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Das Foto zeigt ein Kaninchen und ein Meerschweinchen

Kaninchen und Meerschweinchen miteinander halten

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Auf den ersten Blick teilen Kaninchen und Meerschweinchen einige Gemeinsamkeiten, sodass zahlreiche Tierliebhaber die Auffassung teilen, dass sich beide Kleintiere bestens miteinander verstehen. Erst bei genauerem Hinsehen werden einige Unterschiede deutlich.

Konkrete Informationen zur Lebensweise beider Tierarten sowie dazu, ob ein Zusammenleben überhaupt möglich ist, erhalten Sie hier.

Gemeinsamkeiten zwischen Kaninchen und Meerschweinchen

Beide Tierarten werden gleichermaßen der Gruppe Kleintiere zugeordnet. Sie werden in einem Gehege beherbergt und besitzen ein flauschig weiches Fell. Das ist jedoch noch längst nicht alles.

Kaninchen und Meerschweinchen vereinen außerdem folgende Gemeinsamkeiten:

  • Pflanzenfresser (Heu und Frischfutter sollte auf dem Speiseplan stehen)
  • Innen- oder Außenhaltung bei beiden Tierarten möglich
  • Kaninchen als auch Meerschweinchen benötigen ausreichend Auslauf
  • Soziale Tiere, daher ist Gruppenhaltung unverzichtbar
  • Getreide ist gesundheitsschädlich und daher kein Bestandteil der täglichen Ernährung
  • Beide knabbern gerne
  • Kaninchen und Meerschweinchen besitzen ein typisches Reviererhalten und dulden keine fremdartigen Eindringlinge
Das Foto zeigt ein Kaninchen mit Gurke und Brokkoli

Diese Unterschiede sollten Sie kennen

Da ein Zusammenleben zwischen den beiden Fellfreunden bis auf wenige Ausnahmen ohne ersichtliche Auseinandersetzungen verläuft, wird eine solche Kombination häufig von Tierhandlungen empfohlen. Als Hauptargumente werden dabei meist ein geringerer Platzbedarf sowie eine nicht notwendige Kastration angeführt.

Gut zu wissen

In einer Zweierkonstellation aus Kaninchen und Meerschweinchen passiert es jedoch, dass beide Tiere mit der Zeit vereinsamen. Denn beide Tierarten leben lediglich nebeneinander her statt miteinander. Aufgrund folgender Unterschiede sind Missverständnisse oftmals vorprogrammiert:

Kommunikation

Meerschweinchen verständigen sich über Laute. Da Kaninchen jedoch mittels Körpersprache untereinander kommunizieren, können diese die Laute der Meerschweinchen weder verstehen noch erwidern. Das Quieken wird von Kaninchen mitunter sogar als Stress empfunden, was schlimmstenfalls ein aggressives Verhalten hervorrufen kann. In einer reinen Zweiergruppe kommt es somit zu keiner Verständigung über Laute. Dies führt dazu, dass das Meerschweinchen nach und nach verstummt, da es seine Sprache zunehmend verlernt.

Klappern Meerschweinchen mit den Zähnen, kommt dies einem Warnlaut oder Imponiergehabe gleich. Warnen sich Kaninchen gegenseitig, stampfen diese fest mit ihrem Hinterlauf auf. Bei Kaninchen ist Zähneklappern ein Ausdruck von Furcht.

Ernährung von Kaninchen und Meerschweinchen

Obwohl beide Tierarten zu den Pflanzenfressern gehören und täglich frisches Wasser, Heu und Frischfutter benötigen, unterschiedet sich deren Ernährung dennoch. Denn Meerschweinchen sind im Gegensatz zu Kaninchen nicht dazu in der Lage, Vitamin C zu speichern. Daher benötigen diese täglich eine zusätzliche Gabe dieses Vitamins. Für Kaninchen wäre eine Überdosis an Vitamin C jedoch gesundheitsschädlich, weshalb beide Tiere unbedingt einen getrennten Futterplatz benötigen.

Getrennte Futterplätze bringen zudem den Vorteil mit sich, dass ein genauer Überblick besteht, welche Tierart wie viel verzehrt. Alternativ ist es auch möglich, den Meerschweinchen die Vitamin C Gabe außerhalb des Geheges zu verabreichen.

Das Foto zeigt Kaninchen, die gutes Heu fressen

Biorhythmus

Während Kaninchen eher in den frühen Morgenstunden sowie tagsüber ruhen, sind Meerschweinchen vor allem am Tag aktiv. Wenn sich Meerschweinchen gegen Abend zur Ruhe setzen, werden Kaninchen bewegungsfreudig. Somit kann es passieren, dass sich die Tiere gegenseitig in ihrer Nachtruhe gestört fühlen.

Kaninchen bevorzugen beim Schlafen die Nähe und kuscheln sich eng aneinander. Bei Meeris ist dies nicht der Fall. Diese meiden den direkten Körperkontakt und legen sich in Sichtweite nieder. Kuscheln steht bei Meerschweinchen im Vergleich zu Kaninchen gar nicht an der Tagesordnung. Lediglich wenn die Nager noch sehr jung sind, kuscheln diese gelegentlich miteinander.

Herkunft

Ursprünglich sind Meerschweinchen in Südamerika beheimatet. Kaninchen stammen jedoch von spanischen Waldkaninchen ab. Somit wären sich die beiden Tierarten auf natürlichem Wege niemals begegnet. Zudem gehören Meerschweinchen und Kaninchen nicht derselben Tierart an. So zählen erstere zur Gruppe der Nager und Kaninchen zur Familie der Hasenartigen.

Hygiene

Gut zu wissen

Bei Kaninchen stellt das gegenseitige Putzen ein wichtiger Punkt ihres Sozialerhaltens dar. Möchte ein Kaninchen geputzt werden, schiebt dieses seinen Kopf unter den Oberkörper des Partnertieres. Meerschweinchen putzen sich hingegen nicht gegenseitig. Werden diese von Kaninchen geputzt, bedeutet das Stress für diese Tiere.

Darüber hinaus sind Meerschweinchen nicht an die Benutzung einer Toilette gewöhnt. Diese lassen ihre Notdurft dort nieder, wo sie sich wohlfühlen. Kaninchen bevorzugen dabei stets ein bis maximal zwei feste Plätze, an denen sie ihre Notdurft zuverlässig verrichten. Wird an diesen Stellen eine richtige Kaninchentoilette eingerichtet, sind die Langohren bis auf wenige Ausnahmen stubenrein.

Bewegungsdrang

Kaninchen lieben es zu springen, rennen, hoppeln und Haken zu schlagen. Obwohl sich auch Meerschweinchen gerne bewegen, sind Kaninchen vergleichsweise aktiver. Insbesondere beim Hakenschlagen kann es bei Meerschweinchen zu ernsthaften Verletzungen wie beispielsweise Rippenbrüche kommen.

Meerschweinchen trippeln hauptsächlich von Unterschlupf zu Unterschlupf Während sich Meerschweinchen bevorzugt in Mulden aufhalten, buddeln Kaninchen gerne nach Herzenslust.

Das Foto zeigt zwei Kaninchen in Bewegung

Hinweis

Insgesamt benötigen Kaninchen mit 2 – 3 m2 pro Tier eine größere Fläche als Meerschweinchen. Die Nager kommen mit einem Platzbedarf von 1 m2 pro Tier zurecht.

Darüber hinaus klettern Kaninchen äußerst gerne und behalten ihre Umgebung von höher gelegenen Plattformen aus stets im Blick. Meerschweinchen gehören hingegen zu den wenig begabteren Kletterern und benötigen flache Rampen, um eine höher gelegene Plattform zu erreichen. Bevorzugt suchen Meerschweinchen allerdings Schutz in Ecken.

Studien zufolge fühlen sich Meerschweinchen durch den ausgeprägten Bewegungsdrang von Kaninchen verängstigt. Leben Meerschweinchen mit Kaninchen zusammen, verlassen diese seltener ihre Unterschlupfmöglichkeiten als wenn die Tiere allein unter sich leben.

Paarungsverhalten

Ein weit verbreiteter Gedanke ist, dass beim Zusammenleben keine Kastration notwendig ist. Dies lässt sich jedoch nicht pauschal festlegen. Denn besonders bei Rammlern sollte zunächst das Verhalten genau beobachtet werden. Verhält sich ein Rammler dem Meerschweinchen gegenüber aggressiv, ist eine Kastration unumgänglich. Außerdem kann es passieren, dass das Kaninchen zunehmend das Meerschweinchen besteigt, wodurch diesem schlimmstenfalls erhebliche Verletzungen zugefügt werden können.

Sofern sich kein geschlechtsreifer Partner in unmittelbarer Nähe befindet, kann es zudem passieren, dass sich das Kaninchen dem Meerschweinchen aggressiv verhält und diesem Bisswunden zufügt.

Darüber hinaus bleiben Scheinschwangerschaften bei Kaninchen oftmals nicht aus. Infolgedessen reagieren diese dann dem Meerschweinchen gegenüber gereizt, um ihren vermeintlichen Nachwuchs zu beschützen. Häufig sind Meerschweinchen dann vollständig unterlegen und finden keine Möglichkeit, sich zur Wehr zu setzen.

Größe und Gewicht

Bereits auf den ersten Blick fällt der teils enorme Größenunterschied auf. Außerdem bringen Kaninchen je nach Rasse ein Gewicht zwischen 1,2 kg und 8 kg auf die Waage. Das Eigengewicht eines Meerschweinchens pendelt sich zwischen 700 Gramm und 1,6 kg ein.

Das Foto zeigt ein Kaninchen auf einer Plattform

Letztere sind Kaninchen daher deutlich unterlegen, weshalb sich Meeris häufig ihrem Schicksal fügen und entgegen ihrer Natur das Kuscheln oder Putzen von Kaninchen tolerieren.

Voraussetzungen für ein harmonisches Zusammenleben

Wie aus der Gegenüberstellung von Gemeinsamkeiten und Unterschieden hervorgeht, sind Kaninchen und Meeris in ihrem Wesen zu verschieden, um sich ihre Bedürfnisse gegenseitig erfüllen zu können. Wird ein Kaninchen lediglich mit einem Meerschweinchen zusammengehalten, kommt dies sogar einer Einzelhaltung gleich.

Sollen die Tiere dennoch zusammengehalten werden, kann dies unter folgenden Voraussetzungen gelingen:

  • Die Gruppe sollte aus mindestens 2 Tieren pro Tierart bestehen (mindestens zwei Kaninchen und zwei Meerschweinchen)
  • Ausreichend großes Gehege mit mindestens 10 m2 mit zahlreichen Versteckmöglichkeiten notwendig
  • Zahlreiche Rückzugsmöglichkeiten für Meerschweinchen, in die Kaninchen nicht hineinpassen
  • Höher gelegene Plattformen für Kaninchen, die Meerschweinchen nicht erreichen
  • Beide Tierarten getrennt füttern
  • Gehege in eigene Reviere unterteilen mit beispielsweise einer Trennwand durch die nur Meerschweinchen hindurchpassen

Tipp

Nach Möglichkeit sollten Meerschweinchen und Kaninchen in getrennten Gehegen gehalten werden.