Kaninchen bringen ihre Gefühlslage in erster Linie über die Körpersprache zum Ausdruck. Lautäußerungen nehmen dabei einen eher untergeordneten Stellenwert ein. Um Ihr Kaninchen bestmöglich verstehen zu können, ist es zunächst wichtig, die unterschiedlichen Stellungen von Ohren, Augen, Nase, Mund, Pfoten und Blume zu kennen.
Diese Kenntnisse sind für eine erfolgreiche Interpretation der Kaninchen Körpersprache von wesentlicher Bedeutung. Da Kaninchen dazu neigen, Krankheiten zu verbergen, ist ein Verständnis der Körpersprache enorm wichtig.
Die Ohrenstellung als Kommunikationsmittel
Die Ohren sind bei Kaninchen ein zentrales Kommunikationsmittel. Bei Widdern ist diese Möglichkeit allerdings stark eingeschränkt, was innerhalb der Kaninchengruppe gelegentlich zu Missverständnissen führen kann. Je nachdem, in welcher Position sich die Löffel Ihrer Kaninchen befinden, drücken die Tiere verschiedene Gemütslagen aus:
Aufgestellte Löffel
Zeigen die Ohren aufrecht nach oben, handelt es sich um eine normale Stellung. Beide Ohren lassen sich unabhängig voneinander bewegen. Die Öffnung zeigen meist in die Richtung, aus der das Kaninchen Geräusche wahrnimmt.
Ohren entspannt angelegt
Das Kaninchen befindet sich in einem entspannten Ruhezustand, wie es meist beim Dösen oder Schlafen vorkommt. In dieser Position ist das Tier weniger aufmerksam.
Angelegte Ohren
Sind die Löffel hingegen fest angelegt, befinden sich Kaninchen in einem angespannten Zustand. Meist handelt es sich hierbei um eine Angstsituation.
Löffel zeigen nach vorne / zur Seite
Die Ohren sind flexibel nach allen Seiten beweglich. Somit lassen sich Geräusche aus allen Richtungen wahrnehmen.
Nach vorn gekippte Löffel
Dies ist ein Anzeichen für Neugier. Meist nähert sich das Tier einem bislang unbekannten Gegenstand.
Nach unten gekippte Löffel
Beim Putzen klappen Kaninchen ein Ohr nach unten.
Das sagen die Augen über die Stimmung von Kaninchen aus
Die Augen von Kaninchen lassen ebenfalls eine Deutung der Stimmungslage des Tieres zu. Hierbei handelt es sich um folgende Stellungen:
Weit aufgerissene Augen
Das Kaninchen ist ängstlich, in extremen Situationen befindet es sich sogar in einer sogenannten Angststarre. Dies zeigt sich häufig dann, wenn das Tier in die Enge getrieben wurde.
Vorgeschobene Nickhaut
Bei einigen Kaninchenrassen wie beispielsweise den Deutschen Riesen ist die Nickhaut dauerhaft erkennbar. Bei anderen Rassen ist diese gelegentlich ohne einen bestimmten Anlass zu sehen. Kommt die Nickhaut jedoch häufiger zum Vorschein, ist dies womöglich ein Anzeichen für Unwohlsein, Krankheit oder Angst.
Entspannter Blick
Ein klarer Blick mit einem offenen, aber nicht weit aufgerissenen Auge, ist vollkommen normal.
Geschlossene Augen
Hat ein Kaninchen seine Augen geschlossen, kommen hierfür mehrere Ursachen infrage. Kneift das Tier seine Augen durchgehend zu, liegt möglicherweise eine Augenerkrankung vor. Dies sollten Sie umgehend von einem kaninchenerfahrenen Tierarzt abklären lassen.
Beim Dösen kann es ebenfalls vorkommen, dass Kaninchen ihre Augen teilweise schließen. Direkte Sonneneinstrahlung oder ein starker Wind können ebenfalls dazu führen, dass das Kaninchen seine Augen schließt.
Schon gewusst?
Beim Schlafen bleiben die Augen des Kaninchens für gewöhnlich geöffnet.
Die Blume von Kaninchen richtig deuten
Der Schwanz oder auch „Blume“ genannt, bringt zudem die Gefühlslage von Kaninchen zum Ausdruck. Hierzu gehören die folgenden Stellungen:
Entspannung
Sitzt die Blume locker am Po, ist das Tier entspannt.
Gestreckte Blume
Meist wird die Blume beim Schlafen oder in liegender Position gestreckt.
Blume aufgestellt
Bei einer aufgestellten Blume ist das Kaninchen häufig aufgeregt. Mitunter kann diese auch eine Angriffsstellung bedeuten. Ebenfalls möglich sind eine Flucht-Stellung oder Unsicherheit vor einem unbekannten Gegenstand.
An den Rücken angelegte Blume
Hierbei handelt es sich um eine Steigerung der aufgestellten Blume. Somit befindet sich das Kaninchen in einer noch größeren Aufregung bzw. Anspannung.
Wackelnde Blume
Bewegt sich die Blume hin und her, ist das Kaninchen aufgeregt. Dies ist meist in Stresssituationen oder unmittelbar vor der Fütterung zu beobachten.
Angehobene Blume
Dies ist vor allem in der Kaninchentoilette zu beobachten, wenn das Tier Urin absetzt.
Verschiedene Mundstellungen von Kaninchen
Kaninchen interagieren häufig mit der Zunge und dem Mund. Diesem Verhalten kommt dabei folgende Bedeutung zu:
Kaninchen schleckt sich selbst ab
Indem Kaninchen ihre Vorderpfoten abschlecken, putzen sie sich. Ein Abschlecken des Mundes unmittelbar nach dem Essen gehört ebenfalls zur täglichen Körperpflege.
Wichtig!
Schleckt das Kaninchen seinen Mund allerdings vermehrt ab, kann dies ein Hinweis für bestehende Zahnprobleme sein.
Gähnen
Sind Kaninchen leicht müde oder wechseln diese ihre Aktivität vom Schlafen zum Laufen, ist gelegentlich ein Gähnen zu beobachten.
Leicht geöffneter / weit aufgerissener Mund
Beim Dösen kommt es gelegentlich vor, dass Kaninchen ihren Mund leicht öffnen. Neben entspannten Momenten können jedoch auch Zahnprobleme die Ursache hierfür darstellen.
Legt das Tier hingegen seinen Kopf in den Nacken und reißt den Mund weit auf, bekommt das Kaninchen nur schlecht Luft. Dann ist umgehend ein kaninchenerfahrener Tierarzt aufzusuchen.
Körpersprache: Pfotenstellungen von Kaninchen deuten
Je nachdem, wie Kaninchen ihre Pfoten positionieren, bringen sie damit eine ganz bestimmte Stimmungslage zum Ausdruck:
Vorderpfoten unter dem Körper eingeklappt
Dies ist hauptsächlich beim Schlafen zu beobachten.
Vorderpfoten nach vorne ausstrecken
Dieses Verhalten ist häufig bei Gelenkerkrankungen zu beobachten, um sich im Ruhezustand zu entlasten.
Vorderpfoten schütteln / zucken
Bei Nässe ist es häufig zu beobachten, dass Kaninchen diese durch Schütteln der Pfoten loszuwerden versuchen. Unabhängig von der Witterung kann dieses Verhalten auch auf Schmerzen hinweisen.
Angreifen / Kratzen mit den Vorderpfoten
Mit dieser Verhaltensweise verteidigen sich Kaninchen. Diesbezüglich sollten Sie unbedingt Ursachenforschung betreiben.
Männchen machen
Um sich einen besseren Überblick zu verschaffen oder einen bestimmten Gegenstand zu erreichen, stellen sich Kaninchen oftmals auf die Hinterläufe. Dies ist ein Zeichen für Neugierde.
Hinterpfoten nach hinten ausstrecken
Liegt Ihr Kaninchen vollständig ausgestreckt, ist das Tier vollkommen entspannt.
Kratzen mit den Hinterbeinen
Kratzt sich das Kaninchen mit den Hinterbeinen am Ohr, ist dies meist ein Anzeichen für eine vorliegende Ohrenentzündung. Widderkaninchen sind hierfür anfälliger als Kaninchen mit Stehohren.
Hoppeln / Laufen
Hoppeln ist die gängige Fortbewegungsart von Kaninchen. Um etwas Neues zu erkunden, kommt es ab und an vor, dass Kaninchen „normal“ laufen.
Das sagt die Nase von Kaninchen über die Stimmung aus
Die Nase von Kaninchen ist ein wahres Stimmungsbarometer. Sind die Tiere entspannt, bewegt sich diese langsam. Bei aufgeregten Langohren hüpft die Nase schnell, was umgangssprachlich auch als „Nasenblinzeln“ bezeichnet wird.
Schon gewusst?
Die Bewegungsaktivität der Nase entspricht nicht der Atemgeschwindigkeit von Kaninchen.
Ziehen Kaninchen die unter den Schnurrhaaren befindlichen Muskeln an, lassen sich die Schnurrhaare bewegen. Bei entspannten Tieren stehen die Schnurrhaare gerade ab. Bei neugierigen Langohren zeigen diese nach vorne bzw. nach unten. Ängstliche Tiere sind daran zu erkennen, dass die Schnurrhaare gerade und nach oben vom Näschen weg in Richtung Augen weisen.
Die Körperachse als Stimmungsbarometer
Die Körperachse kann ebenfalls zur Interpretation der Körpersprache in Betracht gezogen werden.
Bei entspannten Tieren ist die Achse gerade. Dann zeigen die Schultern aufrecht, sodass das Kaninchen steht, bzw. liegt.
Weisen die Ohren nach vorne und lehnt sich das Kaninchen in dieselbe Richtung, handelt es sich um eine vorgerichtete Achse. Das Tier ist neugierig und offensiv.
Weicht der Körper nach hinten und zeigen die Ohren zurück, liegt eine zurückgerichtete Achse vor. Dies beschreibt ein ängstliches, defensives Kaninchen, das zur Flucht neigt.
Weitere spezifische Verhaltensweisen
Nachfolgend finden Sie noch weitere, spezifische Verhaltensweisen von Kaninchen alphabetisch geordnet:
Anstupsen
Hierbei handelt es sich um Sympathie. Diese Geste wird häufig zur Begrüßung eingesetzt. Unter Kaninchen kann dies auch eine Aufforderung zum Putzen darstellen.
Buddeln
Scharren und Buddeln gehört zu den natürlichen Trieben von Kaninchen. Diesen Drang sollten die Tiere jederzeit ausleben können. Dabei versuchen Kaninchen, sich ihre eigene Höhle zu schaffen.
Flach auf den Boden gedrückt
Mit diesem Verhalten unterwirft sich das Kaninchen. Meist kommt zusätzlich Angst hinzu, was schnellstmöglich eine Flucht zur Folge hat.
Luftsprünge / Haken schlagen
Das Kaninchen ist übermütig und fühlt sich wohl.
Kinn reiben
Am Kinn von Kaninchen befinden sich die Ausgänge der Duftdrüsen. Durch Reiben des Kinns markieren Langohren Gegenstände.
Schnüffeln
Das Kaninchen nimmt seine Umgebung aktiv wahr. Das Tier ist aufgeregt und neugierig.
Stampfen / Trommeln
Mit diesem Verhalten warnen sich Kaninchen untereinander, sobald Gefahr droht. Zudem kann dies auch ein Zeichen für Wut sein.
Stoßen mit dem Kopf
Das Kaninchen hat genug und möchte eine Auszeit.
Totstellen / Heftige Atmung
Das Kaninchen hat große Angst und versucht sich auf diese Weise zu tarnen bzw. sich zu verstecken.
Urin spritzen
Dieses Verhalten ist vorrangig bei unkastrierten männlichen Tieren zu beobachten. Hiermit machen die Tiere ihren Besitzanspruch am Revier geltend.
Wälzen als Körpersprache von Kaninchen
Das Kaninchen fühlt sich absolut wohl in seiner Umgebung.