Wunde Läufe gelten bei Kaninchen als die häufigste Hauterkrankung. Hiervon sind vor allem Wohnungskaninchen betroffen. Doch auch bei Außenhaltung kommen wunde Läufe gelegentlich vor.
Wichtig ist, dass Sie die Anzeichen möglichst früh erkennen, da sowohl eine späte als auch eine falsche Behandlung den Gesundheitszustand deutlich verschlechtern können.
Was sind wunde Läufe beim Kaninchen?
Kaninchen besitzen keine Sohlenpolster. Stattdessen werden die Ballen unter den Pfoten durch Fell vor Überbeanspruchung sowie vor zu starker mechanischer Belastung geschützt.
An der Ferse ist ab dem Alter von ein bis zwei Jahren bei Kaninchen eine kleine, haarlose und kreisrunde Stelle zu erkennen. Bei Rexkaninchen ist diese mitunter besonders deutlich ausgeprägt. Dies ist vollkommen normal und bedarf keiner weiteren Behandlung. Es empfiehlt sich allerdings, diese Stelle regelmäßig zu beobachten.
Von wunden Läufen wird gesprochen, wenn diese Stelle gerötet bzw. entzündet ist und in extremen Fällen sogar Krusten aufweist.

Symptome
Die Symptome für wunde Läufe entwickeln sich langsam und über einen längeren Zeitraum hinweg. Häufig befinden sich die ersten Anzeichen unter einer Haarschicht, welche bei Seite gelegt werden kann. Während die kreisrunde, haarlose Stelle anfangs lediglich leicht gerötet ist, kann sich diese im späteren Verlauf entzünden und schlimmstenfalls sogar aufplatzen.
Im Rahmen einer Entzündung reagieren Kaninchen bei Berührung dieser Stelle schmerzempfindlich. Bei einem zusätzlichen Pilzbefall kann sich das Krankheitsbild bis zur Blume ausweiten und außerdem mit einem Abszess einhergehen.
Leidet Ihr Langohr bereits an einer eitrigen Entzündung, wird dieses versuchen, das Bein zu entlasten. Allerdings sind in den meisten Fällen beide Läufe betroffen, sodass eine Entlastung nicht gelingt. Somit vermeidet das Kaninchen jegliche Art von Bewegung.
Bei tieferen Entzündungen, welche auch den Knochen betreffen, reagieren Kaninchen oftmals fiebrig und apathisch. Eine normale Bewegung des Beins ist dann meist nicht mehr möglich und das Tier reagiert mit Appetitlosigkeit.
Diagnose

Um wunde Läufe gezielt und frühzeitig behandeln zu können, ist eine tierärztliche Untersuchung unverzichtbar. Hierfür ist es hilfreich, wenn Sie einen ungefähren Zeitraum definieren können, seit welchem die Beschwerden bestehen. Darüber hinaus sind zuverlässige Angaben zur Haltungsform von hoher Wichtigkeit.
Ansonsten ist in der Regel ein prüfender Blick ausreichend, um wunde Läufe zu diagnostizieren. Um die Hautveränderungen sowie die Tiefe der Entzündung genauer beurteilen zu können, wird der behandelnde Tierarzt bei Bedarf ein Vergrößerungsglas zu Hilfe nehmen.
Mit einer Untersuchung des verbliebenen Fells lässt sich ein Verdacht einer Pilzinfektion entweder bestätigen oder ausschließen.
Besteht der Verdacht einer Knochenentzündung, ist ein Röntgenbild erforderlich. Hierbei gilt es zu klären, inwieweit Sehnen in Mitleidenschaft gezogen wurden. Zusätzlich können ein Abstrich der Wunde oder eine Probe des Eiters hilfreich sein.
Behandlung von wunden Läufen beim Kaninchen
Die Behandlung wunder Läufe sollte möglichst frühzeitig durch einen kaninchenerfahrenen Tierarzt vorgenommen werden, um einen langwierigen Heilungsprozess zu vermeiden. Bleibt eine Behandlung aus, schreitet die Entzündung uneingeschränkt voran. Die konkreten Behandlungsmethoden orientieren sich am Schweregrad der Entzündung. Für eine erfolgreiche Behandlung ist es außerdem unerlässlich, die Grunderkrankung zu ermitteln.
Sofortmaßnahmen

Ein Untergrundwechsel gilt als unvermeidbar, um die Läufe Ihrer Kaninchen zu schonen. Sofern die Läufe lediglich gerötet sind, ist in der Regel keine weitere Behandlung erforderlich. Bewährt hat es sich, den gesamten Untergrund mit einer dicken Schicht Holzeinstreu abzudecken. Dabei ist zu beachten, dass es sich um keine Pellets handelt. Matten, welche zur Polsterung unter PVC gelegt werden, sind ebenfalls möglich.
Unser Tipp!
In Außenhaltung gilt Wiese als ein idealer Untergrund.
Bei freier Wohnungshaltung ist dies jedoch keine Option. In diesem Fall sind weiche Matten wie Yoga-Matten oder abwischbare Hundematten aus Nylon eine interessante Wahl. Generell gilt, dass natürliche Untergründe besonders positiv wirken. Beliebte Schlafplätze sind in jedem Fall mit einer weichen Polsterung zu versehen.
Wichtig!
Feuchte Untergründe sind unbedingt zu vermeiden. Dies gelingt mit saugfähigen Materialien und einer regelmäßigen Hygiene.
Halten Sie die Krallen kurz und schneiden Sie diese zunächst im Abstand von etwa zwei Wochen nach. Das Fell am Fuß ist zu entfilzen.
Lasertherapie
Bei der Lasertherapie handelt es sich um eine moderne, innovative Behandlungsmethode. Hierbei werden die entzündeten Stellen ein bis zwei Mal wöchentlich gelasert. Dabei sterben alte und kaputte Zellen ab und die Neubildung des Gewebes wird angeregt.
Intensive Wundbehandlung
Ab einer Entzündung dritten Grades ist eine intensive und spezielle Wundbehandlung erforderlich. Hierzu gehören eine umfassende Reinigung, Spülung sowie die Anbringung eines Verbandes und die Einnahme von entsprechenden Medikamenten. Je nach Kaninchen werden Verbände toleriert oder ganz und gar nicht angenommen. Alternativ kommen nässefeste Pflaster oder wasserabweisende Verbände infrage.
In Innenhaltung gestaltet sich die Behandlung für gewöhnlich als einfacher. Auch der Verbandswechsel lässt sich hier meist schneller bewerkstelligen. Hierbei ist die besondere Anatomie von Kaninchen zu berücksichtigen. In Außenhaltung ist hingegen ein atmungsaktiver Schutz vor Nässe erforderlich.
Achtung!
Salben sind nach Möglichkeit zu vermeiden, da daran Schmutz haften bleibt und Kaninchen zum Ablecken animiert werden.
Infrage kommen lediglich Iod-, Bepanthen-, und Zink- Präparate in Kombination mit einem entlastenden Polsterverband. Ein solcher ist täglich zu wechseln sowie die Wundheilung zu überwachen.

Fußbäder
Bei einer Schwellung mit Krustenbildung ist zwei bis drei Mal täglich ein Fußbad für jeweils fünf bis zehn Minuten zu empfehlen. Hierfür sollten Sie Rivanol, welches desinfizierend wirkt, verwenden.
Operativer Eingriff
Ein operativer Eingriff stellt im Rahmen einer extremen Entzündung, welche den Knochen betrifft und möglicherweise mit einem Abszess einhergeht, den letzten Ausweg dar. Hierbei wird abgestorbenes Gewebe sowie gegebenenfalls der Eiter entfernt.
Prognose
Für gewöhnlich fällt die Prognose bei einer frühzeitigen und gezielten Behandlung durchaus positiv aus. Um eine erneute Entzündung zu vermeiden, ist eine artgerechte Haltung wärmstens zu empfehlen.
Lediglich bei starken Entzündungen im Rahmen eines fortgeschrittenen Verlaufs besteht ein gewisses Risiko dafür, dass Kaninchen dauerhafte Einschränkungen davontragen.
Ursachen wunder Läufe bei Kaninchen
Tatsächlich können zahlreiche Umstände wunde Läufe bei Kaninchen hervorrufen. Zu den sechs häufigsten Auslösern gehören ein zu harter Untergrund, unzureichende Hygiene, zu lange Krallen, Bewegungsmangel, Schmerzen und das Gewicht.
1. Ein zu harter Untergrund

Ein einseitiger und harter Untergrund stellt für Kaninchen eine enorme Belastung dar und kann die Entstehung wunder Läufe somit begünstigen. Einseitiger Untergrund sorgt beispielsweise dafür, dass das Tier die Pfote stets identisch belastet. Auf harten Böden können die Krallen wiederum nicht in den Belag einsinken, was sich häufig in einer Fehlbelastung widerspiegelt. Darüber hinaus konzentriert sich das Körpergewicht hierbei lediglich auf wenige Stellen. Als UNGEEIGNETE Untergründe gelten:
- PVC
- Gehwegplatten
- Kies
- Pelleteinstreu ohne ausreichende Überstreu
Ist der Untergrund hingegen weich, sinken die Krallen ein, wodurch die Pfote an vielen Punkten belastet wird. Dies ist mit der natürlichen Lebensweise von Langohren vergleichbar.
Vorsicht bei Teppichen: Teppiche sind vor allem im Rahmen der Wohnungshaltung beliebt. Je nach Modell erhitzen sich diese durch Reibung teils stark, was wiederum zu einem Abrieb von Fell und Haut führen kann. Hierzu gehören zum Beispiel Kunstfaserteppiche. Weiche Teppiche aus Baumwolle, in welche die Pfoten des Kaninchens bei Belastung einsinken, sind bedenkenlos geeignet.

2. Unzureichende Hygiene
Unsaubere Haltungsbedingungen und eine mangelnde Hygiene sowie nicht eingestreute Bereiche begünstigen die Entstehung wunder Läufe. Häufig gelingt es den sauberkeitsliebenden Langohren unter diesen Umständen nicht, ihre Hinterläufe sauber zu halten, sodass Rückstände von Urin die Haut angreifen.
Weitere Umstände, welche zu einer unhygienischen Haltung führen können, sind ein seltenes Ausmisten, Inkontinenz und Durchfall. Die Polsterfunktion des Fells wird dabei zunehmend reduziert.
3. Die Krallen sind zu lang

Zu lange Krallen führen oftmals zu Fehlhaltungen wie O-, bzw. X-Beinen, Arthrose oder Gelenkserkrankungen. Dadurch beanspruchen Kaninchen ihre Pfoten fehlerhaft, sodass durch die Gewichtsverlagerung des Fußes wunde Läufe entstehen.
4. Bewegungsmangel
Sowohl Übergewicht als auch ein zu kleines Gehege schränken das Kaninchen in seiner natürlichen Bewegungsfreiheit ein. Dadurch lastet ein Großteil des Körpergewichts auf den Fersen, was wiederum zu wunden Läufen führt.
5. Schmerzen
Leiden Ihre Kaninchen unter Schmerzen wie beispielsweise Gelenkserkrankungen oder anderen chronischen Beschwerden, meiden diese meist jegliche Art von Aktivität und neigen zu einer Fehlhaltung. Dadurch wird die Belastung verstärkt und das Risiko für eine Entzündung erhöht.
6. Körpergewicht

Große Rassen wie beispielsweise Deutsche Riesen besitzen gegenüber Zwergkaninchen ein vergleichbar hohes Eigengewicht, welches zum Großteil auf den Hinterläufen lastet. Bei trächtigen und übergewichtigen Langohren gestaltet sich die Situation als ähnlich.
Wunde Läufe vorbeugen
Ausreichend Bewegungsfreiheit auf einem weichen Untergrund gilt als unverzichtbar, um wunde Läufe vorzubeugen. Des Weiteren empfiehlt sich eine artgerechte Ernährung und die regelmäßige Reinigung des Kaninchengeheges. Halten Sie die Krallen von Kaninchen zudem kurz, um eine Fehlbelastung zu vermeiden.