kaninchen-ratgeber.com
Das Foto zeigt ein weißes Kaninchen mit langen Ohren auf einer Buddelkiste

Ohrräude beim Kaninchen

Gefunden auf: https://www.kaninchen-ratgeber.com/gesundheit/erkrankungen/ohrraeude/

Bei Ohrräude handelt es sich um eine Infektionskrankheit mit Hautparasiten des Erregers Psoroptes cuniculi. Grundsätzlich können alle Kaninchenrassen an Ohrräude erkranken, wobei Hauskaninchen weniger häufig betroffen sind als Langohren in Mast- und Zuchtbetrieben. Die Ansteckung mit Ohrräude ist ausschließlich über den direkten Kontakt mit dem Erreger möglich.

Symptome von Ohrräude bei Kaninchen

Die Milben sind ausreichend groß, sodass diese mit dem bloßen Auge zu erkennen sind. Bei einem Befall kommt es zu krümeligen Ablagerungen an beiden Ohren. Zudem staut sich Ohrenschmalz im Ohr an und vermischt sich schließlich mit Sekret. Bei Stehohr-Kaninchen kann es vorkommen, dass das betroffene Ohr etwas einknickt. Im fortgeschrittenen Stadium füllen Ohrenschmalz und Sekret das gesamte Ohr aus.

Wichtig!

Im Ohr selbst kommt es bei Ohrräude zur Bildung von geschichteten Krusten. Diese dürfen unter keinen Umständen entfernt werden!

Eine Infektion mit Ohrräude geht mit einem starken Juckreiz und starken Schmerzen einher, sodass erkrankte Kaninchen vermehrt den Kopf schütteln und sich kratzen. Beim Kratzen kann es passieren, dass Bakterien in die Wunden eindringen und Entzündungen hervorrufen. Befinden sich Milben an den Pfoten, können sich diese meist rasant ausbreiten.

Bei einem fortgeschrittenen Befall kommt es meist zu einer Kopfschieflage und / oder Bewegungsstörungen. Betroffene Kaninchen fressen oftmals schlecht und magern ab. Besteht der Verdacht, dass Ihr Kaninchen an Ohrräude leidet, ist eine umgehende Behandlung anzuraten.

Das Foto zeigt ein weißes Kaninchen mit langen Ohren das den Kopf schräg hält

Krankheitsverlauf

Der Erreger Psoroptes cuniculi ist ein Spinnentier, das der Gattung der Saugmilben zuzuordnen ist. Diese siedeln sich an der Körperoberfläche an und ernähren sich von Körperflüssigkeiten wie Gewebsflüssigkeit und Blut. Hierfür wird die oberste Hautschicht durchstochen.

Psoroptes cuniculi siedelt sich vorrangig am Ohrgrund und in den Hautfalten der Ohrmuschel an. Dadurch kommt es zu einer Entzündung des äußeren Gehörgangs. Bei einem starken Befall sind weitere Körperregionen wie der Kopf, Hals und Schulterbereich betroffen. Zudem steigt das Risiko, dass Kaninchen an einer Mittel- oder Innenohrentzündung erkranken.

Bleibt ein Befall unbemerkt, kommt es zu einer rasanten Vermehrung, da Milben-Weibchen bis zu 100 Eier legen. Die Entwicklung vom Ei zur ausgewachsenen Milbe beläuft sich auf einen Zeitraum von zwei bis drei Wochen.

Diagnose

Die für die Ohrräude typischen Symptome ermöglichen für gewöhnlich eine schnelle Diagnose. Obwohl die Milben meist mit dem bloßen Auge zu erkennen sind, werden diese oftmals mit einem Otoskop im Gehörgang nachwegwiesen. Bei Bedarf ermöglichen weitere Tupferproben aus dem Ohr sowie ein anschließender Abstrich unter dem Mikroskop den Nachweis der Parasiten.

Therapie

Zur schonenden Entfernung von Sekret, Ohrenschmalz und lockerer Krusten können die Ohren des Kaninchens vorsichtig mit lauwarmer Wundspüllösung und Tupfern behandelt werden.

Zur Behandlung von Ohrräude kommen Wirkstoffe zum Einsatz, die Milben abtöten. Die Anwendung erfolgt überwiegend äußerlich in Form von Salbe, Tinktur oder Spot-on. Letztere sind über einen längeren Zeitraum zu verabreichen. Alternativ kann eine Spritzung in Betracht gezogen werden.

Kaninchen, die unter Entzündungen leiden, kann zusätzlich ein Antibiotikum lokal und unter die Haut verabreicht werden. Antibiotische Augentropfen können bei Bedarf auch für die Ohren genutzt werden.

Der Allgemeinzustand Ihres Kaninchens entscheidet darüber, ob in den ersten Tagen weitere Schmerzmittel zu verabreichen sind.

Wichtig!

Um die Ausbreitung der Ohrräude zu verhindern, ist die Behandlung aller Kaninchen, die zum erkrankten Tier Kontakt hatten, notwendig. Dies ist auch dann erforderlich, wenn keine Symptome bestehen.

Die Behandlung der Ohrräude kann sich durchaus als langwierig erweisen. Eine regelmäßige Reinigung der Ohren ist unverzichtbar, um die Krusten behutsam zu entfernen. Keinesfalls sollte man diese aktiv abtragen, da dies einerseits schmerzhaft für das Langohr ist und andererseits eine neue Entzündung hervorrufen kann. Spezielle Wundsalben unterstützen den Heilungsprozess.

Bitte nicht!

Präparate, die bei Hunden und Katzen zur Ohrreinigung eingesetzt werden, sind für Kaninchen vollständig ungeeignet. Denn diese enthalten für gewöhnlich Cortison, welches ernsthafte Nebenwirkungen hervorrufen kann.

Ursachen

Hauptsächlich erfolgt die Übertragung von Ohrräude über den direkten Kontakt zu einem erkrankten Tier. In Mast- und Zuchtbetrieben geschieht dies meist, wenn Häsinnen zum Bedecken in andere Ställe gebracht werden. Sofern bei Neuzugängen die empfohlene Quarantänezeit ausbleibt, ist eine Einschleppung der Ohrräude denkbar.

Eine Ansteckung über mit Psoroptes cuniculi kontaminierte Gegenstände wie Bürsten oder Einstreu ist ebenfalls möglich. Da der Erreger bis zu drei Wochen ohne Wirt überlebensfähig ist, kann eine Ansteckung durchaus auch noch zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen.

Prognose

Sofern die Behandlung der Ohrräude beim Kaninchen konsequent und gewissenhaft erfolgt, fällt die Prognose in aller Regel positiv aus. Wichtig ist, die Therapie über einen längeren Zeitraum hinweg aufrechtzuerhalten. Nach einiger Zeit gehen die Krusten allmählich zurück und das Kaninchen ist milbenfrei.

Lediglich, wenn eine entsprechende Behandlung ausbleibt, kann es zu Komplikationen wie einem Blutohr oder Abszess kommen. Infektionen, die sich tiefer im Ohr befinden, können eine Mittelohrentzündung hervorrufen.

Vorbeugung

Eine zuverlässige Vorbeugung der Ohrräude ist nicht immer möglich. Zu den wichtigsten Vorkehrungen zählen eine gewissenhafte Hygiene sowie eine artgerechte Haltung. In regelmäßigen Abständen empfiehlt sich das Auskochen aller Gegenstände im Gehege. Neuzugänge sind vor einer Vergesellschaftung stets von einem kaninchenerfahrenen Tierarzt gründlich zu untersuchen. Tiere, die an Ohrräude erkrankt sind, sind zunächst einzeln unterzubringen.