Auf den ersten Blick könnten ein Kaninchen und eine Katze nicht unterschiedlicher sein. Dennoch denken Tierliebhaber häufig darüber nach, diese beiden artfremden Tiere miteinander zu vergesellschaften.
In diesem Beitrag erfahren Sie, welche Faktoren ein harmonisches Zusammenleben begünstigen können und wie Sie Kaninchen und Katzen zusammen halten können.
Ist eine Freundschaft zwischen Kaninchen und Katzen möglich?
Da Katzen naturgemäß von einem instinktivem Jagdverhalten geprägt sind, stellen Kaninchen häufig potenzielle Beutetiere dar. Hinzu kommt, dass sich die gegenseitige Verständigung als schwierig gestaltet. Während Kaninchen die Lautäußerungen von Katzen nicht verstehen, sind Katzen nicht dazu in der Lage, die Körpersprache der Langohren zu deuten.
Obwohl ein Zusammenleben zwischen Katzen und Kaninchen im Vergleich zur Vergesellschaftung von Hunden und Kleintieren als ungefährlicher gilt, bleiben echte Freundschaften dennoch meist eine Ausnahme. Überwiegend kommt es zu einer Akzeptanz zwischen den beiden artfremden Tierarten, sodass diese ohne engeren Kontakt miteinander leben.
Voraussetzungen für ein harmonisches Zusammenleben
Unter Berücksichtigung einzelner Faktoren lässt sich eine gute Basis für ein harmonisches Zusammenleben von Kaninchen und Katze schaffen. Hierzu gehören:
Charaktereigenschaften von Kaninchen und Katze
Es erweist sich als äußerst vorteilhaft, wenn Ihre Katze einen möglichst ausgeglichenen Charakter besitzt. Bei temperamentvollen Samtpfoten mit einem ausgeprägten Jagdverhalten gestaltet sich eine Vergesellschaftung mit Kaninchen erfahrungsgemäß als weitaus schwieriger.
Zudem nimmt auch der Charakter von Kaninchen einen wichtigen Stellenwert ein. Ergreifen die Tiere bereits beim bloßen Geruch der Katze die Flucht, erweist sich eine Vergesellschaftung als problematischer als wenn Kaninchen dem Fremdling neugierig entgegenhoppeln.
Tipp
Sofern Kaninchen bereits vor der Katze im Haushalt leben, erleichtert dies in aller Regel die Vergesellschaftung.
Alter
Damit Kaninchen von Katzen möglichst nicht als Beutetiere angesehen werden, sollten diese mindestens drei Monate alt sein. Kaninchenbabys sowie sehr junge Kaninchen entsprechen zu sehr dem Beuteschema von Katzen, sodass diese selbst bei verschmusten Stubentigern zu sehr gefährdet wären.
Bei Katzen erweist es sich hingegen als sinnvoll, wenn diese noch recht jung sind. Zu diesem Zeitpunkt besitzen diese noch kaum Erfahrungswerte im Hinblick auf das Jagen und Verspeisen von Beutetieren. Somit ist es bei Jungtieren wahrscheinlicher, dass sich diese mit Ihren Langohren anfreunden, als wenn es sich um einen erwachsenen Streuner handelt, welcher sich jahrelang selbst versorgen musste.
Größe und Gewicht
Unterscheiden sich Kaninchen und Katzen in ihrer Größe nur unwesentlich voneinander, ist dies durchaus vorteilhaft. Kaninchen mit einem höheren Körpergewicht werden von Katzen zudem meist nicht als Beute angesehen. Große Widderkaninchen kommen beispielweise dem durchschnittlichen Gewicht einer Hauskatze recht nahe.
Vorbildfunktion
Ihr persönliches Verhalten trägt außerdem spürbar zum Erfolg der Vergesellschaftung bei. Wichtig ist, dass Sie zu jeder Zeit beide Tierarten respektvoll behandeln und keines der Tiere vernachlässigen oder bevorzugen. Vor allem Katzen können schnell mit Eifersucht reagieren und ihren Frust auf die Kaninchen übertragen.
Füttern und streicheln Sie Ihre Kaninchen im Beisein Ihrer Katze. Umgekehrt bietet es sich an, Ihre Katze in Gesellschaft der Kaninchen zu streicheln sowie diese auf den Arm zu nehmen und sich so den Langohren anzunähern. Sind Sie mit der Reinigung des Kaninchenkäfigs beschäftigt, bietet es sich ebenfalls an, diese Tätigkeit in Gesellschaft Ihres Stubentigers zu verrichten.
Beiden Tieren gerecht werden
Beschäftigen Sie sich im Vorfeld ausführlich mit den Bedürfnissen beider Tierarten. Erst, wenn Sie sich sicher sind, beiden Tieren gerecht werden zu können, sollten Sie eine gemeinsame Haltung anstreben.
Kaninchen und Katzen miteinander vergesellschaften – so gehen Sie dabei vor
Bei einer Vergesellschaftung von Kaninchen und Katzen sollte die gegenseitige Akzeptanz stets an erster Stelle stehen. Dabei ist es wichtig, dass Ihre Samtpfote versteht, dass die Kaninchen keine Beute darstellen. Bevor Sie mit der Zusammenführung beginnen, sollten Sie sich verinnerlichen, dass diese stets eine emotionale Herausforderung bedeutet. Da sich die Reaktion der beiden Tierarten vorher nur schwer einschätzen lässt, kann es sich als sinnvoll erweisen, eine weitere unterstützende Person hinzuzuziehen. Fühlen Sie sich dazu bereit, die Vergesellschaftung durchzuführen, empfiehlt sich folgende Vorgehensweise:
1. Erste Kontaktaufnahme
Bevor Kaninchen und Katze persönlich aufeinandertreffen, sollten diese vorab mit dem Geruch der jeweils anderen Tierart vertraut gemacht werden. Hierfür ist eine kleine Decke oder ein Waschlappen bestens geeignet. Streichen Sie mit jeweils einem separaten Waschlappen sowohl über das Fell Ihrer Kaninchen als auch Ihrer Katze. Legen Sie nun den Waschlappen mit dem Kaninchengeruch an den Ruheplatz Ihrer Katze. Den Waschlappen mit dem Katzengeruch legen Sie wiederum in das Kaninchengehege.
Unter Umständen kann es passieren, dass Ihre Kaninchen panisch auf den Geruch des Stubentigers reagieren. Daher sollten diese stets die Möglichkeit erhalten, sich diesem zu entziehen. Die Kontaktaufnahme sollte keinesfalls zwanghaft erfolgen.
2. Begegnung auf Distanz
Sofern der vorherige Schritt problemlos verlaufen ist, steht dem persönlichen Kennenlernen nichts mehr im Wege. Zunächst sollten die beiden Tierarten jedoch noch sicher voneinander getrennt bleiben. Somit empfiehlt sich die Kontaktaufnahme über Käfiggrenzen.
Beobachten Sie dabei das Verhalten Ihres Stubentigers genau. Weiten sich die Pupillen oder setzt die Katze zum Sprung an, sollten Sie die Vergesellschaftung sofort unterbrechen. In diesem Fall ist ein erneuter Kontakt zwischen den Tieren zunächst zu vermeiden. Vergewissern Sie sich, dass der Zugang zum Kaninchengehege Ihrer Katze verwehrt bleibt und verschließen Sie bei Bedarf zusätzlich die Tür zum Kaninchenzimmer. Warten Sie eine gewisse Zeit ab, bevor Sie diesen Schritt erneut wagen.
Beobachtet Ihre Katze die Kaninchen hingegen voller Neugier, ist kein Eingreifen erforderlich. Selbst wenn Ihre Samtpfote konzentriert jede Bewegung der Langohren beobachtet, ist dies kein Anzeichen für Aggressivität. Kaninchen erweisen sich für Katzen häufig als wahre Faszination, sodass diese ihre Blicke nur schwer von den Tieren abwenden können.
3. Direkter Kontakt herstellen
Sofern Ihre Samtpfote über einen längeren Zeitraum kein Jagdverhalten zeigt, ist nichts gegen den direkten Kontakt einzuwenden. Ist Ihr Stubentiger bereits mit einem Katzengeschirr vertraut, können Sie dieses anlegen, um zusätzliche Sicherheit zu gewährleisten. Achten Sie darauf, dass Ihren Kaninchen stets ausreichend Rückzugsmöglichkeiten zur Verfügung stehen, sodass sich diese jederzeit der Situation entziehen können.
Da sich die Reaktion beider Tierarten nicht vorab einschätzen lässt, sollten Sie keines der Tiere festhalten. Denn geraten diese in Panik, kann dies schlimmstenfalls ernsthafte Verletzungen sowohl für Sie als auch für die Tiere selbst bedeuten.
Achtung!
Treffen Kaninchen und Stubentiger aufeinander, reicht es nicht aus, die Tür des Kaninchenkäfigs zu öffnen. Denn hierbei kann es passieren, dass die Kaninchen von der Katze in die Enge getrieben werden, ohne dass sich diese entsprechend zurückziehen können.
Beobachten Sie das Geschehen und verhalten Sie sich dabei ruhig. Lediglich in gefährlichen Situationen sollten Sie eingreifen. Es empfiehlt sich, das Augenmerk auf die schwächere Tierart, in diesem Fall also auf Ihre Kaninchen, zu legen.
4. Kaninchen und Katze: Wie geht es weiter?
Nach erfolgreichem Erstkontakt darf die Vorgehensweise regelmäßig wiederholt werden. Bedenken Sie dabei stets, dass ein guter Anfang zwar erfreulich ist, jedoch keine absolute Sicherheit bietet. Daher sollten Sie die beiden Tierarten keinesfalls unbeaufsichtigt lassen.
Mindestens Zwei
Katzen ersetzen für Kaninchen keinen Artgenossen. Somit sollten Sie mindestens zwei Kaninchen beherbergen. Katzen lassen sich hingegen problemlos allein halten.
Welche Maßnahmen sind zu ergreifen, wenn die Vergesellschaftung scheitert?
Wie bereits erwähnt, sind innige Freundschaften zwischen Kaninchen und Katzen äußerst selten. Realistisch betrachtet ist die Vergesellschaftung beider Tierarten bereits geglückt, wenn Ihre Katze kein ausgeprägtes Jagdverhalten zeigt und Ihre Langohren nicht sofort panisch die Flucht ergreifen.
Will sich keine Harmonie zwischen beiden Tierarten einstellen, sollten Sie den weiteren Kontakt nicht erzwingen. Sofern die Möglichkeit besteht, die Tiere vollständig getrennt voneinander zu halten, ist dies eine mögliche Option. Da Kaninchen meist in einem klar begrenzten Bereich leben, lässt sich eine Trennung bei einem ausreichenden Platzangebot recht einfach realisieren.
In Innenhaltung empfiehlt es sich, die Kaninchen in einem Raum unterzubringen, zu dem Ihre Katze keinen Zugang besitzt. In Außenhaltung ist es ohnehin erforderlich, das Kaninchengehege sicher abzugrenzen, um vor Fressfeinden zuverlässigen Schutz zu bieten. Selbst freilaufenden Katzen bleibt der Zutritt hier verwehrt.
Lediglich die freie Wohnungshaltung kann sich bei einer gescheiterten Vergesellschaftung als problematisch erweisen. Ist es Ihnen nicht möglich, beide Tiere stets im Blick zu behalten, sollte sich Ihre Katze in dieser Zeit besser im Freien aufhalten.
Ist die räumliche Trennung beider Tierarten aufgrund Ihrer Wohnsituation nicht möglich, ist es ratsam, unter Umständen eine größere Wohnung ausfindig zu machen. Zudem kann es sich als hilfreich erweisen, das Beschäftigungsangebot Ihrer Samtpfote abwechslungsreicher zu gestalten.
Sind alle Möglichkeiten ausgeschöpft, kann die Suche nach einem neuen Zuhause für eines der beiden Tierarten den letzten Ausweg darstellen.