Mit mehr als 70 Kaninchenrassen und mindestens 300 unterschiedlichen Farbschlägen fällt die Vielfalt von Kaninchen besonders umfassend aus. Dennoch besitzen alle Langohren die selben körperlichen Merkmale. Der Körperbau von Kaninchen zeichnet sich durch Sinnesorgane, eine Wamme, den Rücken, Drüsen, einer Blume und Läufen aus.
Die Sinnesorgane
Das Erscheinungsbild von Kaninchen zeigt auf den ersten Blick einige Unterschiede zu anderen Tierarten. Nachfolgend geben wir einen Überblick in Bezug auf die Funktionsweise der Sinnesorgane von Kaninchen.
Augen

Die seitlich anliegenden Augen ermöglichen Kaninchen einen Rundumblick von nahezu 360 Grad. Lediglich bei Widder– und Löwenkopfkaninchen ist die Sicht durch die herabhängenden Ohren bzw. die Mähne nach hinten beeinträchtigt. Diese Position der Augen macht das Erspähen von Fressfeinden aus der Ferne möglich. Dennoch besitzen Kaninchen nur ein geringes räumliches Sehvermögen.
Nachteilig ist allerdings, dass Kaninchen Dinge, die sich unmittelbar vor ihre Nase befinden, nicht erkennen können. Durch Berührung des Gegenstands mit der empfindlichen Oberlippe oder den Tasthaaren stellen sie fest, ob etwas essbar ist.
Die Augen von Kaninchen zeichnen sich durch reichlich Rezeptoren für Licht aus, sodass diese in der Dämmerung besser sehen als Menschen. Langohren sind grundsätzlich dazu in der Lage, Farben zu unterscheiden. Insbesondere von Gelbgrün bis Blauviolett ist die Sicht besonders gut.
Schon gewusst?
Eine Unterscheidung von Rot und Grün ist nicht möglich, weshalb Kaninchen Farben anders wahrnehmen als Menschen.
Ohren

Dank ihrer langen Ohren hören Kaninchen besonders gut und nehmen auch Töne wahr, welche Menschen nicht hören können. Die Ohren lassen sich unabhängig voneinander bewegen, was bei Widdern lediglich eingeschränkt möglich ist.
Nase und Tasthaare

Die Nase ist mit einem ausgezeichneten Geruchssinn ausgestattet, da Kaninchen ihre Umgebung über sehr differenzierte Gerüche wahrnehmen. Die Nase zuckt und wackelt ständig, wodurch der Luft alle empfindlichen Geruchsrezeptoren ausgesetzt sind. Auf diese Weise gelingt es, drohende Gefahren frühzeitig zu erkennen.
Schon gewusst?
Sobald die Nase nicht mehr zuckt, ist dies ein Zeichen von großer Entspannung.
Die Schnurr- bzw. Tasthaare dienen dazu, die Umgebung im Dunkeln zu ertasten. Zudem setzen Kaninchen diese dazu ein, um Dinge, welche sich unmittelbar vor ihrer Nase befinden, zu erkennen.

Zähne

Kaninchen besitzen wurzellose Zähne. Insgesamt befinden sich im Kiefer 28 Zähne verteilt auf 22 Backen-, 4 Nage-, und 2 Stiftzähne. Letztere liegen hinter den beiden oberen Nagezähnen. Zwei der Nagezähne sind im Ober- und die anderen beiden im Unterkiefer anzutreffen.
Sowohl die vorderen Nagezähne als auch die wurzeloffenen Backenzähne wachsen das ganze Leben lang. Die Zähne von Kaninchen können jährlich um 10 bis 12 cm wachsen, was rund einem Zentimeter pro Monat entspricht. Erfahrungsgemäß nimmt die Wachstumsgeschwindigkeit mit dem Alter zu.
Wichtig!
Zur Vermeidung von gesundheitlichen Problemen sowie eines übermäßigen Wachstums ist eine gleichmäßige, natürliche Abnutzung durch Mahlen von reichlich Gras und Heu wichtig.
Haut und Fell

Die Haut von Kaninchen ist besonders dünn und zart. Als Schutz vor Hitze und Kälte dienen zwei Fellschichten. Einerseits eine Isolierschicht aus flauschig-weichem Wollhaar zum Schutz vor Hitze und Kälte und andererseits das Deckhaar als Nässeschutz.
In der Regel erfolgt zwei Mal pro Jahr ein Fellwechsel, wobei das Winterfell dicht und das Sommerfell eher dünn ausfällt. Bei Innenhaltung sind unter Umständen mehrere Fellwechsel möglich. Hierbei haaren Kaninchen stark und das Fell fällt unter Umständen vorübergehend besonders dünn aus.
Kahle Stellen bleiben in aller Regel aus. Während dem Fellwechsel sollte man die Langohren regelmäßig bürsten, da diese beim gegenseitigen Putzen ansonsten reichlich Fell schlucken, was zu Gesundheitsproblemen führen kann.
Je nach Rasse können Fellbeschaffenheit und Länge variieren. Angora– und Rex-Kaninchen zeichnen sich häufig durch außergewöhnliche Fellvarianten aus.

Wamme

Als „Wamme“ wird der Hautlappen mit Fettansatz bezeichnet, der unterhalb des Kopfes beginnt und bis zum Rumpf reicht. Die Wamme galt ursprünglich als Fettdepot in Dürreperioden. Bei Häsinnen ist diese als Energiespeicher für kräftezehrende Trächtigkeiten und Säugezeiten meist stärker ausgeprägt.
Je nach Rasse fällt die Wamme ganz unterschiedlich aus und ist unter Umständen sogar als Schönheitsmerkmal angezüchtet. Ist die Wamme besonders groß und mit Fett gefüllt, ist dies ein Anzeichen für Übergewicht. Infolge einer Gewichtsabnahme bleibt die Wamme unter dem Kinn als hängendes Gewebe zurück.
Rücken

Der Rücken ist nur recht schwach ausgebildet. Gelegentlich kann es passieren, dass sich Langohren mit ihren kraftvollen Hinterläufen selbst oder gegenseitig teils schwere Verletzungen hinzuziehen.
Beim Hochnehmen der Tiere ist es besonders wichtig, dass die Läufe und der Rücken richtig gestützt werden. Deshalb sollten Sie Kinder keinesfalls mit Kaninchen unbeaufsichtigt lassen. Das Hochnehmen sollte ohnehin nur in Ausnahmefällen vorgenommen werden, da dies für Kaninchen einem Angriff durch einen Greifvogel ähnelt. Die Tiere geraten unter Umständen in Panik und beginnen zu zappeln.
Drüsen
Kaninchen verfügen über drei ganz besondere Drüsen. Diese sind:
Analdrüse
Die Analdrüse befindet sich direkt am After. Das aus der Analdrüse ausgesonderte Sekret umschließt die Köttel und dient dazu, die Grenzen des Reviers zu markieren.
Kinndrüse
Am Kinn befinden sich ebenfalls Duftdrüsen, mit welchen Kaninchen ihr Revier durch Reiben an den entsprechenden Gegenständen markieren.
Leistendrüsen
Links und rechts der Leistenregion befinden sich haarlose Hauttaschen, die wiederum die Leistendrüsen aufweisen. Letztere werden umgangssprachlich auch als Geschlechtsecken bezeichnet. Sie sind etwa 1,5 cm lang und sondern ein weiß-gelbliches Sekret ab. Dieses zeichnet sich durch einen strengen Eigengeruch aus, was zur gegenseitigen Wiedererkennung zwischen Kaninchen dient.
Ist das Sekret getrocknet, wird dieses hart und färbt sich bräunlich. Manche Langohren säubern ihre Geschlechtsdrüsen nicht ausreichend, weshalb Sie dies gelegentlich überprüfen sollten. Bei Bedarf kann eine Reinigung der Geschlechtsecken erforderlich sein.
Achtung!
Bei Übergewicht können Kaninchen ihre Leistendrüsen für gewöhnlich nicht mehr selbstständig reinigen. Bleibt eine sorgfältige Säuberung über längere Zeit aus, kann dies schmerzhafte Entzündungen hervorrufen.
Läufe

Die Hinterläufe sind extrem kräftig und ermöglichen hohe Sprünge sowie das Graben von tiefen Löchern. Die großen Hinterläufe gewährleisten ein schnelles Hoppeln sowie ein lautes Trommeln zur gegenseitigen Warnung vor Gefahren.
Blume

Der Schwanz von Kaninchen wird als Blume bezeichnet. Bei Wildkaninchen ist dessen Unterseite hell gefärbt. Die Blume kommt als Gefahrensignal und zu Kommunikationszwecken untereinander zum Einsatz.