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Genter Bartkaninchen

ruhig, umgänglich, freundlich

Das Foto zeigt ein Genter BartkaninchenArlee.P / shutterstock.com

Steckbrief: Genter Bartkaninchen

Größe

mittelgroß

Gewicht

3.7 bis 5.3 kg

Fell

mittellang, dicht

Pflegeaufwand

hoch

Eigenschaften

ruhig, umgänglich, freundlich

Lebenserwartung

6 bis 8 Jahre

Anfängerfreundlich?

Ja

Herkunftsland

ungewiss

Haltung

nur Innenhaltung

Besonderheiten

Bart; Mähne; Erscheinungsbild ändert sich je nach Jahreszeit

Preis ca.

15€

Tipps

Tägliche Fellpflege notwendig; Einstreu, die nicht im Fell hängen bleibt

Kurzbeschreibung der Genter Bartkaninchen

Der Name „Genter Bartkaninchen“ deutet es schon an: Die putzigen Langohren haben nicht nur den typischen Bart, sondern auch eine Mähne und lange Seitenbehaarung. Sie gehören zu den Langhaarrassen. Hätten sich nicht vor ein paar Jahren einige Liebhaber der Rasse angenommen, wären sie wahrscheinlich ausgestorben. Überaus selten sind die Tiere mit dem einzigartigen Erscheinungsbild immer noch.

Charakter und Wesen

Mit Genter Bartkaninchen nehmen Sie liebenswerte, ruhige Hausgenossen bei sich auf. Sie sehen nicht nur besonders aus, auch ihr Wesen ist besonders. Es dauert gar nicht lange, bis sie eine enge Beziehung zu Ihnen eingehen. Ihre Langohren sind zutraulich und immer freundlich. Das geht soweit, dass die Kerlchen auch draußen auf der Wiese bei Ihnen bleiben bzw. nach kurzer Zeit zu Ihnen zurückkehren.

Aggression ist ihnen fremd, sie gehen Auseinandersetzungen lieber aus dem Weg. Die Tiere strahlen Ruhe und Gelassenheit aus. Ein ganz spezieller Glanz in ihren Augen unterstreicht das. Ihr Blick hat eine ungemein beruhigende Wirkung.

Im Zusammenleben mit Kaninchen anderer Rassen sind sie zurückhaltend und schüchtern. Achten Sie darauf, dass Ihre haarigen Freunde von den anderen nicht zu sehr dominiert werden.

Generell kann die Gruppe für Ihre Freunde nicht groß genug sein.

Schon gewusst?

Die Häsinnen unterstützen einander bei der Aufzucht der Jungen. Ein Phänomen, dass Sie bei anderen Rassen nicht finden. Säugende Mütter ziehen sich normalerweise zurück und bewachen ihre Babys eifersüchtig vor Artgenossen.

Je mehr es sind, umso wohler fühlen sich Ihre bärtigen Langohren. In Einzelhaltung kümmern sie, das sollten Sie unbedingt vermeiden. Schaffen Sie sich gleich mehrere der Gesellen an, umso lustiger wird es.

Ruhige Langohren brauchen ebenso viel Beschäftigung, wie ihre temperamentvollen Artgenossen. Nur die Art der Spiele ist anders. Bei den meisten Bartkaninchen werden Sie mit Bewegungsspielen keine große Begeisterung hervorrufen.

Unser Tipp!

Die Kerlchen sind furchtbar neugierig. Sorgen Sie dafür, dass sie immer wieder etwas Neues entdecken können.

Bringen Sie ihnen Zweige, Äste oder Wurzeln, wenn möglich mit frischem Laub, mit. Eine Kiste mit trockenem Herbstlaub oder Knüllpapier gefüllt, bringt stundenlangen Spielspaß. Streuen Sie einige Leckereien hinein, das erhöht die Motivation gewaltig.

Wenn Ihre Freunde die Kiste kennen, manipulieren Sie den Eingang so, dass Ihre Entdecker sich den Zugang erarbeiten müssen. Hängen Sie ein einfaches Tuch davor. Das müssen die Kleinen erst zur Seite schieben, um hineinzugelangen. Drehen Sie den Karton, dann zeigt der Eingang in eine andere Richtung.

Tricks lernen Ihre Freunde ebenfalls schnell und mit Begeisterung. Egal, ob Männchen machen oder schwierigere Sachen, Ihrer Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Eignung für Anfänger

Anfänger kommen mit den ruhigen Zeitgenossen gut zurecht, sollten jedoch den Pflegeaufwand des Fells nicht unterschätzen.

Haltung und Pflege

Für das lange Fell ist tägliche Pflege notwendig. Kämmen oder bürsten Sie es vorsichtig. Achten Sie darauf, dass sich keine Knötchen bilden, das feine Fell verfilzt schnell. Finden Sie doch mal einen Knoten, lösen Sie ihn mit den Fingern.

Will das nicht funktionieren, schneiden Sie die betreffende Stelle heraus. Mit einer scharfen Schere geht das schnell. Auch das geduldigste Langohr mag es nicht, wenn Sie ewig an ihm herumwursteln.

Verwenden Sie Einstreu, die nicht im Fell hängen bleibt und reinigen Sie die Toilettenecke täglich. Das üppige Fell verschmutzt schnell.

Freilandhaltung möglich?

Ihre Freunde können durchaus einen Spaziergang auf einer trockenen Wiese unternehmen. Für dauerhafte Freilandhaltung sind sie leider nicht geeignet.

Das, was sie so einzigartig macht, ihr langes Fell, saugt in Windeseile alle Nässe und jeden Schmutz in der Umgebung auf. Als Folge unterkühlen die Tiere und können krank werden.

Das Foto zeigt ein sitzendes BartkaninchenDorottya Mathe / shutterstock.com

Interessante Infos

Eine Rasse – viele Namen, Bartkaninchen, Genter Bartkaninchen, Belgische Bartkaninchen, Löwenkaninchen (Lapin Lion, Frankreich) oder Gentse Baarden, sind einige davon.

Alle Bartkaninchen, die in Österreich, der Schweiz und Deutschland leben, stammen von den wenigen Tieren ab, die damals aus Belgien importiert wurden.

Schon gewusst?

Schon bei den Neugeborenen ist zu sehen, wo sie später das lange Fell bekommen. Diese Bereiche sind rosig gefärbt.

Die feinen Haare wachsen nicht so schnell, wie das normale Fell. Anfangs sind sie wesentlich kürzer, „überholen“ das normale Deckhaar jedoch bald.

Bei jungen Tieren sind Bart, Mähne und Flankenhaar am längsten. Werden die Langohren älter, werden die Haare an den Seiten oft kürzer. Vor allem bei älteren Häsinnen fallen sie manchmal ganz aus.

Bei dieser Rasse gibt es viele verschiedene Typen und Farbvarianten. Dazu kommt, dass sich das Aussehen jedes einzelnen Tieres im Verlauf seines Lebens ändert. Länge und Dichte des Langhaars nehmen erst zu, später wieder ab.

Schon gewusst?

Sogar innerhalb eines Jahres verändert sich, je nach Jahreszeit, das Erscheinungsbild der Kaninchen. Das unterscheidet Bartkaninchen von allen anderen Rassen.

Die Fellstruktur der Mähne der Löwenkopfkaninchen ist ähnlich der der langhaarigen Bereiche der Bartkaninchen.
Böse Zungen behaupten, der Kopf der Bartkaninchen sieht mit dem dichten Fell und den breiten, langen Ohren aus wie der Kopf eines Esels.

Aussehen und besondere Merkmale

  • Größe: 40 cm
  • Gewicht: Idealgewicht 4,25 bis 5,25 kg, Mindestgewicht 3,75 kg
  • Lebenserwartung: 6 bis 8 Jahre
  • Farben: Hasengrau, Wildgrau und Dunkelgrau sind anerkannt. Die kurzen Haare auf dem Rücken sind etwas heller. Sie haben eine schwarz schattierte Beraupung. Im Vergleich dazu sind die langhaarigen Bereiche am Kopf und den Seiten dunkler. Der Bauch ist, abhängig vom Farbschlag, grau, cremefarbig oder weiß. Am Kopf stechen die Wildfarbigkeitsabzeichen hervor. Das bedeutet, dass der Bereich um die Schnauze, der Nasenrücken und die Augenringe weiß bis cremefarbig sind.
    • Beim wildfarbenen Farbschlag soll die Oberseite der Blume gesprenkelt sein. Schwarz mit eventueller leichter Sprenkelung, wünschen sich die Züchter die Blumenoberseite der dunkelgrauen Tiere.
    • Die Augen sind braun und die Krallen dunkelhornfarbig.
  • Fell: Das normale Fellhaar ist dicht und mittellang. Die Grannenhaare sollen nicht zu lang und gleichmäßig verteilt sein.
    • Herausragendes und namensgebendes Merkmal ist der Bart. Er befindet sich genau dort, wo ein Bart hingehört, an den Backen. Die Haare können bis 7 cm lang werden. Sie sind von der Struktur her feiner als das normale Deckhaar und leicht gewellt. Damit aber noch nicht genug.
    • An der Stirn, am Ohrenansatz und an Schultern, Brust und im Nacken gibt es ebenfalls lange Haare. Sie umrahmen den Kopf, wie eine Löwenmähne.
    • Das Fell der hellen Abzeichen am Kopf ist kurz. Von den Schultern über die Flanken zieht sich bis zur Blume an jeder Seite ein Streifen mit langem Fell. Dieses Fell kann so lang sein, wie an der Mähne, muss es aber nicht.
      Am beliebtesten sind die Exemplare, bei denen sich das lange Haar lückenlos über die kompletten Seiten zieht.
  • Körperbau: Der Körper hat eine leicht gestreckte Form. Er wird vorn und hinten gleich breit, mit breitem, kräftigen Rücken gewünscht. Die Rückenlinie soll ebenmäßig sein und sich nach hinten gut abrunden.
    Brust und Nacken sind gut ausgeprägt und muskulös, die Schultern geschlossen.
    Mittellange, kräftige Vorderläufe ermöglichen den mittelhohen Stand, die Hinterläufe sollen parallel zum Körper stehen. Ihre Blume wird etwa 12 cm lang.
  • Kopf: Auf dem kurzen Hals sitzt ein kräftiger Kopf. Auffallend sind die besonders breiten, oben abgerundeten Ohren. Sie werden 8,5 cm breit und 12,5 bis 14 cm lang.
Das Foto zeigt ein Bartkaninchen von vorneDorottya Mathe / shutterstock.com

Herkunft der Genter Bartkaninchen

Wie es zur Entstehung der lustigen Fellträger kam, liegt im Dunkel der Geschichte verborgen. Erste Tiere tauchten 1956 auf. Damals entdeckte sie der Belgier Raoul Verwulgen im Department Limousin in Mittelfrankreich. Er nahm einige der Langohren mit nach Hause und begann, mit ihnen zu züchten.

1961 stellte er sie zum ersten Mal in Gent aus und erregte große Aufmerksamkeit. Dort erhielten sie den Namen Gentse Baarden (Genter Bartkaninchen). Da Verwulgen kein Interesse daran hatte, die entstehende Rasse in den Belgischen Standard eintragen zu lassen und auch ihre Verbreitung nicht unterstützte, gerieten die Bartträger bald wieder in Vergessenheit.

1982 fand die Rasse wieder Anklang, als Ronny de Clerq sich ihrer annahm. Er arbeitete in Zingem (Belgien) für die Stiftung Lebendiges Erbe. Die Anzahl der Bartkaninchen stieg wieder leicht an. Trotzdem waren so wenige reinrassige Zuchttiere vorhanden, dass eine ständige Gefahr von Inzucht bestand. Die Langohren waren zu eng verwandt, ihre Nachkommen waren klein und lebensschwach. Es führte kein Weg daran vorbei, eine andere Rasse einzukreuzen.

Andernfalls wäre die Rasse vollständig verschwunden. Die Neuzüchter entschieden sich für Blaue Wiener, da sie in etwa den gleichen Körperbau haben.

Schon gewusst?

Weil die Gentse Baarden in ihren Eigenschaften nicht verändert werden sollten, wurden die Nachkommen aus diesen Verpaarungen mit Bartkaninchen rückgekreuzt. Damit wurden die Gene der Wiener nach und nach wieder aus dem Erbgut verdrängt.

Die Rückkreuzung war ein langwieriger Prozess, der letztendlich zum Erfolg geführt hat. Die Rasse wurde vor dem Aussterben bewahrt.

1992 erkannte Dr. Jürgen Güntherschulze die Einzigartigkeit der Tiere. Damals war er der Direktor des Haustierparks Warder aus Schleswig-Holstein. Er holte zwei Zuchtpaare nach Deutschland. Später kamen weitere Bartkaninchen dazu, die er auf mehreren Arche-Höfen ansiedelte. 2005 erfolgte die Anerkennung des BDK in Deutschland und 2016 die Anerkennung im ZDRK (Deutschland).

2003 gelangten die Kaninchen nach Österreich. Dort bekamen sie den Namen Bartkaninchen und sind seit 2009 anerkannt. 2007 wurde die Rasse in Belgien anerkannt.

Es gibt heute in Belgien, Luxemburg, Deutschland, der Schweiz und Österreich insgesamt 120 Züchter. Die Rasse ist also weiterhin sehr selten.

Fazit

Obwohl sie ein wenig aufwändig in der Fellpflege sind, verdienen die sanften Geschöpfe Ihre Aufmerksamkeit. Es ist eine ganz besondere, viel zu seltene, Rasse.