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Das Foto zeigt ein Kaninchen, das einen speziellen Päppelbrei frisst

Kaninchen päppeln

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Aufgrund ihres Stopfmagens benötigen Kaninchen bis zu dreißig Mahlzeiten täglich, um ihren Verdauungstrakt in Schwung zu halten. Ist Ihr Langohr besonders mager und / oder wird die Futteraufnahme vollständig verweigert, kann es sich mitunter bereits um einen Notfall handeln. Die Situation ist unbedingt ernst zu nehmen und tierärztlich abklären zu lassen. Wir erklären ab wann es notwendig wird, Kaninchen zu päppeln.

Wann ist es notwendig Kaninchen zu päppeln?

Das Foto zeigt ein Kaninchen auf einem Handtuch

Das Päppeln von Kaninchen sollte keinesfalls in Eigenregie vorgenommen werden. Bevor Sie eine solche Maßnahme in Betracht ziehen, sind vorab unbedingt eine Untersuchung und Diagnose durch einen kaninchenerfahrenen Tierarzt vorzunehmen.

Denn die Ursachen für einen Gewichtsverlust und eine ausbleibende Nahrungsaufnahme können vielseitig sein.

Wichtig!

In aller Regel ist das Päppeln von Kaninchen notwendig, sobald das Tier an Gewicht verliert oder bereits stark abgemagert ist.

Motorische Störungen

Leidet Ihr Langohr unter einer Erkrankung, die den Gleichgewichtssinn beeinträchtigt, ist das Tier unter Umständen nicht mehr dazu in der Lage, seine Nahrung ausfindig zu machen und diese selbstständig aufzunehmen. Bei Erkrankungen wie beispielsweise E. Cuniculi nehmen Kaninchen Nahrung meist auf, wenn diese direkt in den Mund gesteckt wird. Gelegentlich kann sich die Fütterung von Brei als notwendig erweisen.

So lange Ihr Kaninchen zur selbstständigen Nahrungsaufnahme in der Lage ist, sollten Sie bevorzugt energiereiches Futter wie Haferflocken anbieten. Wird die Nahrungsaufnahme bei E. Cuniculi verweigert, ist dies meist darauf zurückzuführen, dass die Niere und Leber bereits stark durch Erreger angegriffen ist.

Organische Krankheiten

Das Foto zeigt ein Kaninchen, das Haferflocken frisst

Grunderkrankungen wie Nierenversagen oder Herzprobleme begünstigen bei Kaninchen unter Umständen einen starken Gewichtsverlust. Insbesondere bei Nierenerkrankungen kommt es meist begleitend zu einem gewissen Übelkeits-Gefühl, weshalb Kaninchen häufig nur noch schlecht fressen.

Zusätzlich zur tierärztlichen Therapie ist daher eine umfassende Auswahl an Grünfutter, Obst, Haferflocken und Gemüse anzubieten. Um einer starken Abmagerung des Tieres entgegenzuwirken, ist es zunächst notwendig, täglich das Körpergewicht zu überprüfen. Unter Umständen bietet sich die Zufütterung mit Brei an.

Menge, Dauer und Häufigkeit des Päppelns

Das Foto zeigt ein Kaninchen mit Päppelbrei

Wie häufig päppeln?

Stellt das Kaninchen die Futteraufnahme kurz- oder langfristig ein, ist ein mehrmals tägliches Päppeln notwendig.

Etwa alle vier bis sechs Stunden sollte eine weitere Fütterung erfolgen.

Oftmals werden von Kaninchen kleine, häufigere Gaben besser angenommen. Nachts kann in aller Regel von zusätzlichen Gaben abgesehen werden. Lediglich, wenn das Langohr die Nahrungsaufnahme vollständig verweigert, sollte nachts eine weitere Gabe erfolgen.

Menge

Je Fütterung gilt eine Menge von 20 ml je kg als ideal. Mit fünf bis sieben Gaben sollte das Tier somit über den gesamten Tag etwa 100 ml je kg zu sich nehmen.

Schon gewusst?

Das Volumen eines Kaninchenmagens beläuft sich auf 120 bis 160 ml, sodass eine Dosis von 10 ml je kg als überlebensnotwendig gilt.

Zwischendurch bietet sich die Gabe von appetitanregenden und magenberuhigenden Kräutern an. Hierzu gehören unter anderem Dill, Thymian, Petersilie, Oregano und Basilikum. Ebenfalls geeignet sind frisches Wiesengrün sowie andere Lieblingsleckereien. Heu ist zudem uneingeschränkt bereitzustellen.

Wie lange päppeln?

Sobald das Kaninchen wieder selbstständig Nahrung zu sich nimmt, kann das Päppeln eingestellt werden. Innerhalb von ein bis drei Tagen sollte die Menge, die das Kaninchen selbständig frisst, zunehmend steigen.

Flüssigkeit als Basis

Eine regelmäßige Flüssigkeitsaufnahme ist ebenfalls sicherzustellen. Trinkt das Kaninchen nicht, sollten Sie regelmäßig Wasser oder Kamillentee verabreichen.

Liegt eine Austrocknung vor, ist die Gabe einer elektrolytischen Injektion durch den Tierarzt erforderlich.

Flüssigkeitsmangel erkennen!

Ein Flüssigkeitsmangel lässt sich durch Zusammenziehen einer Hautfalte feststellen. Bildet sich diese nicht sofort zurück, liegt ein Mangel vor.

Worauf ist beim Verabreichen des Päppelbreis zu achten?

Kaninchenkrankheiten und Heilung

Bei der Gabe von Brei ist das Kaninchen keinesfalls mit nach oben gerichtetem Kopf bzw. in Rückenlage zu füttern. Andernfalls besteht ein erhöhtes Risiko dafür, dass sich das Tier ernsthaft verschluckt. Dies kann unter Umständen zu einer lebensbedrohlichen Lungenentzündung führen.

Ist Ihr Kaninchen daran gewöhnt, hochgenommen zu werden, kann die Breigabe auf dem Schoß erfolgen. Geben Sie die Spritze dann von der Seite in den Mund des Tieres. Denn zwischen den Schneide- und Backenzähnen besteht eine Lücke.

Bei grobfaserigem Brei erweiset es sich als sinnvoll, das Spitzenende der Spritze abzuschneiden. Als ideal gelten 1,0 ml Spritzen, da diese genau einer Maulfüllung entsprechen. Während das Kaninchen kaut, kann die Spritze bequem nachgefüllt werden.

Des Weiteren ist es möglich, das Langohr vor sich hinzusetzen und von vorne mit der Spritze zu füttern. Um zu verhindern, dass sich das Tier abwendet, kann eine Hand leicht von der anderen Seite gegen das Köpfchen gehalten werden. Unter Umständen leckt das Langohr den Brei selbstständig vom Spritzenende ab.

Wehrt sich das Kaninchen besonders stark, kann es helfen, die vertraute Umgebung zu verlassen. An einem Ort, wo das Tier die üblichen Fluchtmöglichkeiten nicht kennt, verhält sich dieses für gewöhnlich ruhiger. Das Umwickeln mit einem Handtuch ist eine weitere Möglichkeit, um besonders wilde Kaninchen zu füttern.

Wichtig!

Bei erhöhten Plätzen ist stets äußerste Vorsicht geboten, da Kaninchen als Fluchttiere durchaus unvorhergesehen aufspringen können, um die Flucht zu ergreifen.

Gelegentlich lassen sich Langohren zum Fressen animieren, indem das Futter wie Löwenzahn oder ein Kleeblatt direkt vor den Mund gehalten wird.

Anforderungen an einen gesunden Päppelbrei

Die Art des Päppelbreis kann sich mitunter stark unterscheiden. Im Handel sind Präparate als Fertigfutter wie beispielsweise Critical Care oder RodiCare erhältlich, welches mit Wasser angereichert direkt zum Verzehr geeignet ist. Allerdings enthält fertiges Päppelfutter häufig ungesunde Bestandteile wie Getreide oder Weizen.

Babybrei aus Gläschen gilt ebenfalls als beliebte Methode, um Kaninchen aufzupäppeln. Hierbei ist darauf zu achten, dass diese keinen Zucker enthalten, was häufig nicht gegeben ist.

Die eigene Herstellung von Päppelfutter gilt als gesunde Alternative zu fertigen Präparaten. Mit Hilfe eines Mixers gelingt die Verarbeitung von Wiesenkräutern, Gräsern, Blätter, Blattgemüse, Gemüse und Obst.

Das Foto zeigt einen Päppelbrei für Kaninchen

Wichtig!

Päppelbrei, den mal selber herstellt immer stark zerkleinern!

Alternativ besteht die Möglichkeit, die Futtermittel vorab zu kochen, pürieren und anschließend miteinander zu vermengen. Sollen Kaninchen an Gewicht zunehmen bzw. dieses halten, empfiehlt sich die Zugabe von Sämereien wie Sonnenblumenkerne, Anis- oder Fenchelsamen. Frische, pürierte Kräuter wie Basilikum werden ebenfalls meist gerne angenommen. Die Konsistenz des Breis ist von erheblicher Bedeutung. Dieser sollte keinesfalls zu flüssig beschaffen sein.

Unser Tipp!

Um das zusätzliche Risiko einer Nahrungsumstellung zu umgehen, sollte nach Möglichkeit das gewohnte Futter in Form eines Breis verabreicht werden.

Wann ist von einer Spritzenfütterung abzuraten?

Ist Ihr Langohr zwar mager, nimmt jedoch selbstständig Nahrung zu sich, sollten Sie zunächst auf die Gabe von Brei verzichten. Denn die zwanghafte Fütterung setzt das Tier zusätzlich unter Stress, sodass sich diese Maßnahme ausschließlich in Notsituationen als sinnvoll erweist.

Wichtig!

Bei Päppelbrei bleibt die notwendige Struktur aus, sodass sich dessen lange Fasern sogar schädlich auf die Verdauung auswirken können. Zudem werden die Zähne nicht angemessen abgenutzt.

Obst für Kaninchen

Stellen Sie Ihrem Langohr stattdessen besser ein abwechslungsreiches Energiefutter in unbegrenzter Menge zur Verfügung. Infrage kommen beispielsweise Grünfutter, Obst, Knollengemüse oder Saaten. Bei der Auswahl der jeweiligen Futtermittel ist stets auf die individuelle Verträglichkeit zu achten.

Hat der behandelnde Tierarzt die Ursache für die geringe Nahrungsaufnahme ausfindig gemacht und entsprechend behandelt, nimmt das Kaninchen für gewöhnlich wieder von selbst zu.

In folgenden Situationen ist ebenfalls von einer Spritzenfütterung abzuraten:

Verdauungsprobleme

Infolge einer Aufgasung, Verstopfung oder Magenüberladung verweigern Kaninchen die Nahrungsaufnahme sofort. In diesem Fall könnte die zwanghafte Nahrungszufuhr sogar lebensgefährlich für Ihr Langohr enden. Suchen Sie in diesem Fall unbedingt einen tierärztlichen Notdienst auf. Erst im Anschluss an einen Befund und einer entsprechenden medikamentösen Behandlung kann ein vorsichtiges Zufüttern erfolgen.

Schmerzen

Das Foto zeigt ein Kaninchen, das getrocknete Birkenblätter frisst.

Kaninchen verweigern für gewöhnlich erst bei starken Schmerzen die Nahrungsaufnahme. Dann ist es wichtig, die Ursache ausfindig zu machen und ein wirksames Schmerzmittel in einer sinnvollen Dosis zu verabreichen. Gelegentlich ist es notwendig, mehrere Schmerzmittel miteinander zu kombinieren. Nach erfolgter Behandlung nehmen Kaninchen selbstständig Nahrung auf.

Lediglich, wenn die Wirkung des verabreichten Schmerzmittels ausbleibt, kann sich eine vorübergehende Fütterung mit Brei als notwendig erweisen. Als besonders heikel sind Schmerzen im Mund wie beispielsweise dem Kiefer anzusehen, da diese die Nahrungsaufnahme besonders erschweren.

Kreislaufversagen

Bei schwachen Kaninchen oder Langohren mit Kreislaufversagen ist eine Therapie mit Infusionen zu bevorzugen. Zusätzlich kann die Gabe von Medikamenten erforderlich sein, um den Kreislauf zu stabilisieren.

Wichtig!

Eine Zwangsernährung mit Brei versetzt das Langohr meist zu sehr unter Stress. Schlimmstenfalls kann sich der Gesundheitszustand dadurch sogar verschlechtern.

Gelegentlich gelingt es den Tieren nicht mehr, die eingegebene Nahrung vollständig abzuschlucken, wodurch diese in die Luftröhre gelangen kann. Dies kann für das Tier lebensbedrohliche Folgen hervorrufen.

Das Foto zeigt wie ein Kaninchen am Ast nagt

Zahnprobleme

Die Futteraufnahme bereitet mitunter bei angeborenen oder erworbenen Zahnfehlstellungen erhebliche Schwierigkeiten. Dann empfiehlt sich vor allem eine abwechslungsreiche und vielfältige Ernährung.