Kurzbeschreibung der Rheinischen Schecke
Dreifarbig gescheckte Tiere sind in der Kaninchenwelt selten anzutreffen. Das macht die Zucht der Rheinischen Schecke so interessant und spannend, wenn auch ein wenig kompliziert. Als Haustiere werden sie nicht allzu häufig gehalten.
Charakter und Wesen
Die hübschen Schecken brauchen etwas Zeit, bis sie sich eingewöhnt haben. Gehen Sie stets ruhig und geduldig mit ihnen um, dann werden sie zahm und anhänglich. Haben sie ihren anfängliche Scheu überwunden, sind sie sehr neugierig und gehen gern auf Entdeckungsreise.
Begleiten Sie sie beim täglichen Freigang und erkunden Sie zusammen die Wohnung. Bauen Sie unterwegs immer wieder Hindernisse ein. Aus Kartons, leeren Flaschen, Papprollen, Tunneln und einigen kleinen Brettern können Sie variable Hürden, Irrgänge und Verstecke basteln.
Unser Tipp
Bringen Sie ab und zu einen Ast oder ein Stück Wurzel mit. Sie regen zum Klettern, Springen und Knabbern an. Ein einfacher Hocker oder Stuhl wird zum kreativen Spielzeug.
Ihre Langohren können einen Stuhl komplett umrunden (rechts und links herum), zwischen den Beinen hindurchlaufen oder eine Acht darum schlagen. Ist die Sitzfläche nicht allzu hoch, dürfen sie hinaufspringen. Eventuell stellen sie auch nur die Vorderpfoten auf die Sitzfläche. Männchen machen, sich um sich selbst drehen und andere Tricks lernen Ihre Freunde schnell und mit viel Eifer.
Wie alle Kaninchen möchten sie in einer Gruppe mit Artgenossen leben. Sie brauchen einander, um soziale Kontakte zu knüpfen, einander das Fell zu pflegen, zu spielen oder einfach zusammen zu kuscheln. „Einzelkindern“ fehlt das, sie kümmern oder zeigen Fehlverhalten.
Eignung für Anfänger
Vertreter der Rheinischen Schecke sind gut für Anfänger geeignet.
Haltung und Pflege
Die Tiere sind pflegeleicht, um ihr Fell kümmern sie sich selbst. Nur bei groben Verschmutzungen sollten Sie mit einer Bürste helfen.
Wichtig!
Kontrollieren Sie regelmäßig, ob sich Ihre Freunde verletzt haben, ob die Krallen oder Zähne zu lang sind.
Freilandhaltung möglich?
Ihre Langohren fühlen sich das ganze Jahr über in Freilandhaltung wohl.
Interessante Infos
Zeichnungen und Punkte
In der DDR wurde die Rasse als Dreifarbenschecke bezeichnet.
Die Rheinische Schecke gehört zu den alten einheimischen Haustierrassen im Sinne des Tierschutzgesetzes. Um diesen Titel führen zu können, muss die betreffende Rasse vor 1949 in einem Zuchtbuch geführt worden sein.
Am liebsten mögen die Züchter Tiere, die leicht und zierlich gezeichnet sind. Dazu gehören dünne Augenringe, kleine Seitenpunkte und ein schmaler Aalstrich. Dennoch müssen hin und wieder stärker gefärbte Tiere gehalten und eingekreuzt werden. Andernfalls würde die Zeichnung ständig dünner werden und von immer mehr weißen Haaren durchsetzt sein.
Meistens sind die Zeichnungen am Kopf besser und gleichmäßiger ausgeprägt, als die Rumpfzeichnungen.
Schecken zu züchten, ist immer schwierig. Müssen die Zeichnungen und Punkte doch in der richtigen Anzahl, der richtigen Größe und am richtigen Ort sein. In der Zeichnungsfarbe darf kein weiß sein, die Farben dürfen nicht verwaschen usw.
Spalterbig
Wie alle anderen Punktscheckenrassen ist die Rheinische Schecke spalterbig. Die gescheckten Tiere, die das Rassebild ausmachen, werden als Typschecken bezeichnet. Werden 2 dieser Typschecken miteinander verpaart, werden gescheckte, japanerfarbige und sehr hell gescheckte Junge geboren.
Hellschecken
Bei den Hellschecken sind die Zeichnungen zudem oft unvollständig oder mit weißen Haaren durchzogen. Dazu kommt, dass sie lebensschwach geboren werden und oft nicht lange überleben. Das liegt daran, dass der genetische Faktor, der die Scheckung hervorruft, untrennbar mit einem Lethalfaktor verbunden ist. Hellschecken tragen diesen Lethalfaktor zweimal in sich, er kommt bei ihnen voll zum Tragen. Daher vermeiden alle verantwortungsbewussten Züchter diese Verpaarung. Sie gehen einen Umweg und kreuzen Typschecken mit den japanerfarbigen Tieren. Die japanerfarbigen Langohren tragen das gewünschte Gen ebenfalls in sich.
Eine weitere Herausforderung bei der Zucht ist die Dreifarbigkeit. Alle Zeichnungen, außer den Backenpunkten, sollen zu gleichen Teilen aus schwarzen und gelben Bereichen bestehen. Das ist leichter gesagt als getan. Oft dominiert eine Farbe, sei es nun gelb oder schwarz. Für manche Züchter macht das gerade den Reiz dieser Rasse aus, andere hält es davon ab, die Rheinische Schecke zu züchten.
Es gibt noch eine weitere dreifarbige Scheckenrasse, die Tschechische Schecke. Sie sind etwas leichter als die Rheinischen und wurden um 1915 unabhängig voneinander gezüchtet. Entstanden ist die Rasse in Pilsen und wurde daher anfangs als Pilsener Schecke bezeichnet. Später wurde die Rasse als Farbschlag zur Tschechischen Schecke eingefügt.
Gut zu wissen
Die Jungen entwickeln sich schnell. Ihr Idealgewicht erreichen sie oft schon im Alter von 6 Monaten. Häsinnen neigen dazu, die obere Gewichtsgrenze zu überschreiten.
Die Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen hat die Rheinische Schecke in der Kategorie „Beobachtung“ in ihrer Roten Liste eingetragen.
Aussehen und besondere Merkmale
- Größe: mittelgroß
- Gewicht: Idealgewicht 3,75 bis 4,5 kg, Mindestgewicht 3,25 kg
- Lebenserwartung: 7 bis 11 Jahre
- Farben: Die Grundfarbe ist weiß, die Zeichnungsfarben sind gelb und schwarz. Jede Zeichnung, jeder noch so kleine Punkt, muss beide Zeichnungsfarben enthalten. Eine Ausnahme sind die Backenpunkte, sie sind einfarbig schwarz. Die Zeichnung ähnelt der anderer Punktscheckenrassen.
- Am Kopf fallen der Schmetterling, die Augeneinfassungen und die Backenpunkte auf. Die Ohren sind ebenfalls gescheckt gezeichnet. Der Farbübergang an der Ohrwurzel soll scharf abgegrenzt sein, ein kleiner Ausläufer in Richtung Stirnmitte ist erlaubt.
- Die Augeneinfassungen werden schmal, geschlossen und gleichmäßig breit gewünscht. Langohren mit besonders schmalen Augenringen neigen dazu, einen kleinen Dorn auf der Höhe der Stirn zu haben. Das wird nicht als Fehler angesehen. Dagegen stellt ein bis zur Augeneinfassung reichender großer Backenpunkt einen schweren Fehler dar. Sie müssen frei stehend sein und dürfen ovalförmig oder rund sein.
- Über den Schnauzenbereich zieht sich der Schmetterling. Ein großer dunkler Fleck, der die Form eines Schmetterlings hat. Der Rumpf des Schmetterlings liegt auf dem Nasenrücken und wird Dorn genannt. Er soll deutlich zu erkennen sein. Die gewölbten Flügel bedecken zu beiden Seiten Nase und Schnauze bis über die Mundwinkel. Viel Wert legen die Züchter auf die Wölbung. Tiere, bei denen der Schmetterlingsflügel gerade angesetzt ist, sind nicht erwünscht.
- Der Unterkiefer bleibt weiß.
- Über den Rücken erstreckt sich ein etwa 2 cm breiter Aalstrich. Er beginnt hinter den Ohren, läuft entlang der Wirbelsäule, bis er an der Spitze der Blume endet. Wichtig ist, dass er über die gesamte Länge gleichmäßig breit ist und keine Unterbrechungen hat.
- Die Seitenzeichnung machen die Scheckung perfekt. Gewünscht sind 4 bis 9 einzelne Flecken, die sich an der Flanke und den Schenkeln befinden. Die Flecken dürfen nicht ineinander verlaufen.
Wichtig!
Für alle Zeichnungen gilt, dass sie keine weißen Haare enthalten dürfen. Sie sollen möglichst klar abgegrenzt sein.
- Fell: Das Fell ist maximal 3 cm lang, dicht und gleichmäßig, die Grannen nicht zu lang. Werden die Grannenhaare zu lang, verwischen sie die Farbübergänge. Das Gleiche gilt ebenso bei zu langem Fell. Es lässt die Farben ausfransen.
- Körperbau: Der Körper ist walzenförmig und leicht gestreckt. Die Tiere sollen vorn und hinten gleich breit sein und an der Hinterhand gut abgerundet. Mit der leichten Streckung erscheint das Zusammenspiel von Zeichnung und Körperbau harmonischer und eleganter. Mittellange, kräftige Läufe ermöglichen die nötige Bodenfreiheit. Erst in der richtigen Stellung zeigen die Tiere die volle Schönheit ihrer Zeichnung. Sitzen sie zusammengekauert da, schieben sich die Seitenpunkte zusammen, die Backenpunkte scheinen an den Augenringen zu kleben. So soll eine Rheinische Schecke nicht aussehen.
- Kopf: Ein Hals ist optisch nicht vorhanden, der Kopf ist kräftig. Die Ohren stehen aufrecht, sie sind 11 bis 13 cm lang.
Herkunft der Rheinischen Schecke
Die Rasse ist im Rheinland durch Zufall entstanden. Josef Heintz wohnte in Grevenbroich. Er arbeitete bei der Post und züchtete Japaner Kaninchen.
1902 kam sein Nachbar zu ihm. Er hatte eine graue Mixhäsin, die er von einem der Rammler von J. Heintz decken lassen wollte. Der passionierte Züchter stimmte zu und so erblickten bald darauf 3 Kaninchenbabys das Licht der Welt. Eines von ihnen, eine Häsin, war weiß, schwarz und gelb gescheckt.
Die Kleine erweckte, aufgrund der Scheckung, das Interesse von Heintz. Er übernahm das Tier und züchtete damit weiter. Die Häsin wurde mit 200 Nachkommen die Stammmutter der Rasse. Zur weiteren Zucht wurden Englische Schecken und Albinos eingesetzt.
Schon 1905 stellte J. Heintz erste Tiere aus. Die neue Scheckenrasse fand schnell Anhänger und wurde 1905 anerkannt.
Anfangs gab es verschiedene Zuchtrichtungen. Einige Züchter strebten die Kettenzeichnung der Englischen Schecke an, andere die Punktscheckung der Riesenschecken oder gar Mantelscheckung. Es gab Züchter, die ausschließlich Tiere ohne Schmetterling züchteten. Auch über Größe und Anzahl der Punkte war man sich nicht einig. Ein Rassestandard existierte zwar, gab aber keine einheitlichen Richtlinien vor.
Dieses Manko wurde schnell behoben. Noch vor 1914 wurden die Anforderungen an die Rasse konkreter. Punktscheckung und Nasenschmetterling sind seitdem vorgegeben.
Die Rasse entwickelte sich rasant und fand viele neue Anhänger. Leider brach in den 1930er Jahren die Zucht fast vollständig zusammen. Wie viele andere Rassen, schafften es auch die Rheinischen Schecken nicht, als Wirtschaftsrasse eingestuft zu werden.
Nach 1945 entstand die Rasse aus den Restbeständen neu und erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit.
Fazit
Die dreifarbigen Schecken sind schon etwas Besonderes. Ihr Charakter und die pflegeleichte Haltung machen sie perfekt für Einsteiger in die Kaninchenhaltung.