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Ablauf einer Vergesellschaftung beim Kaninchen

Ablauf und Organisation einer Vergesellschaftung

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Das Zusammenleben von Kaninchen wird durch eine klar strukturierte Rangordnung bestimmt. Bis allerdings jedes dieser revierbezogenen Tiere seinen Platz im Rudel gefunden hat, können einige Tage vergehen.

Obwohl nicht jede Vergesellschaftung auf Anhieb unkompliziert verläuft, lässt sich nahezu jedes Kaninchen in eine Gruppe integrieren. Wie eine solche Vergesellschaftung im Detail verläuft, und wie Sie dieses Vorhaben am besten organisieren, erfahren Sie hier.

Vergesellschaftung von Kaninchen

Grundlagen der Vergesellschaftung

Vor Beginn einer Vergesellschaftung stellt sich zunächst die Frage, ab welchem Alter Kaninchen überhaupt miteinander vergesellschaftet werden können. Generell sollten Kaninchen bis zu einem Alter von ca. 10 bis 12 Wochen bei der Mutter oder einem anderen erwachsenen Tier des gewohnten Rudels aufwachsen.

Vergesellschaftung von Jungtieren zu achten?

Grundsätzlich sollten Sie Ihre Langohren frühestens ab einem Alter von 12 Wochen vergesellschaften. Bei Kaninchen, die jünger als vier Monate sind, verläuft die Vergesellschaftung erfahrungsgemäß unproblematisch.

Kaninchenjungtiere vergesellschaften

Während sich etwa gleichaltrige Kaninchen am besten verstehen, ist von der Zusammenführung von einem Alttier und einem Jungtier abzuraten. Dies ist damit zu begründen, dass es jungen Kaninchen noch nicht gelingt, sich selbst zu verteidigen. Sofern Sie die Zusammenführung von Kaninchen mit einem großen Altersunterschied anstreben, sollten Sie immer mindestens zwei Jungtiere einbeziehen. Somit verteilen sich die Emotionen auf mehrere Tiere, was die Atmosphäre spürbar entspannt.

Die Zusammenführung erwachsener Kaninchen

Die Vergesellschaftung von erwachsenen Kaninchen erweist sich für gewöhnlich als Herausforderung, ist aber dennoch möglich. Da sich Weibchen durch ein vorrangig dominantes Verhalten auszeichnen, wird generell die Vergesellschaftung mit einem älteren oder gleich alten Rammler empfohlen.

Erwachsene Kaninchen zusammen bringen

Mit jüngeren Rammlern verläuft die Zusammenführung häufig nur dann harmonisch, wenn diese bereits Deckerfahrung sammeln konnten, oder ebenfalls dominant sind.

Unser Tipp

In manchen Tierheimen besteht die Möglichkeit, dass Ihr Kaninchen selbst seinen zukünftigen Partner aussuchen kann.

Schon gewusst?

Je mehr Platz Sie Ihren Kaninchen beim Kennenlernen einräumen, desto konfliktärmer verläuft die Vergesellschaftung.

Die Vergesellschaftung vorbereiten

Bevor die Kaninchen aufeinandertreffen, sollten Sie folgende Aspekte bedenken.

Die Unterbringung des Neuankömmlings

Fremde Kaninchen sollten sich vor ihrer ersten Begegnung weder riechen noch sehen. Von der getrennten Haltung in zwei angrenzenden Käfigen ist daher dringend abzuraten.

Haltung in Sichtweite vermeiden

Diese Maßnahme würde für die Tiere zusätzlichen Stress bedeuten sowie zu gegenseitigen Aggressionen führen. Sobald sich zwei fremde Kaninchen begegnen, möchten diese ihre Rangordnung klären, was bei reinem Sichtkontakt jedoch nicht möglich ist.

Schlimmstenfalls ist in diesem Fall eine erfolgreiche Vergesellschaftung bereits im Vorfeld zum Scheitern verurteilt. Sofern möglich, sollten Sie zu jeder Zeit auf die Beherbergung Ihrer Kaninchen im Käfig verzichten. Als weitaus willkommenere Alternative erweist sich daher die Unterbringung in getrennten Räumen.

Müssen Kaninchen in Quarantäne?

Möchten Sie Ihre bestehende Kaninchengruppe erweitern, ist es unverzichtbar, den Neuankömmling vorab für vier Wochen in Quarantäne zu begeben.

Selbst wenn das Kaninchen einen gesunden Eindruck macht und aus einer guten Haltung stammt, besteht dennoch das Risiko, dass sich unerwünschte Krankheitserreger in dessen Körper befinden.

Kaninchen in Quarantäne

Die Inkubationszeit bei Kaninchen beträgt mehrere Wochen, weshalb Sie mit einer Quarantänezeit von vier Wochen gut beraten sind.

Innerhalb dieses Zeitraums haben Sie die Möglichkeit, Ihr Kaninchen in aller Ruhe kennenzulernen.

Beobachten Sie das Tier aufmerksam auf achten auf folgende Anzeichen vollständiger Gesundheit:

  • trockene Nase
  • richtig geformter Kot
  • kein verstärktes Kratzen
  • artgerechtes Verhalten

Die Zeit der Quarantäne bietet sich zudem an, um anstehende Impfungen zu erledigen. Außerdem ist es ratsam, einen allgemeinen Gesundheitscheck beim behandelnden Tierarzt durchführen zu lassen.

Hierzu gehört für gewöhnlich die eingehende Untersuchung einer Kotprobe auf folgende Krankheitserreger:

  • Kokzidien
  • Würmer
  • Yersinien
  • Clostridien
  • Giardien

Unser Tipp

Wenn Sie die Untersuchung der Kotprobe gleich zu Beginn der Quarantäne veranlassen, bleibt noch aureichend Zeit für die Behandlung eventueller Krankheiten. So ersparen Sie sich eine Verlängerung der Quarantänezeit im Krankheitsfall.

Die erste Begegnung vorausschauend planen

Das erste Aufeinandertreffen Ihrer Kaninchen sollte in jedem Fall in einem neutralen Umfeld stattfinden. Hierfür eignet sich ein Bereich der Wohnung, den keines der Tiere kennt wie zum Beispiel das Bad oder der Flur.

Sofern Ihrem Wohnungskaninchen alle Räume zur Verfügung stehen, ist es ratsam, einen Bereich für mindestens zwei Wochen abzusperren. Soll die Vergesellschaftung im Außengehege stattfinden, sollte sich dieses durch einen großflächigen Auslauf auszeichnen.

Die Einrichtung des Geheges ist so zu gestalten, dass Ihre Kaninchen jederzeit die Möglichkeit haben, einen Rückzugsort aufzusuchen.

Stalleinrichtung während der Vergesellschaftung

Zu den Einrichtungsgegenständen im Stall gehören:

  • mindestens ein Häuschen mit mehreren Ein- und Ausgängen je Kaninchen
  • Weidezweigröhren und Tunnels
  • große Kartons oder andere Versteckmöglichkeiten
  • Unterschlüpfe aus beispieksweise Kork
  • Heuberge und klein geschnittenes Obst zur Ablenkung
  • mehrere Futter- und Toilettenplätze

Hinweis

Es ist nicht ungewöhnlich, wenn Kaninchen im Rahmen einer Vergesellschaftung ihre Stubenreinheit vergessen Daher empfiehlt es sich, einen urinempfindlichen Bodenbelag zu wählen.

So verläuft die Vergesellschaftung

Wie eine Vergesellschaftung abläuft, hängt stark von den Charakteren der Tiere ab und kann daher nicht pauschal vorhergesagt werden. Dennoch weisen Zusammenführungen von Kaninchen überwiegend ähnliche Verhaltensmuster auf.

Der richtige Zeitpunkt

Um ungewollten Nachwuchs zu vermeiden, sollten Rammler und unkastrierte Weibchen frühestens sechs Wochen nach der Kastration aufeinandertreffen Ist die Quarantäne beendet, steht einer Vergesellschaftung nichts mehr im Wege.

Die Jahreszeiten Herbst und Winter gelten als ideal, da hier in freier Wildlaufbahn neue Rudelmitglieder in die Gruppe integriert werden und kaum Rangordnungskämpfe stattfinden.

Da sich Kaninchen um die Mittagszeit ruhiger verhalten, ist dies ein guter Zeitpunkt für die erste Begegnung.

Die Begegnung

Wichtig ist, dass alle Kaninchen gleichzeitig im neutralen Bereich abgesetzt werden. Es kommt nicht selten vor, dass die bisherigen Kaninchen dem Neuling nachlaufen, woraufhin dieser flieht.

Überwiegend beginnen Vergesellschaftungen ruhig mit Beschnuppern an Kopf und After, werden aber bereits nach einigen Augenblicken deutlich turbulenter.

Die Kaninchen beschnuppern sich

Meist beginnen sich die Tiere kurz zu jagen. Brummen, Knurren, gegenseitiges Bespringen und Aufreiten ist dabei nicht ungewöhnlich. Auch das gegenseitige Bespritzen mit Urin ist vollkommen normal. Aufgrund der ungewohnten Stresssituation verlieren einige Kaninchen zahlreiches Fell, das sich häufig im gesamten Gehege verteilt.

Nach rund 12 bis 24 Stunden ist meist der Höhepunkt der Vergesellschaftung erreicht.

Unser Tipp

Verwenden Sie keine Duftstoffe, um den Eigengeruch von Kaninchen zu überdecken. Diese verlieren rasch ihre Wirkung und sind häufig gesundheitsgefährdend. Allerdings kann es helfen, den Neuankömmling vor dem Kennenlernen mit urinnassem Stroh der alteingesessenen Tiere abzureiben.

Wann ist die Vergesellschaftung zu unterbrechen?

Beobachten Sie das Geschehen von außerhalb. Ausschließlich dann, wenn sich die Kaninchen dauerhaft jagen, oder sich ernsthafte Verletzungen zufügen ist Ihr Eingreifen gefragt.

Am besten werfen Sie hierzu Heu auf die Kaninchen, bevor Sie eingreifen. Trennen Sie die Kontrahenten anschließend mit einer dicken Pappe. Handschuhe sollten zum Eigenschutz verwendet werden.

Bringen Sie die Kaninchen in getrennte Räume. Kommt es am nächsten Tag erneut zu heftigen Auseinandersetzungen, sollten Sie rund zwei Wochen pausieren. Begegnen sich die Tiere noch immer aggressiv, gilt die Vergesellschaftung als gescheitert. In diesem Fall ist die Suche nach neuen Partnern unumgänglich.

Das Ende der Vergesellschaftung

Die Vergesellschaftung gilt als geglückt, wenn sich die Tiere mindestens einen Tag ohne große Zwischenfälle miteinander vertragen. Dies ist daran zu erkennen, wenn Ihre Langohren nebeneinender fressen, sich gegenseitig putzen oder entspannt zusammen im Gehege liegen. Dann kann der Umzug in das gewohnte Gehege erfolgen.

Kaninchen fressen zusammen

Unser Tipp

Zur Vermeidung von erneuten Rangordnungskämpfen empfiehlt es sich, die bisherige Einrichtung etwas zu verändern, und alle Gegenstände mit Essig zu reinigen.

Gelegentlich entfacht der Umzug eine erneute Zankerei, die jedoch binnen weniger Minuten nachlässt. Ist dies nicht der Fall, sollten Sie Ihre Kaninchen zurück in das neutrale Gehege bringen.