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Das Foto zeigt zwei Kaninchen in ihrem Kaninchenzimmer

Streitigkeiten unter Kaninchen

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Während Rangordnungskämpfe im Rahmen einer Vergesellschaftung zunächst an der Tagesordnung stehen, bleiben solche auch in bestehenden Gruppen gelegentlich nicht aus. Auf den ersten Blick wirken Konflikte und Streitigkeiten unter Kaninchen bedrohlicher als diese tatsächlich sind. Deshalb sollten man die Lage zunächst genau beobachten.

Wann sollte man bei Streitigkeiten zwischen Kaninchen eingreifen?

Die Rangordnung unter Kaninchen nimmt einen zentralen Stellenwert für ein geordnetes Miteinander ein und ist recht klar geregelt. In freier Natur ist die Rangordnung entscheidend für das Überleben von Wildkaninchen.

Ranghöhere Tiere profitieren von einer größeren Überlebenschance, pflanzen sich häufiger fort und sind insgesamt gesünder als rangniedere Langohren. Gelegentliche Rangordnungskämpfe, bei welchen lediglich Fell umherfliegt und sich die Kaninchen gegenseitig jagen, gelten als vollkommen normal und unbedenklich.

Das Foto zeigt ein Kaninchen, das die Ohren nach hinten legt

Wichtig!

Wenn es zu behandlungsbedürftigen Bissverletzungen kommt und die Tiere nicht mehr voneinander ablassen, ist Ihr Handeln gefragt.

Des Weiteren gilt es als bedenklich, wenn die Auseinandersetzungen pausenlos über mehrere Wochen bestehen. Auch wenn ein Kaninchen mit dem Kopf in Richtung Wand verharrt und diese Position nicht mehr verlässt, sollten Sie aufmerksam werden.

Wann handelt es sich um „Mobbing“?

Das Foto zeigt ein weißes Kaninchen

Auch unter Kaninchen kommt es gelegentlich zu Mobbing. Ein erster Hinweis hierfür ist es, wenn ein einzelnes Kaninchen von mehreren Artgenossen massiv angegangen wird. Dem betroffenen Tier gelingt es kaum mehr, in Ruhe zu fressen, was häufig mit einem Gewichtsverlust einhergeht.

Hinzu kommt, dass das Tier permanent angespannt ist und sich nicht ausruhen kann. Dies zeigt sich daran, dass das Kaninchen nicht mehr in einer ausgestreckten Position verweilt.

Leidet ein Kaninchen bereits über einen längeren Zeitraum unter Mobbing, verändert sich dessen Charakter mit der Zeit. Das Tier zieht sich verstärkt zurück und reagiert unter Umständen extrem panisch und ängstlich.

Ist ein Kaninchen auffallend oft allein und möchte kein Langohr mehr mit diesem kuscheln, ist dies ein weiteres Anzeichen für Mobbing. Eine solche psychische Belastung kann mit einem geschwächten Immunsystem einhergehen, sodass das Tier häufiger erkrankt.

Welche Kaninchen sind von Mobbing betroffen?

Gelegentlich bleibt es nicht aus, dass sich Kaninchen im Anschluss an eine vorbildliche Vergesellschaftung einfach nicht miteinander verstehen. Neben charakterlichen Merkmalen kann dies auch auf körperliche Umstände wie eine gesundheitliche Beeinträchtigung oder einem großen Altersunterschied zurückzuführen sein.

Infolge einer mangelhaften Sozialisierung im Jungtieralter kann es vorkommen, dass manche Langohren lediglich als Pärchen zurechtkommen und sich in größere Gruppen nicht wohlfühlen.

Fallen ranghohe Kaninchen durch Alter oder Krankheit in der Rangordnung, kann es ebenfalls vorkommen, dass diese von anderen Langohren überrumpelt werden.

Ängstliche Tiere, die bereits schlechte Erfahrungen innerhalb einer Gruppe gemacht haben oder bereits schon einmal gemobbt wurden, sind ebenfalls anfälliger für Mobbing.

Wie gehen Kaninchen mit Mobbing um?

Kaninchenkrankheiten und Heilung

Mobbing geht für Kaninchen mit einer enormen psychischen Belastung einher, welche bis hin zur Traumatisierung führen kann. Betroffene Langohren reagieren meist zunehmend depressiv. In extremen Situationen geben diese vollständig auf und setzen sich sogar in ihre eigenen Hinterlassenschaften.

Kaninchen, die unter Mobbing leiden, ziehen sich verstärkt zurück, vernachlässigen die Körperpflege und verweigern unter Umständen die Nahrungsaufnahme.

Anhaltender Stress führt zu einer erhöhten Anfälligkeit für Krankheiten. Betroffene Kaninchen reagieren zunehmend ängstlicher und dürfen häufig die Schutzhütte nicht mehr aufsuchen.

Welche Ursachen begünstigen Streitigkeiten unter Kaninchen?

Die Ursachen für Streitigkeiten unter Kaninchen können recht vielseitig ausfallen. Zu den typischen Auslösern für Konflikte gehören Gefühle, Rangordnung, Trennung, fehlerhaftes Verhalten, Platzangebot oder eine schlechte Gruppenzusammensetzung.

Frühlingsgefühle

Pünktlich zum Frühlingsbeginn wird die Rangordnung in Kaninchengruppen oftmals neu ausgefochten. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Hormone den Fortpflanzungstrieb steigern, wodurch eine höhere Rangposition angestrebt wird.

Fehlerhaftes Verhalten

Werden die Regeln innerhalb der Rangordnung nicht befolgt, geht ein solcher Verstoß häufig mit Streitigkeiten einher. Dies kann zum Beispiel darauf zurückzuführen sein, dass ein Kaninchen einem ranghöheren Tier das Futter wegnimmt.

Veränderte Rangordnung

Das Foto zeigt zwei Kaninchen die Trockenfutter fressen

Wird ein ranghöheres Tier durch Krankheit oder hohes Alter schwächer als früher, werden rangniedere Langohren versuchen, an dessen Stelle zu treten. Eine Veränderung innerhalb der Rangordnung geht oftmals mit stärkeren Kämpfen einher. Des Weiteren kann es passieren, dass ein Kaninchen verstirbt oder die Gruppe aus einem anderen Grund verlässt. Kaninchen, welche nach längerer Krankheit wieder gesund werden, streben ebenfalls meist einen höheren Rang an.

Schon gewusst?

Eine Kastration führt zu einer Veränderung innerhalb der Rangordnung, sodass im Anschluss mit Auseinandersetzungen zu rechnen ist.

Trennung

Werden Kaninchen für eine gewisse Zeit voneinander getrennt und anschließend wieder zusammengeführt, führt dieser Umstand in aller Regel ebenfalls zu Konflikten. Sobald die Rangordnung allerdings erneut geklärt ist, vertragen sich die Tiere meist wieder miteinander.

Gruppenzusammensetzung

Das Foto zeigt zwei Kaninchen mit Zweig

Eine ungünstige Gruppenkonstellation wie beispielsweise zwei unkastrierte Rammler oder zwei Weibchen wird langfristig zu erheblichen Konflikten untereinander führen. Ab der Pubertät, welche bei Kaninchen ungefähr im Alter von acht bis zehn Wochen einsetzt, beginnt die Haltung von zwei weiblichen Kaninchen in der Regel problematisch zu werden.

Generell gilt, dass Gruppengrößen mit vier bis acht Kaninchen meist unruhiger sind als sehr kleine Gruppen bis maximal vier Kaninchen oder Großgruppen ab acht, neun oder gar zehn Langohren.

Anders als in der freien Natur lässt sich in Heimtierhaltung eine natürliche Konstellation bestehend aus einem 50-köpfigen Rudel nicht realisieren.

Unser Tipp!

Für Kleingruppen empfiehlt sich eine Kombination aus einem Männchen und einem Weibchen.

Unter Jungkaninchen bis zu einem Alter von etwa 4,5 Jahren kommt es zudem häufiger zu Auseinandersetzungen als bei Senioren.

Platz und Einrichtung des Geheges

Kaninchen genießen das Freilaufgehege

Eine beengte Haltung mit nur wenigen Ausweich- und Unterschlupfmöglichkeiten birgt in der Regel reichlich Konfliktpotenzial. Ist das Gehege hingegen mit einer Fläche von mehr als 500 qm2 besonders groß, kann dies ebenfalls zu Streitigkeiten führen. Als ideal gilt ein Richtwert von etwa 6 qm2 je Tier.

Des Weiteren sollten Sie das Gehege unbedingt so gestalten, dass sich Ihre Kaninchen stets im Kreis jagen können. Sackgassen sind hingegen unbedingt zu vermeiden, da diese keine Fluchtmöglichkeit bieten. Schaffen Sie nach Möglichkeit mehrere Ebenen für Ihre Kaninchen, sodass diese das Geschehen bei Bedarf aus einer beobachtenden Perspektive betrachten können.

Nahrungsmangel

Fällt das Nahrungsangebot knapp oder nur unzureichend aus, kommt es zu Kämpfen innerhalb der Kaninchengruppe. Somit ist es unverzichtbar, dass durchgehend ein umfassendes Angebot an frischem Futter bereitgestellt wird.

Unser Tipp!

Es empfiehlt sich, mehrere Futterplätze einzurichten.

Streit unter Kaninchen – mögliche Maßnahmen

Das Foto zeigt ein Kaninchen von hinten

Wenn sich Ihre Kaninchen nicht mehr miteinander vertragen, sollten Sie zunächst versuchen, der Ursache auf den Grund zu gehen. Ist der Grund bekannt, lässt sich dieser für gewöhnlich beseitigen.

Richten Sie Ihr Augenmerk vor allem auf die Haltungsbedingungen. Diese zu optimieren kann oftmals helfen, um die Harmonie zwischen Langohren wiederherzustellen.

Wichtig!

Ist die Ursache für die Auseinandersetzung nicht ersichtlich, empfiehlt es sich, das betroffene Kaninchen tierärztlich untersuchen zu lassen. Oftmals leiden die Tiere unter einer Erkrankung, die nicht auf den ersten Blick ersichtlich ist.

Keinesfalls sollten Sie Ihre Kaninchen frühzeitig trennen, da eine erneute Vergesellschaftung häufig mehr Stress bedeutet als die bestehenden Konflikte aus dem Weg zu räumen. Kommt es zu behandlungsbedürftigen Bissverletzungen, sollten Sie die Kaninchen spätestens nach dem zweiten Vorfall trennen.

Lassen die Langohren nicht mehr voneinander ab und haben sich bereits fest ineinander verbissen, sind diese mit einem Handtuch und Schutzhandschuhen zu trennen. Andernfalls kann es passieren, dass Sie sich selbst schwere Verletzungen zuziehen.

Nehmen Sie das dominante Kaninchen für einen Zeitraum von zwei Wochen aus der Gruppe. Im Anschluss sollten Sie versuchen, dieses auf einer geräumigen Fläche erneut zu integrieren.