Die freie Wohnungshaltung gewinnt zunehmend an Beliebtheit, da diese eine intensivere Beziehung zu den Kaninchen ermöglicht und den Tieren eine aktive Teilnahme am Alltag ermöglicht. Ein Wohnungsauslauf setzt jedoch eine gewissenhafte Planung voraus. Worauf es hierbei konkret zu achten gilt, erfahren Sie im folgenden Beitrag.
Was ist unter einer „Freien Wohnungshaltung“ zu verstehen?

Im Vergleich zu einem begrenzten Wohnungsgehege oder einem reinen Kaninchenzimmer dürfen sich Kaninchen im Rahmen der freien Wohnungshaltung uneingeschränkt in der gesamten Wohnung fortbewegen. Auf ein Gehege wird dabei vollständig verzichtet.
Bei dieser Haltungsform bekommen die Tiere reichlich Abwechslung und Bewegung, was sich wiederum positiv auf deren Gesundheit auswirkt. Allerdings birgt der freie Wohnungsauslauf zahlreiche Gefahren, weshalb ein solcher eine gewisse Kompromissbereitschaft des Kaninchenhalters voraussetzt.
Schritt für Schritt zum Freien Wohnungsauslauf – darauf ist zu achten

Möchten Sie Ihren Lebensraum uneingeschränkt mit Kaninchen teilen, bedarf dieses Vorhaben zunächst einiges an Vorbereitung. Die folgenden vier Schritte sind unbedingt notwendig, um für Ihre Kaninchen eine sichere und artgerechte Umgebung zu gewährleisten:
1. Eigene Kaninchenbereiche schaffen
Bevor Sie Ihre Langohren in der Wohnung umher hoppeln lassen, empfiehlt es sich, zunächst eigene Kaninchenbereiche einzurichten. Diese sollten mit einem Wassernapf, einer Heuraufe, Kaninchentoilette sowie einer Buddelkiste mit Sand ausgestattet sein. Zudem empfiehlt es sich, kaninchengerechtes Beschäftigungsspielzeug sowie Versteckmöglichkeiten in Form von Tunneln oder Häuschen bereitzustellen.
Somit bieten Sie Ihre Langohren einen Bereich, der ganz auf die Bedürfnisse von Kaninchen ausgelegt ist und mit Rückzugsmöglichkeiten versehen ist.
Wichtig!
Der Zugang zu frischem Wasser und Heu ist uneingeschränkt und dauerhaft zu gewährleisten.
Überlegen Sie sich zudem, in welche Räume Sie Ihren Langohren Zutritt gewähren möchten. Hierbei ist mitunter der Biorhythmus zu bedenken, da Kaninchen vorrangig in den frühen Morgen- und späten Abendstunden aktiv sind. Dies kann im Schlafzimmer unter Umständen zu einer Beeinträchtigung Ihrer Schlafgewohnheiten führen.

Entscheiden Sie sich dafür, Ihre Kaninchen nicht in allen Räumen umher hoppeln zu lassen, sind die entsprechenden Türen konsequent geschlossen zu halten oder mit einem Gitter zu versehen.
Unser Tipp!
Zu Beginn der Freien Wohnungshaltung bietet es sich an, Ihren Langohren zunächst einen Raum zur Verfügung zu stellen und diesen nach und nach auf weitere Räume auszuweiten.
2. Stubenreinheit unterstützen
Zu Beginn empfiehlt es sich, in jedem Zimmer eine Kaninchen- bzw. Katzentoilette zu platzieren. Auf diese Weise ersparen Sie Ihren Langohren den möglicherweise weiten Weg bis zu ihrem eigenen Kaninchenbereich. Zudem bekommen die Nager die Möglichkeit, sich ihre bevorzugten Pinkelecken selbst auszusuchen. Mit der Zeit werden sich die Tiere auf wenige feste Toiletten festlegen, sodass sich die Anzahl nach und nach reduzieren lässt.

3. Bodenbelag berücksichtigen
Kleine Teppiche, welche sich infolge eines Missgeschicks in der Waschmaschine reinigen lassen, werden von Kaninchen besonders gerne angenommen. Denn diese ermöglichen eine rutschfreie Fortbewegung. Fest verlegte Teppiche sind ausschließlich bei verlässlich stubenreinen Tieren ratsam, da sich die Reinigung andernfalls als äußerst mühsam erweist.
Unser Tipp!
Manche Anbieter führen inzwischen speziell für Kaninchen gefertigte Teppiche im Sortiment.
Bodenbeläge wie Laminat und PVC kommen grundsätzlich infrage, auf diesen hinterlassen die Krallen allerdings häufig Kratzspuren. Fliesen sind eher ungeeignet, da Kaninchen auf diesen keinen ausreichenden Halt erfahren. Von hochwertigen Parkettböden ist hingegen abzuraten.
4. Wohnung kaninchensicher gestalten

Bevor Sie Ihre Kaninchen frei in der Wohnung umher hoppeln lassen, sollten Sie zunächst zahlreiche Sicherheitsvorkehrungen treffen, um diversen Verletzungen und Vergiftungen vorzubeugen. Hierzu gehören:
Kritische Gegenstände entfernen: Kaninchen beknabbern gerne frei zugängliche Utensilien. Diese können den Tieren nach Verzehr allerdings erheblichen Schaden zufügen. Deshalb sollten Sie heruntergefallene Essensreste unmittelbar vom Boden entfernen sowie sämtliche Wasch- und Reinigungsmittel in verschließbaren Behältern unzugänglich in einer erhöhten Position aufbewahren.
Achtung!
Verzichten Sie darauf, in Räumlichkeiten, die von Kaninchen genutzt werden, zu rauchen. Sowohl der Rauch als auch möglicherweise umherliegende Zigarettenstummel erweisen sich für die Langohren als eine erhebliche Gefahr.
Steckdosen / Stromkabel absichern: Auch Stromkabel werden gerne von Kaninchen angeknabbert. Dies kann schlimmstenfalls den Tod für das Tier bedeuten. Deshalb sollten Sie frei zugängliche Kabel in einem Kabelschacht verstauen und Steckdosen mit einer Kindersicherung ausstatten.
Offene Treppen sichern: Um Ihre Langohren vor schweren Stürzen zu bewahren, sollten Sie offene Treppen mit einem Gitter sichern.
Vermeidung von offenem Feuer: Durch ein Kaminfeuer und offenen Kerzen können sich Kaninchen teils schwere Verletzungen hinzuziehen. Deshalb sollten im Beisein Ihrer Langohren vollständig auf solche Gefahrenquellen verzichten.
Umgebungstemperatur: Kaninchen reagieren auf Hitze äußerst empfindlich. Deshalb sollten Sie die Räumlichkeiten nicht zu stark beheizen. Die Umgebungstemperatur sollte 25° Celsius nicht überschreiten.
Pflanzen begrenzen: Zahlreiche Grün- und Zimmerpflanzen sind für Kaninchen giftig und können teils schwere Vergiftungen nach sich ziehen. Informieren Sie sich genau, um welche Exemplare es sich hierbei konkret handelt und entfernen Sie diese aus der Wohnung.

Gegenstände fixieren: Montieren Sie sämtliche Gegenstände wie Schränke und Regale, die jederzeit umkippen können, fest an der Wand.
Möbelschutz anbringen: Um zu verhindern, dass sich Kaninchen an Wandecken zu schaffen machen, empfiehlt sich die Anbringung von Kunststoffschienen. Eine Holzverkleidung bzw. Plexiglasscheiben schützen die Wände zuverlässig vor den Krallen der Kaninchen. Alternativ besteht die Möglichkeit, Tapeten mit Wandfolie zu schützen.
Kinder und andere Haustiere: Kinder unter zwölf Jahren sowie andere Haustiere wie Hund und Katze sollten keinesfalls mit Kaninchen allein gelassen werden. Von einer freien Wohnungshaltung mit anderen Haustieren ist grundsätzlich abzuraten, da diese ein erhebliches Sicherheitsrisiko bedeutet.
Welche Probleme kann eine freie Wohnungshaltung für Kaninchen mit sich bringen?
Da eine Wohnung nicht dem natürlichen Lebensraum von Kaninchen entspricht, ist es zunächst erforderlich, Gefahrenquellen ausfindig zu machen und diese zu beseitigen. Darüber hinaus besitzen Kaninchen Eigenheiten, die sich mitunter negativ auf die Einrichtung auswirken können. Zur Vorbeugung von unangenehmen Überraschungen sollten Sie sich zunächst mit den folgenden Problemen auseinandersetzen:
Kaninchen sind nicht stubenrein
Kaninchen sind grundsätzlich sehr reinlich, sodass im Rahmen einer Sauberkeitserziehung für gewöhnlich keine größeren Schwierigkeiten zu erwarten sind. Charakteristisch für Kaninchen ist, dass diese ihr Geschäft stets an derselben Stelle verrichten. Sofern sich dort eine Kaninchentoilette befindet, wird diese bereitwillig genutzt.
Dennoch kommt es vor, dass sich nicht alle Kaninchen zur Stubenreinheit erziehen lassen. Zudem lassen sich gelegentliche Missgeschicke auch bei stubenreinen Tieren nicht vollständig vermeiden. Somit kann es mitunter vorkommen, dass Sie in der gesamten Wohnung Köttel vorfinden oder Ihre Kaninchen auf Teppiche urinieren.
Kaninchen zerstören die Wohnungseinrichtung

Sofern Kaninchen die uneingeschränkte Fortbewegung in der Wohnung gestattet ist, kann es durchaus vorkommen, dass diese Möbel anknabbern oder Kratzspuren darauf hinterlassen. Besonders beliebt erweisen sich hierbei Polstermöbel und Stuhl- bzw. Tischbeine. Als ebenfalls problematisch gelten Tapeten.
Gefahrenquellen
In einer Wohnung finden sich zahlreiche Gefahrenquellen, die Kaninchen sowohl schwer verletzen als auch direkt zum Tod der Tiere führen können. Deshalb ist im Vorfeld eine umfassende Sicherung der Wohnung unerlässlich.
Als lebensgefährlich gelten beispielsweise Stromkabel und kippbare Gegenstände wie Fenster und Türen. Achten Sie außerdem darauf, den Toilettendeckel zu schließen.
Sofern sich Ihre Langohren auch auf dem Balkon aufhalten dürfen, ist eine geschlossene Balkonbrüstung mit einer Mindesthöhe von 120 cm unverzichtbar. Bei einem offenen Geländer bietet sich eine Sicherung mit stabilem Kaninchendraht an.

Aufgrund der verhältnismäßig geringen Körpergröße von Kaninchen besteht ein erhöhtes Risiko dafür, dass diese in eine Tür eingeklemmt werden oder dass man die Tiere versehentlich übersieht.
Zudem kriechen Kaninchen gerne in offene Gegenstände, was bei Elektrogeräten wie dem Geschirrspüler oder der Waschmaschine verheerende Folgen nehmen kann.
Achtung!
Achten Sie darauf, sich vorausschauend in der Wohnung zu bewegen. Stühle sind zum Beispiel mit Bedacht zu rücken.
Die Vor- und Nachteile im Überblick

Obwohl die freie Wohnungshaltung mit zahlreichen Vorteilen für Ihre Kaninchen einhergeht, bringt diese auch Nachteile mit sich. Deshalb sollten Sie diese Aspekte zunächst gründlich abwägen.
Vorteile einer freien Wohnungshaltung
- Reichlich Bewegungsfreiheit und Abwechslung
- Enger Kontakt zu den Kaninchen
- Viele Beobachtungsmöglichkeiten
- Verzicht auf Gehege
Nachteile einer freien Wohnungshaltung
- Setzt Kompromissbereitschaft voraus
- Kleine Missgeschicke kaum vermeidbar
- Hohes Sicherheitsrisiko für Kaninchen
Alternativen zum Freien Wohnungsauslauf
Die freie Wohnungshaltung erweist sich generell als schwierig und stellt eine erhebliche Gefahr für Ihre Kaninchen dar. Deshalb empfiehlt es sich, diese Haltungsform lediglich unter Aufsicht auf begrenzte Zeiträume zu beschränken.

Für die übrige Zeit erweist sich ein eigenes Kaninchenzimmer oder ein Wohnungsgehege als geeignete Alternative. Während sich ein Kaninchenzimmer auf einen gesamten Raum erstreckt, handelt es sich bei einem Wohnungsgehege um einen abgegrenzten Bereich inmitten der Wohnung.
Beide Modelle sind dabei vollständig an die Bedürfnisse von Kaninchen angepasst. Wichtig ist, dass den Tieren in jedem Fall eine ausreichend große Fläche mit reichlich Bewegungsfreiheit zur Verfügung steht.
