli frisst

Auch der Dickdarm gehört zum Verdauungstrakt beim Kaninchen. Zu Beginn des Dickdarms erfolgt eine Trennung der Nahrungspartikel in verdauliches und unverdauliches Material. Dadurch ist sichergestellt, dass keine hochwertigen Fasern verlorengehen. Verdauliche Partikel gelangen erneut in den Blinddarm, während das unverdauliche Material zu Kotballen geformt und ausgeschieden wird.

Bauchspeicheldrüse

Die Bauchspeicheldrüse reguliert den Blutzuckergehalt und spendet Fermente zur Spaltung von Fetten und Kohlenhydraten.

Leber

Blutzucker-Überschüsse lassen sich kurzfristig in der Leber in Form von Glykogen speichern. Davon ausgenommen übernimmt die Leber die Funktion der zentralen Entgiftung.

After

Der After erweist sich als Austrittsöffnung für den Kot. Feste Exkremente zeichnen sich durch Abfallstoffe aus, welche nicht in flüssiger Form als Harn über die Nieren abgegeben werden können. Der Ringmuskel des Afters beendet somit den Verdauungstrakt und die Verdauung.

Kaninchenkot

Das Foto zeigt dunklen Kaninchenkot

Der Kot von Kaninchen ist in diese zwei Arten zu unterschieden: Harter Kot und weicher Blinddarmkot.

Harter Kot

Harte Köttel machen den Großteil der Kotmenge aus. Diese werden entweder während oder kurz nach der Nahrungsaufnahme abgegeben. Der Kaninchenkot setzt sich aus unverdaulichen Pflanzenfasern und anderen Bestandteilen zusammen.

Weicher Blinddarmkot

Charakteristisch für weichen Blinddarmkot sind kleinere und weichere Köttel, welche gute Darmbakterien und Nährstoffe beinhalten. Diese können von Kaninchen weiterverwertet werden. Blinddarmkot wird rund vier Stunden nach der Nahrungsaufnahme oder nachts ausgeschieden. Langohren nehmen diesen unmittelbar nach dem Absetzen wieder auf. Wichtige Bestandteile werden von Bakterien, welche für die Gesunderhaltung des Verdauungstrakts verantwortlich sind, recycelt.

Bei erwachsenen Kaninchen liegt der pH-Wert im Magen zwischen 1 und 2. Dieses saure Umfeld ermöglicht es, Bakterien und Viren zuverlässig abzutöten. Bei der Aufnahme von Blinddarmkot steigt der Wert vorübergehend auf 3, was noch immer recht sauer ist.

Das Foto zeigt Kaninchenbabys im Nest
Die Häsin nutzt das Fell ihrer Wamme für den Nestbau
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Bei Jungtieren ist die Aufnahme von Blinddarmkot essentiell, bevor diese vollständig von der Milch entwöhnt werden. In der Phase des Säugens steigt der pH-Wert im Magen auf 5 bis 6,5. Mit der Aufnahme des Blinddarmkots bleiben wichtige Bakterienstämme erhalten, sodass sich diese in Blinddarm und Kolon ansiedeln können. Dies ist die Voraussetzung dafür, dass die Nahrung aufgeschlossen werden kann.