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Marderkaninchen

ruhig, schnell zahm, sanftmütig, freundlich

Das Foto zeigt ein Marderkaninchen

Steckbrief: Marderkaninchen

Größe

klein

Gewicht

2.2 bis 3.3 kg

Fell

lange Grannenhaare, glänzend, dicht, wollig

Pflegeaufwand

gering

Eigenschaften

ruhig, schnell zahm, sanftmütig, freundlich

Lebenserwartung

8 bis 12 Jahre

Anfängerfreundlich?

Ja

Herkunftsland

England, Frankreich, USA, Deutschland

Haltung

Innen & Außen

Besonderheiten

sie müssen zur Bewegung animiert werden; lieben innige Beziehungen; Zucht schwierig

Preis ca.

25€

Tipps

wöchentlicher Gesundheitscheck; nur bei grober Verschmutzung bürsten

Kurzbeschreibung der Marderkaninchen

Die kleinen, elegant wirkenden Marderkaninchen werden schnell zahm. Das macht sie als Haustier für Anfänger interessant. Die Zucht der Rasse, mit der typischen Zeichnung und Farbe jedoch, ist etwas für Fortgeschrittene. Wahrscheinlich sind die Kerlchen deshalb so selten anzutreffen.

Charakter und Wesen

Mit den kleinen Plüschohren holen Sie sich ruhige, ausgeglichene und freundliche Gesellen ins Haus. Sie bauen schon bald eine enge Beziehung zu Ihnen auf und folgen Ihnen bei jedem Schritt. Die Kleinen brauchen ihren täglichen Freilauf in der Wohnung.

Obwohl sie nicht zu den aktiven Langohren gehören, wollen sie doch beschäftigt werden. Zu Wettrennen oder wilden Verfolgungsjagden neigen sie nicht. Sie haben es nicht so eilig.

Wichtig!

Marderkaninchen sind eher gemütlich. Achten Sie deswegen darauf, dass sich Ihre Freunde ausreichend bewegen.

Verteilen Sie ihr Futter weitläufig im Gehege und in der Wohnung. Stopfen Sie Heu in Futterbälle oder Papprollen. Verstecken Sie einige Leckerchen in dem Heu, das erhöht die Motivation Ihrer Fellfreunde. Oder besorgen Sie ihnen aus Weidenzweigen geflochtene Kugeln. Um an die leckeren Zweige heranzukommen, muss die Kugel erst eingefangen werden. Als Nebeneffekt nutzen sich Ihre Langohren die Zähne ganz natürlich ab.

Wenn es darum geht, kleine Tricks zu lernen oder knifflige Suchaufgaben zu lösen, werden Ihre Freunde ganz bei Ihnen sein. Sie sind sehr intelligent und lernen schnell. Mit einigen Leckereien haben sie schnell herausgefunden, was Sie von ihnen möchten. Dann kommen sie, wenn Sie sie rufen, machen Männchen oder drehen sich um sich selbst.

Kein Kaninchen möchte gern allein sein. Den sozialen Kontakt zu Artgenossen können Sie als Mensch nicht ersetzen, Sie sprechen eine andere Sprache. In einer Gruppe von 2 bis 3 Langohren fühlen sich Ihre Marderkaninchen wohl und können sich ihrer Natur entsprechend verhalten. Ihren Interaktionen zuzuschauen, ist überaus interessant und macht Spaß.

Wichtig!

Trotz aller Anhänglichkeit sollten Sie Ihre Schützlinge nicht ständig hochheben. Ab und zu ist das kein Problem. Passiert es zu oft, können Sie Ihre Freunde damit unter Stress setzen.

Eignung für Anfänger

Die ruhigen Gesellen eignen sich gut für Einsteiger, Senioren oder Familien mit Kindern.

Haltung und Pflege

Gegenseitige Fellpflege gehört zu ihrem normalen Sozialverhalten. Sie brauchen nur zur Bürste greifen, falls sich einer Ihrer Schützlinge einmal stärker verschmutzt hat. Dann sollten Sie dem kleinen Kerl helfen.

Wichtig ist, dass Sie einmal wöchentlich den Gesundheitsstatus überprüfen. Am besten geht das, wenn Sie das ganz nebenbei während einer Kuschelstunde erledigen. Schauen Sie, ob Sie kleinere Verletzungen finden. Im dichten Fell fallen sie oft nicht sofort auf. Achten Sie weiterhin darauf, dass Ihre Freunde frei von Parasiten sind.

Wichtig!

Bei dem überschaubaren Temperament der Marderkaninchen müssen Sie ganz genau hinschauen, ob sich jemand besonders apathisch verhält oder sich von den anderen zurückzieht. Es könnte ein Anzeichen einer Krankheit sein.

Freilandhaltung möglich?

Freilandhaltung ist problemlos möglich. Sind Ihre Langohren abgehärtet, dürfen sie das ganze Jahr draußen sein.

Interessante Infos

1928 fand in Berlin die erste Ausstellung für Edelpelztiere statt. Die Käfige der neu gezüchteten Rasse standen neben denen der Edelmarder. Das brachte der Rasse den Namen Marderkaninchen ein.

Tiere im blauen oder braunen Farbschlag werden als Typmarder bezeichnet. Typmarder sind mischerbig. Paaren Sie zwei von ihnen werden neben Typmardern ebenfalls Dunkelmarder und je nach Zuchtline Russenmarder oder Albinos geboren.

Diese Tatsache macht die Marderkaninchenzucht aufwändig, aber gleichzeitig interessant und spannend. Die fehlfarbenen Tiere sind durchaus kein Ausschuss oder nur für die Bratpfanne geeignet. Sie können wertvolle Erbanlagen in sich tragen, die für die weitere Zucht wichtig sind. Für den Züchter bedeutet dies jedoch, dass er zusätzliches Futter und Unterbringungsmöglichkeiten für die Langohren haben muss.

Herausforderung bei der Zucht

Als Herausforderung steht vor allen Marderzüchtern die Aufgabe, die Tiere nicht ausschließlich nach der Farbe zu selektieren. Körperbau und hohe Wurfzahlen müssen sie ebenfalls berücksichtigen.

Seit 2018 dürfen neben den Typmardern auch Russenmarder und Albinomarder auf Ausstellungen gezeigt werden.
Die Langohren tragen, je nach Zuchtlinie, entweder den Albinofaktor oder den Russenfaktor in sich. Tiere mit Albinofaktor sind in der Grundfarbe etwas heller. Woher der Russenfaktor bei dieser Rasse genetisch stammt, ist unbekannt.

Alle Marderkaninchen werden bronzefarbig geboren. Erst nach und nach bildet sich die spätere Fellfarbe mit den typischen Abzeichen heraus. Etwa im Alter von 5 Monaten ist die Umfärbung abgeschlossen. Leider wird die Grundfarbe, das Deckhaar, mit jedem weiteren Fallwechsel dunkler, die Abzeichen verschwinden allmählich.

Die Züchter sind bemüht, die Zeit der „Prachtfärbung“ zu verlängern. Sind die Langöhrchen doch dann am schönsten. Es gibt bereits Tiere, die erst nach einem Jahr anfangen, dunkler zu werden. Jedoch sind sie noch selten. Hier ist weitere Zuchtarbeit nötig.

Ein enger Verwandter des Marderkaninchens ist das Siamesen Kaninchen. Es trägt die gleichen Abzeichen. Marder ist ein Farbschlag, der bei weiteren Rassen, zum Beispiel den Farbenzwergen, vorkommt.

Neben der kleinen Rasse gibt es eine Rasse großer Marderkaninchen. Sie erreichen ein Gewicht von 4 bis 5 kg.

Sehr selten!

Bedauerlicherweise sind Marderkaninchen sehr selten. Auf der Roten Liste der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen wird die Rasse als extrem gefährdet in der Kategorie I geführt. Wahrscheinlich ist die aufwändige Zucht der Hauptgrund, warum sich nicht mehr Züchter mit dieser Rasse beschäftigen.

Aussehen und besondere Merkmale

  • Größe: klein
  • Gewicht: 2,5 bis 3,25 kg, Mindestgewicht 2,25 kg
  • Lebenserwartung: 8 bis 12 Jahre
  • Farben: Anerkannt sind die Farbschläge blau und braun. Die Grundfarbe ist demnach blau oder braun in verschiedenen Abstufungen. An den Flanken, dem Becken, Bauch, Brust, den Backen und den Seiten ist die Deckfarbe heller. Hinterschenkel und Schultern sind dunkler getönt.
    • Typisch für die Rasse ist die dunkle Zeichnung. Sie umfasst eine Gesichtsmaske, die Ohren, die Läufe bis über die Sprunggelenke und die Blume. Zusätzlich zieht sich über den Rücken ein 8 cm breiter Streifen. Er beginnt, wo die angelegten Ohren den Rücken berühren und zieht sich über das Hinterteil.
    • Am Kopf ist der Bereich um die Schnauze und die Augeneinfassung dunkel. Unter den Augen sitzt ein dunkler Backenpunkt, aus dem, ganz charakteristisch, ein Tasthaar wächst. Durch die Kopfzeichnung bildet sich auf der Stirn das Marderkreuz. Zwei helle Streifen, die sich im rechten Winkel überschneiden. Der senkrechte Streifen entsteht durch die Augeneinfassungen und der waagerechte durch den Abstand zwischen den Augeneinfassungen und den Ohransätzen. Ein komplett schwarzer Kopf ist unerwünscht.
    • Die Abzeichen haben außer an den Ohrwurzeln keine scharfen Kanten. Die Ränder sind verwaschen und gehen allmählich in die Deckfarbe über. Das, was bei anderen Rassen ein Makel ist, ist hier erwünscht.
    • Es gibt auch einen chinchillafarbenen Farbschlag, der allerdings nicht anerkannt ist.
  • Fell: Das Fell hat einen wunderschönen Glanz, ist dicht und griffig. Es hat reichlich Unterwolle, die Grannenhaare sollen gleichmäßig über den ganzen Körper verteilt sein. Die Deckhaare sind 2,6 bis 3 cm lang, die Grannenhaare 0,5 bis 0,8 cm länger. Auch die Ohren sind gut behaart.
  • Körperbau: Der Körper ist leicht gedrungen und gleicht einer vorn und hinten gleich breiten Walze. Die Hinterhand ist schön gerundet, die Vorderläufe sind mittelstark und mittellang. Daraus ergibt sich die gewünschte mittelhohe Haltung, bei der die Bauchlinie gut sichtbar ist. Beide Hinterläufe sollen parallel neben dem Körper stehen. Die Brust ist gut ausgebildet, die Schultern sind muskulös und geschlossen.
  • Kopf: Ihr markanter Kopf ist kurz und liegt dicht auf den Schultern. Schnauze und Stirn sind breit, der Nasenrücken wölbt sich leicht nach oben. Der Fachmann nennt das Ramsnase. V-förmig nach oben stehende Ohren passen harmonisch zum Körper. Sie sind 10,5 bis 11,2 cm lang, fleischig und stabil. Die Augen sind braun, eventuell etwas rötlich durchleuchtet, die Krallen hornfarbig.

Herkunft der Marderkaninchen

Schon gewusst?

Die Herkunft dieser Rasse ist besonders interessant. Sie wurde unabhängig voneinander an mehreren Orten etwa zeitgleich gezüchtet. Eines haben alle Zuchtversuche gemeinsam: Chinchillakaninchen wurden überall eingesetzt.

In Deutschland entstand die Rasse zufällig. Emil Thomsen aus Hamburg begann um 1920 mit ersten Verpaarungen. Er hatte sich das Ziel gesetzt, eine Kaninchenrasse zu kreieren, die das Fell des Opossums täuschend echt nachbilden sollte. Opossumfelle waren selten und überaus teuer. Die Kaninchenfelle sollten eine preiswerte Alternative darstellen.

Er kreuzte Blaue Wiener, Hasenkaninchen, Thüringer, Havanna und weiße Angoras. Das Fell des Opossums konnte er damit leider nicht erreichen. Herr Joppich gab ihm den Tipp, Kleinchinchilla einzukreuzen. Es wurden bronzefarbene Jungtiere geboren. Nach einigen Wochen färbten sie sich um und zum Vorschein kam die Marderfarbe.

E. Thomsen gab einige Tiere an andere Züchter, die die Rasse nach seinem Tod weiterentwickelten. 1924 waren erste Rassevertreter in Altona zu sehen.

In Großbritannien stellte 1924 David W. Irving aus Freshfield in der Nähe von Liverpool Marderkaninchen vor. Er nannte sie Siamese Sables.

Ebenfalls 1924 züchtete O. Brock aus Kalifornien diese Rasse, die als American Sables bekannt wurde.

In Frankreich entstanden 1925 Marderkaninchen. Der Züchter war M. Fraineau aus Cognac im Département Charente. Sie waren zuerst in Paris unter dem Namen Zibelines zu sehen.

Fazit

Wer gern ruhige und nette Hausgenossen um sich hat, ist mit diesen Langöhrchen gut beraten.