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Wiener Kaninchen

freundlich, schnell zahm, neugierig, lernt Tricks

Das Foto zeigt ein Wiener Kaninchenpets in frames / shutterstock.com

Steckbrief: Wiener Kaninchen

Größe

mittelgroß

Gewicht

3 bis 5 kg

Fell

mittellang, glänzend, dicht

Pflegeaufwand

gering

Eigenschaften

freundlich, schnell zahm, neugierig, lernt Tricks

Lebenserwartung

8 bis 10 Jahre

Anfängerfreundlich?

Ja

Herkunftsland

Österreich

Haltung

Innen & Außen

Besonderheiten

das Fell ist nicht lichtecht; hohe Fruchtbarkeit

Preis ca.

40€

Tipps

während Fellwechsel das lose Fell ausbürsten; regelmäßige Fellkontrolle

Kurzbeschreibung der Wiener Kaninchen

Unter dem Begriff Wiener Kaninchen werden mehrere Rassen zusammengefasst. Sie ähneln sich in Größe, Körperbau und Charakter, der markante Unterschied ist die Fellfarbe.

In Deutschland sind 5 Rassen anerkannt: Weiße, Blaue, Graue, Blaugraue und Schwarze Wiener. Bekannt und beliebt sind die Blauen Wiener. Jedoch sollten Sie Ihre Aufmerksamkeit ebenfalls auf die anderen Rassen richten, denn alle langohrigen Wiener sind freundlich, anhänglich und werden zahm.

Charakter und Wesen

Kaum sind sie in ihrem neuen Zuhause angekommen, lernen Sie einen weiteren Wesenszug Ihrer Schützlinge kennen: Sie sind furchtbar neugierig!

Als Erstes inspizieren sie ihr Gehege. Jeder Unterschlupf, jedes Versteck, alle Spielzeuge werden genau untersucht. Anschließend setzen sie ihre Untersuchung im Kaninchenzimmer fort. Beteiligen Sie sich an den Entdeckungstouren. Schauen Sie zu, wie sie Schritt für Schritt ihre neue Welt erobern.

Wichtig!

Potenziell gefährliche „Spielzeuge“, wie elektrische Kabel, sollten Sie in Sicherheit bringen, bevor Ihre Freunde einziehen.

Von allen Wienern geht eine freundliche, ausgelassene Lebhaftigkeit aus. Sie neigen weder zu Nervosität noch zu Hektik, sie haben einfach Spaß an der Bewegung, am Laufen, Spielen, Herumtollen. Anschließend kommen sie gern zu Ihnen, legen sich neben Sie und möchten kuscheln.

Wenn Sie sich viel mit Ihren Langohren beschäftigen, können sie sehr anhänglich werden und eine starke Beziehung zu Ihnen aufbauen. Am liebsten sind sie ständig in Ihrer Nähe und auf keinen Fall möchten sie etwas verpassen.

Damit die Kleinen ihren Bewegungsdrang ausleben können, brauchen sie viel Platz. Hürden, Tunnel, Brücken, Klettermöglichkeiten, plötzlich im Weg stehende Hindernisse (Kartons, Eimer, Plastikflaschen) bilden Hindernisbahnen, die es zu überwinden oder zu umlaufen gilt. Variieren Sie die Anordnung ab und zu, das macht das Laufspiel interessanter.

Zur Abwechslung dürfen Ihre Freunde nach leckeren Sachen suchen, die Sie vorher versteckt haben. Tricks lernen können Ihre Langohren natürlich auch. Sie sind intelligent und lernen schnell.

Unser Tipp!

Was die Wiener Kaninchen lernen, bleibt Ihrer Fantasie überlassen: Ihnen auf den Schoß springen, auf ihren Namen hören, eine Katzentoilette benutzen sind ein paar Vorschläge.

Die munteren Kerlchen sollten in einer Gruppe zusammen mit Artgenossen leben dürfen. Ohne die Kommunikation und die sozialen Kontakte zu anderen Kaninchen kümmern sie, weil sie nicht artgerecht leben können.

Eignung für Anfänger

Da die Tiere trotz aller Lebhaftigkeit ruhig und ausgeglichen sind, können sie gut von Anfängern oder Familien gepflegt werden.

Haltung und Pflege

Das Fell bedarf keiner besonderen Pflege, Ihre Langohren halten es selbst sauber. Nur während des Fellwechsels im Frühling und Herbst sollten Sie helfen und das lose Fell herausbürsten.

Regelmäßige Fellkontrolle

Das schöne, dichte Fell Ihrer Schützlinge hat auch Nachteile. Kleine Verletzungen oder Parasiten, die sich einnisten möchten, sind schwer zu erkennen.

Freilandhaltung möglich?

Freilandhaltung ist das ganze Jahr über möglich.

Das Foto zeigt ein blaues Wiener Kaninchenslowmotiongli / shutterstock.com

Schon gewusst?

Zu beachten ist, dass das Fell der Blauen Wiener ist nicht lichtecht. Die Farbe bleicht aus, wenn die Langohren zu viel Sonnenlicht ausgesetzt sind.

Ist Ihnen die Fellqualität wichtig, weil Sie mit ihnen eine Ausstellung besuchen möchten, sollten Sie die Tiere nicht im Freien halten.

Interessante Infos

Weiße Wiener sind keine Albinos, es handelt sich um leuzistische Tiere. Sie haben zwar weißes Fell aber blaue Augen, Albinos haben rote Augen.

Werden Weiße Wiener mit Albinos gekreuzt, entstehen in der ersten Generation Jungtiere mit gefärbtem Fell.
Weiße und Blaue Wiener gehören heute zu den beliebtesten Rassen.

Alle Wiener Rassen zeichnen sich durch hohe Fruchtbarkeit aus. Die Häsinnen sind gute Mütter und ziehen die Kleinen sorgfältig auf.

Aussehen und besondere Merkmale

  • Größe: mittelgroß
  • Gewicht: 3 bis 5 kg; Das Gewicht hängt von der jeweiligen Rasse ab, die Blauen sind mit 4 bis 5 kg die schwersten.
  • Lebenserwartung: 8 bis 10 Jahre
  • Farben:
    • Weiße: Sie sind reinweiß mit blauen Augen.
    • Blaue: Ein kräftiges, glänzendes mittel- bis dunkelblau überzieht den kompletten Körper. Am Bauch darf die Farbe etwas matter sein. Einzelne weiße Haare oder leichter Anflug von Rost sind nicht erlaubt. Die Augen sollen blaugrau sein.
    • Graue: Die Deckfarbe ist Wildgrau in verschiedenen Abstufungen. Auf dem Rücken erkennen Sie die schwarz schattierte Beraupung. Oberseits ist die Blume gesprenkelt. Etwas heller als auf dem Rücken ist das Fell an den Seiten und auf der Brust. Die Ohren sind typisch schwarz gesäumt. Die Unterfarbe ist bräunlich oder bläulich.
    • Blaugraue: Ihre Farbe entspricht der des Perlfeh Kaninchens, sie sind blau-wildfarbig. Bei ihnen stehen die Grannenhaare büschelweise zusammen. Die blauen Spitzen ergeben den Perleffekt. Der Bauch ist weiß bis cremefarbig. Die Wildfarbigkeitsabzeichen um die Augen, Kinnbacken, Läufen und der Brust sind ebenfalls creme oder weißlich-grau.
    • Schwarze: Ihr Körper ist von glatten, glänzenden, tiefschwarzen Haaren bedeckt. Nur am Bauch darf die Farbe leicht matt sein.
  • Fell: Das Fell aller Rassen ist von mittlerer Länge, dicht und glänzend. Die Grannenhaare sind gleichmäßig über den Körper verteilt, sie sollen das Deckhaar nicht überragen. Unterwolle haben die Tiere sehr viel. Sie ist bei diesen Rassen besonders dicht und fein.
  • Körperbau:
    • Weiße: Sie sind leicht gedrungen, feingliedrig und walzenförmig. Das unterscheidet sie von den anderen Rassen. Die Rückenlinie ist gleichmäßig und rundet sich zum Becken hin ab. Erwünscht ist eine halbhohe Stellung, kräftige, mittellange Läufe machen es möglich. Ihr Kopf sitzt scheinbar ohne Hals direkt auf dem Körper. Die Backen sind voll ausgeprägt, Schnauze und Stirn breit. Zwei etwa 12 cm lange Ohren stehen in V-Form nach oben, sie sind kräftig und abgerundet.
    • Blaue, Graue, Blaugraue und Schwarze: Sie sind alle vom gleichen Typ. Ihr Körper ist walzenförmig und leicht gestreckt. Er soll vorn und hinten gleich breit sein, die Rückenlinie soll ebenmäßig und gut gerundet sein. Mittellange, kräftige Läufe ergeben die angestrebte mittelhohe Stellung. Brust und Nacken sind gut ausgeprägt und kräftig.
  • Kopf: Der Kopf zeichnet sich durch dicke Backen und einen breiten Stirn- und Schnauzenbereich aus. Die V-förmig nach oben stehenden Ohren sollen vollständig behaart und gut abgerundet sein. Sie sind zwischen 11,5 und 12,5 cm lang.
Das Foto zeigt ein Wiener KaninchenOwl_photographer / shutterstock.com

Herkunft der Wiener Kaninchen

Weiße Wiener Kaninchen

Zuchtziel war ein weißes Kaninchen mit blauen Augen im Typ der Blauen Wiener. Wilhelm Mucke aus Wien nahm als Grundlage blauweiße Holländerkaninchen. Mit Verdrängungszucht wollte er daraus ein reinweißes Kaninchen züchten.

Heute sind sich die Genetiker fast sicher, dass das weiße Fell nicht durch Verdrängungszucht, sondern durch eine Mutation entstand. Da die Tiere klein waren, kreuzte Mucki, wie ihn seine Freunde nannten, weiße Riesen und weiße Widder ein.

1907 stellte er die Langohren erstmalig vor.

1910 kamen die ersten Tiere nach Deutschland. Damals war es die einzige reinweiße, mittelgroße Rasse. Diesem Umstand verdankte sie es, in den 1930er Jahren als Wirtschaftsrasse anerkannt zu werden. Die Rasse wurde gefördert und verbreitete sich rasch.

In den 1960er Jahren kam der Weiße Neuseeländer nach Deutschland. Er war stark auf Wirtschaftlichkeit gezüchtet und begann, die Weißen Wiener zu verdrängen.

Schon gewusst?

Die Freunde der Weißen Wiener achten gewissenhaft darauf, dass Ihre Tiere leicht und feingliedrig sind. Darin unterscheiden sie sich von der blockigen, schweren Konkurrenz, den Weißen Neuseeländern.

Blaue Wiener

Blaue Kaninchen gibt es bereits seit dem 17. Jahrhundert. Sie wurden jedoch wenig beachtet. Das sollte sich in den 1890er Jahren ändern.

Damals fasste Johann Constantin Schultz aus Wien den Plan, einen Blauen Wiener Riesen zu züchten. Belgische Riesen brachten die gewünschte Größe, französische Halbwidder die Robustheit und Lothringer Riesen die angestrebte blaue Farbe in die neue Rasse ein. Eventuell kamen blaue Kaninchen aus Mähren zum Einsatz. Dieser Umstand ist nicht genau belegt und daher bis heute umstritten.

1895 wurden die Tiere zum ersten Mal ausgestellt. Die Anerkennung als Rasse ließ nicht lange auf sich warten, sie erfolgte 1897. Sie bekam den Namen Blaue Wiener.

1903 kamen einige der Langohren nach Deutschland.

In den Anfangsjahren der Rasse gab es unter den Züchtern zwei Lager. Eine Gruppe wollte ein Riesenkaninchen, bei dem Größe und Gewicht vor der Farbe standen. Für die zweite Gruppe stand die Farbe im Mittelpunkt, die Größe war zweitrangig. Letztendlich setzte sich die zweite Gruppe durch.

Nun stellte sich die nächste Frage: Welchen Farbton sollte das Fell haben? Damals gab es noch viele blaugraue (blauwildfarbene)Tiere.

Graue Wiener Kaninchen

Sie entstanden aus den Deutschen Kaninchen, einer kleinen, Ende des 19. Jahrhunderts weit verbreiteten Rasse. Ihre Farbe war nicht einheitlich, es gab wildgraue, gescheckte und dunkle Tiere.

Zur Zeit des Nationalsozialismus lag das Bestreben auf wenigen wirtschaftlichen Rassen. Es sollte ein mittelgroßes, graues Wirtschaftskaninchen vom Typ der Blauen Wiener geschaffen werden.

Dieses Ziel gedachte man mit Verpaarungen von Großchinchillas mit Blauen Wienern zu erreichen. Die Zucht wurde mehr halbherzig betrieben und war nur von mittelmäßigem Erfolg.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erfuhr die Zucht einen Aufschwung und wurde 1962 endlich als eigenständige Rasse eingetragen.

Blaugraue

Die Rasse ist aus Versehen entstanden. Das Zuchtziel war ein großes Perlfeh Kaninchen. 1936 wurden die Tiere als Blaugraue Wiener anerkannt. Sie spielten eher eine Nebenrolle und gerieten allmählich in Vergessenheit.

1961 wurde die Anerkennung als Rasse zurückgezogen. Da in den 1980er und 90er Jahren die Verbreitung der Tiere stieg und sie an Beliebtheit gewannen, werden sie seit 1997 wieder als eigenständige Rasse geführt.

Schwarze Wiener

Sie werden seit 1925 gezüchtet. Anfangs war die Rasse überaus beliebt. Das änderte sich schnell, die Bestände nahmen rapide ab. Erst in den letzten Jahren finden sich mehr und mehr Liebhaber der Rasse.

Fazit

Die lebhaften Langohren brauchen ausreichend Platz und Beschäftigung. Können Sie ihnen beides bieten, steht einer langen, glücklichen Beziehung nichts im Weg.