Je nach Lebenserwartung und Rasse werden Kaninchen zwischen fünf und sieben Jahren als Senioren bezeichnet. Grundsätzlich gilt, dass je größer das Tier ist, desto geringer ist dessen Lebenserwartung. Bei älteren Kaninchen wird das Fell struppiger, ergraut oder verblasst. Der Körperbau wird zunehmen knochiger und drahtiger.
Das Risiko für körperliche Einschränkungen steigt, weshalb man verstärkt auf Krankheitsanzeichen achten sollte. Sobald die ersten typischen Krankheitsanzeichen auftreten, ist es unbedingt notwendig, einen kaninchenerfahrenen Tierarzt zu kontaktieren. In diesem Beitrag erhalten Sie zahlreiche Tipps zum Umgang mit Kaninchen Senioren.
Körperliche Einschränkungen im Seniorenalter

Ältere Kaninchen verspüren ein erhöhtes Bedürfnis nach Ruhe und bewegen sich zunehmend weniger.
Einigen Senioren Kaninchen bereitet die Körperpflege Schwierigkeiten. Dies zeigt sich beispielsweise daran, dass sich das Tier mit einer Pfote das Gesicht putzt und sich mit der anderen abstützt. Mitunter kann es zu einer mangelnden Stubenreinheit durch Inkontinenz kommen. Auch Urin- und Kotverklebungen am Po sind durchaus möglich.
Die Aufnahme des Blinddarmkots bereitet meist ebenfalls zunehmend Probleme.
Wichtig!
Es ist wichtig, dass Sie Ihr Kaninchen im Hinblick auf die Körperpflege unterstützen und den Analbereich stets sauber halten. Vor allem im Sommer besteht bei mangelnder Hygiene ein erhöhtes Risiko für einen Fliegenmadenbefall.
Die Fellpflege fällt bei Kaninchen Senioren häufig weniger intensiv aus. Somit kann ihr Langohr beim Fellwechsel durchaus Unterstützung gebrauchen, indem Sie altes Fell behutsam herauskämmen oder -zupfen. Bei Verklebungen ist eine weitere Fellpflege erforderlich.
Gestaltung des Geheges
Kaninchen Senioren reagieren sensibel auf jegliche Art von Stress und Veränderung. Deshalb sollten Sie die gewohnte Umgebung nach Möglichkeit beibehalten. Sofern Ihre Langohren noch gut sehen, können sich einzelne Neuerungen sowie eine gelegentliche Umgestaltung als durchaus interessant erweisen.
Andernfalls sorgen solche Maßnahmen für Verwirrung. Selbst wenn die Bewegungsfreude nachlässt, ist es wichtig, dass Sie weiterhin die gewohnten Bewegungsmöglichkeiten in vollem Umfang anbieten.
Im Rahmen eines Umzugs ist es ratsam, das Gehege zunächst ähnlich aufzubauen und notwendige Veränderungen langsam und schrittweise vorzunehmen. Unter diesen Voraussetzungen sind Senioren recht anpassungsfähig. Je nachdem, ob Sie Ihre Langohren in Innen- oder Außenhaltung beherbergen, sind unterschiedliche Maßnahmen in Bezug auf das Gehege zu treffen:
Innenhaltung

Unter Umständen kann es passieren, dass ältere Kaninchen beim Aufstehen auf glatten Bodenbelägen abrutschen. Als hilfreich erweisen sich ein PVC- Untergrund mit eventuell einem gepolsterten Untergrund. Teppiche, Vetbeds und Tücher werden von älteren Kaninchen insbesondere bei bestehenden Gelenkserkrankungen gerne als Schlafplatz angenommen. Dies setzt allerdings eine zuverlässige Stubenreinheit der Langohren voraus.
Des Weiteren gilt es sicherzustellen, dass das Material nicht angeknabbert wird. Denn einige Bestandteile wie Farbstoffe sind vollkommen unverträglich oder können teils schwere Verdauungsstörungen durch Teppichbodenfasern hervorrufen. Alternativ erfreuen sich dick eingestreute Stroh- oder Heu-Areale an großer Beliebtheit.
Da älteren Kaninchen das Springen auf erhöhte Plattformen häufig Schmerzen bereitet, können sich Rampen als ein wertvolles Hilfsmittel erweisen. Bei Kaninchentoiletten ist es denkbar, einen Eingang in die Wanne zu schneiden.
Schon gewusst?
Im Handel sind sowohl spezielle Rampen als auch seniorengerechte Kaninchentoiletten zu finden.
Außenhaltung

Im Alter fällt das Fell von Kaninchen Senioren in der Regel lichter aus. Indem Sie Ihr Kaninchen etwas mehr Winterspeck anfressen lassen, ist dieses ebenfalls für winterliche Temperaturen gewappnet.
Wichtig!
Achten Sie jedoch darauf, dass dieses Übergewicht lediglich während der Wintermonate besteht.
Sofern die Tiere gesund sind, dürfen diese weiterhin in Außenhaltung leben. Die Körpertemperatur lässt sich bei frostigen Temperaturen zudem nur schwer aufrechterhalten, was zu Muskelzittern, Apathie und eine erhöhte Krankheitsanfälligkeit führen kann.
Kaninchen Senioren sollten Feuchtigkeit und Kälte nach Möglichkeit vermeiden. Führen Sie außerdem täglich einen Gesundheitscheck durch, um das Wohlbefinden regelmäßig im Auge zu behalten.
Organisation des Futterplatzes

Jungtiere beschäftigen sich gerne mit einer kreativen Futtersuche. Da sich Kaninchen Senioren vergleichsweise deutlich weniger bewegen, sollten Sie das Futter- und Wasserangebot stets leicht erreichbar platzieren.
Um Ihrem Langohr die Nahrungsaufnahme zu erleichtern, bietet es sich an, das Futter direkt vom Boden oder in flachen Schalen zur Verfügung zu stellen. Die Zusammensetzung des Speiseplans orientiert sich stets am Körpergewicht Ihrer Langohren. Es kann sich unter Umständen als hilfreich erweisen, wenn Sie das Gemüse etwas kleiner schneiden.
Vergesellschaftung

Kaninchen sind sehr gesellschaftsfreudige Tiere, weshalb auch Kaninchen Senioren unter keinen Umständen allein leben sollten. Idealerweise leben mindestens zwei ältere Partnertiere zusammen, die sich gut miteinander verstehen.
Da ältere Kaninchen im Vergleich zu Jungtieren deutlich stressanfälliger sind, ist bei einer neuen Vergesellschaftung stets der Gesundheitszustand der Tiere im Blick zu behalten. Möchten Sie die Kaninchenhaltung langfristig aufgeben, besteht die Möglichkeit, Ihren Kaninchen Senior mit einem Leihkaninchen zu vergesellschaften. Nach dem Tod wird das Leihkaninchen an den Besitzer zurückgegeben. Somit ist sichergestellt, dass Ihr Langohr zu keiner Zeit allein leben muss.
Kaninchen, die an ein Leben in einer Großgruppe gewöhnt sind, sind hier grundsätzlich gut aufgehoben. Allerdings sind hier stets die Gruppendynamik und das Wohlbefinden der Tiere zu beobachten. Bei einer neuen Vergesellschaftung innerhalb der Gruppe ziehen sich Kaninchen Senioren meist zurück.
Körpergewicht und Gesundheitszustand

Aufgrund der reduzierten Bewegungsfreude neigen ältere Kaninchen häufig zu Übergewicht. Dies kann bei gesunden Tieren langfristig zu Herzerkrankungen führen. Bei arthretischen Erkrankungen kann sich der Gesundheitszustand zudem verschlechtern.
Des Weiteren werden die Sprunggelenke stärker belastet. Auch Erkrankungen der Leber und anderer Organe gehören zu den möglichen Folgen von Übergewicht.
Andererseits fällt es einigen Langohren schwer, ihr bisheriges Gewicht beizubehalten, was bis hin zu Untergewicht führen kann. In diesem Zusammenhang ist eine umfassende Untersuchung des Zahnsystems durch einen kaninchenerfahrenen Tierarzt anzuraten. Eine Kotprobe wird in der Regel ebenfalls durchgeführt.
Auch Nierenerkrankungen können die Ursache von Untergewicht darstellen. Etwas Obst wie Banane, Apfel sowie Haferflocken und andere Saaten können das Körpergewicht etwas erhöhen.
Wichtig!
Eine genaue Abklärung der Ursache des Untergewichts ist in jedem Fall notwendig.
Jährlicher Gesundheitscheck
Ab einem Alter von fünf Jahren ist es ratsam, einmal jährlich einen Gesundheitscheck bei Ihren Langohren durch einen kaninchenerfahrenen Tierarzt vornehmen zu lassen. Dieser umfasst folgende Maßnahmen:
- Erstellung des großen Heimtierprofils
- Röntgen in zwei Ebenen
- Bei Widdern Ohren untersuchen
- Abtasten unkastrierter Häsinnen
- Endoparasiten-Kontrolle
- Hörtest
Unser Tipp!
Zusätzlich empfiehlt es sich, in regelmäßigen Abständen zu Hause Urin-Teststicks anzuwenden.
Häufige Erkrankungen bei Kaninchen Senioren

Im Alter leiden Kaninchen Senioren häufig unter Arthrose und weiteren Erkrankungen der Gelenke. Hierzu gehören auch Spondylosen, welche mit degenerativen Veränderungen der Wirbelsäule einhergehen.
Infolge einer jahrelangen Fehlernährung kann der Tränennasenkanal von Kaninchen Senioren mitunter verstopfen. Dies zeigt sich an einem dauerhaften Augenausfluss. Die Behandlung erfolgt durch Ausspülen des Kanals durch einen erfahrenen Tierarzt.
Der Graue Star bereitet Langohren ebenfalls häufig Probleme. Dieser zeigt sich daran, dass die Augen trüb wirken. Sofern Ihr Langohr bereits in jungen Jahren unter Abszessen gelitten hat, neigt dies oftmals auch im Alter dazu.
Beschwerden wie Husten, Niesen und Nasenausfluss sind typische Symptome für Atemwegserkrankungen.Bestehende Herzprobleme bedürfen ebenfalls einer tierärztlichen Behandlung.
Im Alter neigen Kaninchen Senioren häufig zu Verdauungsstörungen. Diese sind oftmals mit einer ungleichmäßigen Abnutzung der Zähne zu begründen. Nierenerkrankungen kommen bei älteren Langohren ebenfalls recht häufig vor. Eine falsche Fütterung kann sogar bis hin zu chronischem Nierenversagen führen. Zu den Symptomen zählen Abmagerung, stumpfes Fell sowie eine vermehrte Flüssigkeitsaufnahme.
Wenn sich ältere Langohren regelmäßig einpinkeln, können eine Blasenentzündung, Blasensteine oder Grieß-Ansammlungen in der Blase die Ursache darstellen.
Schmerzmittel
Kaninchenhalter sind sich häufig unsicher, ob die Gabe von Medikamenten wirklich erforderlich ist. Denn die Sorge, dass Organe als Nebenwirkung Schaden nehmen, ist oftmals zu groß. Allerdings sind solche Nebenwirkungen äußerst gering und lassen sich schnell und zuverlässig mit Urin-Sticks und Blutchecks zuverlässig erkennen.
Somit lassen sich riskante Schmerzmittel gezielt ersetzen und vermeiden. Schmerzhafte Erkrankungen können überwiegend mit einer guten Schmerzabdeckung behandelt werden, wodurch die Lebensqualität für Kaninchen Senioren erheblich verbessert werden kann.

Achtung!
Kaninchen benötigen größere Schmerzmittelgaben wie Hunde oder Katzen! Die Gabe kann meist stressfrei über das Lieblingsfutter verabreicht werden.
Einschläfern oder natürlicher Tod?

Entscheidend dafür, ob und wie Kaninchen Senioren weiterleben sollen, ist deren Allgemeinzustand. Sofern die Möglichkeit besteht, mit der jeweiligen Erkrankung oder Einschränkung zu leben, ist dies noch kein Grund, um über eine mögliche Sterbehilfe nachzudenken. Mit den richtigen Medikamenten und einigen Maßnahmen sind ältere Kaninchen recht anpassungsfähig.
Lassen sich Schmerzen auch mit Medikamenten nicht lindern und stellen diese eine hohe Belastung für das Tier dar, gilt es abzuwägen, ob auch in naher Zukunft keine wesentliche Verbesserung des Wohlbefindens möglich ist. Lassen die Vitalfunktionen wie das Herz-Kreislauf-System und die Atmung allmählich nach und baut das Kaninchen körperlich immer mehr ab, wird das Tier mit der Zeit versterben. Dieser Prozess verläuft meist qualvoll, weshalb eine Sterbehilfe Ihrem Kaninchen unnötiges Leid ersparen kann.
Unser Tipp!
Einige Tierärzte bieten die Durchführung der Sterbehilfe im Rahmen eines Hausbesuchs an, sodass Ihr Langohr in seiner gewohnten Umgebung verbleiben kann.