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Das Foto zeigt zwei Kaninchen mit Getreide

Kaninchenernährung – mit oder ohne Getreide?

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Getreide gilt im Rahmen der Kaninchenernährung bislang als äußerst umstritten. Während manche Empfehlungen für eine gelegentliche Getreidefütterung plädieren, raten andere zum vollständigen Verzicht. Ob und in welcher Menge Kaninchen Getreide zu sich nehmen dürfen, orientiert sich in erster Linie am Gesundheitszustand des Tieres sowie an der jeweiligen Getreideart. Um eine artgerechte Ernährung Ihrer Langohren sicherzustellen, sollten Sie zunächst die folgenden Fakten kennen.

Auswirkungen von Getreide auf den Organismus von Kaninchen

Der Verzehr von Getreide kann für Kaninchen gleich mehrere Nebenwirkungen mit sich bringen. Hierzu gehören:

Belastung des Verdauungstrakts

Zahlreiche Getreidesorten wie beispielsweise Weizen sind für Kaninchen besonders schwer verdaulich. Dieser Umstand ist auf die darin enthaltene Stärke zurückzuführen. Denn das Verdauungssystem von Kaninchen ist nicht darauf ausgelegt, um stärkehaltige Lebensmittel zu verwerten.

Während die Stärke bei Menschen vor allem durch Enzyme aufgespalten wird, produzieren Kaninchen lediglich geringe Mengen dieser Enzyme. Darüber hinaus führt ein hoher Stärkeanteil gelegentlich zu einer Fehlbesiedelung durch Blinddarmbakterien.

Schnelle Sättigung

Der Verzehr von Getreide führt dazu, dass die Sättigung bei Kaninchen vergleichsweise schneller einsetzt, sodass insgesamt weniger Grünfutter aufgenommen wird. Dies wirkt sich negativ auf den erforderlichen Zahnabrieb aus. Hinzu kommt, dass Getreide kaum Flüssigkeit beinhaltet. Die fehlende Menge gleichen Kaninchen meist nicht ausreichend über die Wasserversorgung aus.

Das Foto zeigt wie ein Kaninchen am Ast nagt

Getreide begünstigt längere Fresspausen

Aufgrund der anhaltenden Sättigung verbleibt das Futter für längere Zeit als üblich im Verdauungstrakt. So lange Ihre Langohren keine erneute Nahrung zu sich nehmen, wird das Futter im Magen nicht weiter vorangeschoben.

Somit machen sich die Darmbakterien an diesem „falschem“ Futter zu schaffen. Der mangelnde Weitertransport der Nahrungsbestandteile kann unter Umständen die Entstehung von Durchfall oder Aufgasung begünstigen.

Getreide liefert einen hohen Nährwert

Aufgrund des hohen Nährwerts kann es vorkommen, dass Kaninchen zu Übergewicht und Leberverfettung neigen.

Entstehung von Zahnproblemen

Durch die charakteristische Struktur von Getreide wird eine Fehlbelastung des Kiefers begünstigt. Denn die darin enthaltenen Körner werden von den Langohren nicht zermahlen, sondern gekaut. Dies kann wiederum zu einer ungünstigen Kraftverteilung auf den Kiefer führen.

Unser Tipp!

Verzehren Kaninchen hingegen nur gelegentlich geringe Mengen Getreide, lässt sich eine Fehlbelastung des Kiefers für gewöhnlich vermeiden.

Wie funktioniert der Verdauungstrakt von Kaninchen?

Um die Bedeutung von Getreide für den Organismus von Kaninchen einschätzen zu können, sollten Sie zunächst die reguläre Funktionsweise des Verdauungssystems Ihrer Langohren kennen. Diese umfasst insgesamt die folgenden vier Schritte:

  1. Das Kaninchen beißt die Nahrung mit seinen scharfen Vorderzähnen klein oder benagt diese.
  2. Die Nahrungsbestandteile werden durch die Backenzähne eingespeichelt und zermahlen.
  3. Das Futter wandert schließlich in den Magen. Da die Magenmuskulatur von Kaninchen nur schwach ausgeprägt ist, gelangt das Futter nur langsam vorwärts. Da Kaninchen einen Stopfmagen besitzen, gelingt der Weitertransport nur durch eine kontinuierliche Nahrungsaufnahme.
  4. Im Anschluss wird das Futter in den Darm geschoben. Kaninchen besitzen einen Dünn-, Dick-, und einen Blinddarm, wobei letzterer mit etwa einem Drittel des Bauchraums besonders ausgeprägt ist. Im Blinddarm werden die Rohfasern durch körpereigene Bakterien aufgeschlossen sowie in ihre Bestandteile zerlegt. Abschließend scheiden Kaninchen Blinddarmkot aus, welchen sie sofort verzehren. Denn Blinddarmkot enthält lebenswichtige Nährstoffe und Vitamine, die für die Gesunderhaltung Ihrer Langohren unverzichtbar sind.
Das Foto zeigt ein Kaninchen in einer Kiste

Woraus setzt sich Getreide zusammen?

Getreide zeichnet sich gegenüber Calcium um einen fünffach höheren Anteil an Phosphor aus, sodass ein unausgewogenes Verhältnis besteht. Als ideal gilt ein Verhältnis zwischen Calcium und Phosphor von 1,5 : 1. Nehmen Kaninchen dauerhaft große Mengen an Phosphor zu sich, kann sich dies negativ auf deren Knochenaufbau auswirken. Doch auch eine Instabilität des Kiefers ist aufgrund einer unzureichenden Mineralisierung der Zähne denkbar.

Getreide beinhaltet außerdem reichlich Stärke, welche als Energieträger dient. Zur Energiegewinnung aus Stärke erfolgt während der Verdauung eine Enzymspaltung des Mehrfachzuckers in Glucosemoleküle (Traubenzucker). Problematisch wird es, wenn Energieaufnahme und Energieverbrauch nicht mehr miteinander im Gleichgewicht stehen. Denn überschüssige Energie in Form von Glucose lagert sich als Glycogen in der Leber von Kaninchen ab.

Unser Tipp!

Zucker sowie andere Süßungsmittel wie beispielsweise Honig oder Johannisbrot sind ebenfalls nach Möglichkeit zu vermeiden. Zwar neigen Kaninchen aufgrund der künstlichen Süße zum Verzehr dieser Leckereien, diese sind jedoch ungesund.

Für welche Kaninchen ist getreidefreies Futter besonders wichtig?

Das Foto zeigt ein Kaninchen mit Salat und Karotten

Langohren, die unter Verdauungsproblemen leiden, sollten in jedem Fall mit getreidefreiem Futter versorgt werden. Doch auch Kaninchen mit Gewichtsverlust oder Langohren die zu Blähungen neigen, benötigen eine getreidefreie Ernährung.

Warum wird Kaninchenfutter mit Getreide im Handel angeboten?

Weizen ist im Vergleich zu alternativen Futterzusätzen verhältnismäßig günstig, weshalb dieses gerne von zahlreichen Herstellern verwendet wird. Hinzu kommt, dass Getreide dauerhaft vorrätig ist.

Sollten alle Getreidearten gemieden werden?

Wildkaninchen ernähren sich zwar vorrangig von frischen Gräsern, Kräutern und Rinde, je nach Vegetationsperiode steht allerdings auch Getreide auf dem Speiseplan. Sobald im Sommer und Herbst verschiedene Getreidesorten erntereif sind, wird das Getreide gerne von Kaninchen dazu genutzt, um Fettreserven für die bevorstehenden Wintermonate anzulegen.

Somit gelten für gesunde Kaninchen in Heimtierhaltung geringe Mengen an Getreide als unproblematisch. Dabei gilt, dass Getreide hinsichtlich seiner Art zu unterscheiden ist. Während auf Weizen möglichst vollständig verzichtet werden sollte, ist die Gabe von Hafer und Gerste aufgrund ihrer veränderten Eiweisstruktur in geringen Mengen möglich. Sofern Sie Ihren Langohren Getreide anbieten möchten, sollten Sie dieses möglichst naturbelassen mit Spelz an der Ähre anbieten. Außerdem ist darauf zu achten, dass Getreide nicht täglich auf dem Speiseplan von Kaninchen steht.

Unser Tipp!

In manchen Situationen wie beispielsweise beim Päppeln erweist sich die Gabe von Getreide sogar als äußerst sinnvoll.

Das Foto zeigt ein Kaninchen mit Getreide